Sigi von Koeding-Anlage: «Es werden sich jetzt viele noch mehr an ihn erinnern»
Lea Meister
Am Montag wurde die Anlage an der Hochstrasse nach dem weltbekannten Basler Graffiti-Künstler Sigi von Koeding, alias «Dare», benannt. Weggefährten haben dafür extra zusammengefunden und eine Wand gestaltet.
«Dare» steht für «etwas wagen», «mutig sein». Geht es nach Yvette Amann, der Mutter des Sprayers Sigi von Koeding, hat auch die Stadt Basel Mut bewiesen. Denn selbstverständlich ist es nicht, dass eine öffentliche Anlage nach einem Graffiti-Künstler benannt wird. Zumindest noch nicht.
So geschehen am Montagmorgen. Acht Jahre dauerte es, bis ein passender Ort gefunden wurde, der nach dem weit über Basel hinaus bekannten Künstler Dare benannt werden konnte. Als Paul Haffner, bisheriger Präsident der Nomenklaturkommission Basel-Stadt, zum ersten Mal an der Anlage an der Hochstrasse vorbeilief, dachte er an Sigi von Koeding. Denn die Lage der Anlage auf der Achse Richtung Bahnhof SBB, wo auch viele von Dares Werken an der Zugeinfahrt und der Autobahn zu finden sind, passte gut.

Auch Yvette Amann war vom Vorschlag, die Anlage mit Spielplatz nach ihrem Sohn zu benennen, sofort angetan. Acht Jahre sind eine lange Zeit, «aber beim Hermann Hesse-Platz ging es 47 Jahre», wie Hafner bei der Einweihung am Montag lachend bemerkte. Es war dann auch sein letzter offizieller Auftritt für die Basler Nomenklaturkommission.
Klarer Bezug zur Stadt Basel
Für die Benennung einer Strasse oder eines Platzes müssen drei Kriterien erfüllt sein: Die geehrte Person muss einen klaren Bezug zu Basel gehabt haben – ihr Schaffen ebenfalls. Zudem muss die Person verstorben sein.
Alle drei Kriterien erfülle Sigi von Koeding, wie Stephanie Eymann, Regierungsrätin und Leiterin des Justiz- und Sicherheitsdepartements, am Montag vor Ort sagte. Dass von Koeding mit 41 im Jahr 2010 verstorben sei, sei tragisch. Dass sein Schaffen nun in dieser Form in Basel verewigt werden könne, umso wichtiger.
Wand von Weggefährten gestaltet
Es war ein familiäres Treffen, familiärer als Einweihungen von Strassennamen sonst sind. So bedankte sich Yvette Amann dann auch bei vielen Weggefährten ihres Sohnes und solchen, die ihr nach seinem Tod beigestanden und sie dabei unterstützt haben, das Schaffen ihres Sohnes für die Zukunft zu bewahren.
Vier dieser Weggefährten haben am Samstag die Wand auf der Anlage zu Ehren von Dare gestaltet. Daraus entstanden sind die Buchstaben des Namens Dare auf dem für Sigi von Koeding typischen Orange als Untergrund:
Ganz nach dem Motto «was lange währt, wird endlich gut», wurde am Montag dann vor dieser Wand die Anlage offiziell umbenannt und zum Apéro mit Familie, Freunden und Weggefährten geladen. Ursprünglich wäre noch angedacht gewesen, auf einer angrenzenden Wand den Künstler Dare in einem Porträt zu verewigen. Die Abklärungen diesbezüglich laufen aber noch, wie auch Stephanie Eymann gegenüber Baseljetzt bestätigt.
Etabliert sich der Graffiti-Expressionismus bald in der Kunstwelt?
Der Frage nach der Relevanz der Graffiti-Kunst und der Möglichkeit, mit dem Graffiti-Expressionismus eine neue Kunstrichtung zu etablieren, geht Kai Hendrik Schlusche in seinem neuen Buch «Graffiti Expressionism» nach, welches er Sigi von Koeding gewidmet hat.
Es beschäftigt sich damit, «ob sich in den knallbunten Graffitis all das wiederentdecken lässt, wofür der Expressionismus ursprünglich stand und heute noch steht». Stadtplaner Schlusche ist ein Kenner von Orten der urbanen Kreativität. Er war am Montag ebenfalls vor Ort und Teil der Danksagung von Yvette Amann.
«Er wäre stolz gewesen»
«Es werden sich jetzt viele noch mehr an ihn erinnern», sagte Amann und war sichtlich gerührt und ergänzte im persönlichen Gespräch: «Er wäre stolz gewesen. Er hätte sich im Hintergrund gehalten, aber er wäre stolz gewesen.» Stolz sind heute mit Sicherheit auch die zahlreichen Freunde, Verwandte und Interessierte, die zu Ehren Sigi von Koedings auf der Anlage mit Aussicht auf die Bahngleise zusammengekommen sind.
Ein ausführliches Gespräch mit Sigi von Koedings Mutter über den Werdegang ihres Sohnes findest du hier:
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pserratore
👏👏👏
Sonnenliebe
Ein schönes Zeichen der Stadt für einen grossen Künstler, dankeschön.