
Schockieren ausgestellte Leichen heute noch?
Alex Kälin
Gunther von Hagens stellte 1999 konservierte Leichen in Basel aus. Jetzt versucht eine Ausstellung den Erfolg zu wiederholen. Doch kann man heute überhaupt noch damit schocken?
Ab Mittwoch werden in der Messe Basel 20 echte Leichen und hunderte Leichenteile ausgestellt. Eine Ausstellung von Imagine Exhibitions (USA), die durch eine Tessiner Eventfirma nach Basel gebracht wurde. «Real Bodies» seien laut den Veranstaltern aber mehr als nur echte Leichen. «Man erkundet nicht nur die körperliche Dimension, sondern auch die menschliche Dimension», so Davide Milesi, Projektmanager der Ausstellung.
Doch wer bei dem Ganzen ein Déjà-vu hat, liegt nicht falsch. Bereits 1999 hat Gunther von Hagens in Basel mit einer Ausstellung konservierte Körper ausgestellt. Doch von einer Kopie möchte Milesi nichts wissen: «Wir kopieren keine Kompositionen von ihm, sondern zollen ihm Tribut», so der Projektmanager.
Über 600’000 Besucher zog die Ausstellig «Körperwelten» 1999 in rund dreieinhalb Monaten an. Die Reaktionen damals waren sehr sehr kontrovers. «Ich finde das entwürdigend, ich finde der Mensch gehört nicht so zur schau gestellt», sagte ein Bestattungsunternehmer damals gegenüber Telebasel.

Und auch in Leserbriefen kochten die Emotionen hoch. «Leichenschändung als Kunst verkauft» hiess es in der NZZ. «Die Abscheulichkeit dieser Ausstellung grotesk zerhauener und präparierter Leichen und Leichenteile sucht ihres gleichen», hiess es im Tagesanzeiger von damals.
Doch glauben die Veranstalter von «Real Bodies», dass man auch heute noch mit den gehäuteten Kadavern schocken kann? «Man ist nicht geschockt, weil man Muskeln und Knochen sieht, sondern, weil der menschliche Körper eine perfekte Maschine ist und das ist wirklich schockierend.» Das menschliche Leben vom Fötus bis zum Tod steht darum im Fokus der Ausstellung.
Leichen stehen nicht freiwillig in der Ausstellung
Die Firma, die auch hinter der grossen Banksy-Ausstellung in der Messe stand, verlangt mit 25 bis 28 Franken für Erwachsene mehr als andere Ausstellungen für den Eintritt. Grund sei, dass es sich um eine private Sammlung und private Veranstalter handle. «Wir probieren Geld zu verdienen um weiterere Ausstellungen nach Basel zu bringen», sagt Davide Milesi, Projektmanager der Aussstellung.
Es handle sich bei den 20 ausgestellten Menschen nicht um freiwillige Spender:innen, sondern um nicht identifizierbare chinesische Leichen. Den Veranstaltern ist es wichtig zu betonen, dass alle an einem natürlichen Tod gestorben seien. Die Ausstellung geht bis Anfangs Dezember.
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