
Sportchef Vogel erklärt: Wieso im FCB-Kader doch ein grösserer Umbruch entsteht
Florian Vögeli
Die Veränderung des FCB-Kaders soll möglichst klein sein. Bereits jetzt sind aber schon sieben Abgänge und nur drei Zuzüge bekannt. Wegen des kleinen Kaders ist die Vorbereitung alles andere als optimal.
Die Kommunikation des FC Basel hat sich durch Sportdirektor Heiko Vogel verbessert. Er stellt sich unangenehmen Fragen und gibt Auskunft über die sportliche Ausrichtung – ohne in Fettnäpfchen zu treten.
Eine Scheibe davon könnte sich FCB-Präsident David Degen abschneiden. An der Generalversammlung des Basisvereins Mitte Mai nannte er eine klare Zahl: 90 Prozent des FCB-Kaders soll über die Sommerpause hinaus bestehen bleiben. Auch wenn Degen diese Aussage noch ein wenig relativierte, ist das die Botschaft, die bei den Mitgliedern hängen bleibt. Eine fixe Zahl, an der er nun gemessen wird.
Deutlich grösserer Umbruch
Neben den drei Andi(y)s (Andi Zeqiri, Andy Diouf und Andy Pelmard) steht momentan auch Darian Males nicht mehr im Kader. Bei ihm sollen die Bemühungen des FCB aber noch nicht am Ende sein. Zusätzlich zu diesen vier Leistungsträgern der vergangenen Saison sind auch Kasim Adams, Hugo Novoa und Kaly Sène nicht mehr auf der Lohnliste des FCB zu finden. Stand jetzt sind also bereits sieben Spieler weg. Deutlich mehr also als die einst angestrebten 10 Prozent.
So musste der neue FCB-Trainer Timo Schultz bereits in seinen ersten Wochen improvisieren. Ins Trainingslager nahm er einige Spieler aus dem Nachwuchs mit. Somit hatte er wenigstens genügend Spieler zur Verfügung, um ein anständiges Training auf die Beine stellen zu können. Die Qualität im Training wurde entsprechend ein wenig in Mitleidenschaft gezogen.
Im Wissen, dass noch zahlreiche Spieler dazustossen werden und die Mannschaft nicht in dieser Konstellation in die Saison startet, prophezeite der Deutsche bereits bei der Abreise aus dem Trainingslager: «Die Jungs müssen sich daran gewöhnen, wie wir trainieren und wie wir spielen wollen.» Weiter sagte Schultz: «Dieser Prozess wird auch am ersten Spieltag noch nicht abgeschlossen sein».
Ausbildungsliga Schweiz
Beklagen darüber will er sich nicht. Schlussendlich wusste er genau, welche Herausforderung auf ihn zu kommen wird. Die Verantwortlichen betonten nach dem Saisonende dann auch in der Öffentlichkeit, dass mehrere Spieler den Verein verlassen könnten. Sofern passende Angebote auf dem Tisch liegen.
Und so ist es nun auch gekommen. Diese 90 Prozent sollten laut Vogel implizieren, mit dem möglichst gleichen Kader in die neue Spielzeit starten zu wollen. «Weil es so immer leichter ist, in die Saison zu starten.» Warum dies nicht gelinge, sei relativ einfach zu erklären. Vogel: «Wir sind in der Schweiz eine Ausbildungsliga.» Entsprechend müsse auch immer damit gerechnet werden, dass ein Aderlass stattfinden könne. «Das gilt aber nicht nur für uns», so der Sportdirektor.
Wichtige Startphase
Davon ist der FCB mit seiner Clubphilosophie besonders stark betroffen. Viele junge Talente suchen den nächsten Schritt in eine grössere Liga und wollen nicht zahlreiche Jahre am Rheinknie verbringen. Auch wegen der U21-Europameisterschaft fehlten dem FCB zusätzlich Spieler in dieser Vorbereitung. Diese Tatsache spricht aber auch für die Qualität dieser Spieler und schlussendlich auch für die Qualität des FCB-Kaders.
Trotzdem sind es keine guten Bedingungen, damit der von Schultz angegangene Prozess rasch voranschreiten kann. Genau das wäre aber wichtig: Gerade zu Saisonbeginn steht die elementare Qualifikation zur Conference League an. Vogel gibt sich zuversichtlich: «Ein Prozess bedeutet ja nicht, dass man keinen Erfolg haben kann. Unsere Gegner haben die selben Probleme. Entsprechend sind es dann auch gleiche Bedingungen. Wir haben aber den klaren Anspruch an uns selbst, die Gruppenphase zu erreichen. Das werden wir hoffentlich auch schaffen!»
«Wir sind nicht naiv!»
Jemand, der den Basler helfen könnte, dieses Ziel zu erreichen, ist Zeki Amdouni. Der Schweizer Nationalspieler machte dank guten Leistungen in der Rückrunde auf sich aufmerksam. Der Sportdirektor ist auf jedes Szenario vorbereitet. «Wir sind nicht naiv. Wir planen alles ein und sondieren diesbezüglich den Markt. Wir haben auch schon die eine oder andere Verpflichtung in diese Richtung getätigt, um einen etwaigen Abgang von Zeki zu kompensieren», so Vogel. Damit sind die beiden neusten FCB-Spieler gemeint. Der Franzose Thierno Barry und der Spanier Jonathan Dubasin.
Das Transferfenster ist noch lange geöffnet. In der Schweiz schliesst es am 31. August. Bis dahin könnte sich das FCB-Kader noch verändern. Die grösste Baustelle sieht Vogel in der Innenverteidigung: «Bei den Innenverteidiger wollen wir etwas nachlegen. Ansonsten steht das Grundgerüst. Wir wollen jetzt auch nicht einfach Transfers tätigen, damit wir aktiv sind. Sie müssen Sinn ergeben. Entsprechend schauen wir mal, was der Markt noch hergibt.»
Trotz des grösseren Umbruchs kann man aber durchaus zuversichtlich in die kommende Spielzeit blicken. In dieser Pause dürfte es nämlich die kleinsten Veränderungen im Kader geben – im Vergleich mit den beiden bisherigen Sommerpausen unter der neuen Führung.
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beeage
Und Mitte Mai war uns die Erklärung vom Vogel so noch nicht bekannt, als Degen die 90% raushaute? Wir reden hier ja nicht mehr von einer leichten Korrektur, sondern diametral andere Richtung. Der Glaubwürdigkeit hilft dies nicht.
Tschuegge
Wenn das mit der Converence League nur gut geht…. Ein Spaziergang in die Gruppenphase wird das aber nicht…