
Spurenstoffe im Grundwasser: Die einen grausts, die anderen nicht
Tim Meyer
Das Grundwasser im Baselbiet ist belastet. Das zeigen Untersuchungen des kantonalen Amts für Umweltschutz und Energie. Für den Bauernverband gibt es keinen Grund zur Sorge. Die Grünen sehen das etwas anders.
Zahlreiche Spurenstoffe aus Industrie, Landwirtschaft und Haushalten wurden im Grundwasser des Kantons Basel-Landschaft nachgewiesen: Ob Medikamente, Süssstoffe, Pflanzenschutzmittel oder Industriechemikalien. Das Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) stuft das Baselbieter Grundwasser als «akzeptabel» ein.
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Überraschend sei dieses durchschnittliche Resultat nicht, sagt Marco Agostini, Vize-Fraktionspräsident der Grünen Baselland: «Wir sagen das schon lange und haben bereits auf die Problematik hingewiesen. Mit mehreren eingereichten Vorstössen in der Vergangenheit.»
Mehr Kompromisse nötig
Dass das Grundwasser immer noch verbesserungswürdig ist, liegt auch daran, dass man sich politisch nicht einig ist. Die verschiedenen Parteien streben laut Agostini unterschiedliche Massnahmen an: Für die einen sei der Gebrauch von Pestiziden vertretbar, um die Ernährungssicherheit von 60 Prozent hochzuhalten, andere fordern einen strengeren Umgang mit Pflanzenschutzmitteln.
Für Agostini ist klar: Die verschiedenen Parteien müssen sich politisch entgegenkommen. Sonst finde das Baselbiet keine Lösung für das Problem.
Die Belastung des Grundwassers findet der Grünen-Politiker besorgniserregend. Da reiche auch die Einstufung des AUE nicht: «Akzeptabel ist für mich, wenn ich es ein- bis zweimal konsumiere. Aber wenn ich es jeden Tag trinke, ist es wie die Luft, die ich täglich einatme. Und weil wir es jeden Tag benutzen, reicht ‹akzeptabel› einfach nicht.»
Das AUE würde mit seinen beschränkten Möglichkeiten bei Personal oder Geld viel für das Grundwasser unternehmen, so Agostini. Trotzdem spüre man gerade hier die finanziellen Probleme des Kantons. Bei der Qualität von Luft und Wasser dürfe nicht gespart werden.
Auch dürfe nicht mit dem Finger auf die Bauern gezeigt werden, auch wenn es viel Pestizidrückstände im Grundwasser gibt, betont der Politiker. Vielmehr sei die Thematik ein gesamtgesellschaftliches Problem. Alle würden eine Verantwortung tragen, gerade auch als Konsumenten, so Agostini.
Politik, Lebensmittelhändler, Konsument:innen und die Landwirtschaft gehören laut Agostini alle an einen Tisch. Jetzt müsse gehandelt werden, und das könnte teuer werden: «Wenn man etwas reparieren muss, kostet es immer viel Geld. Das sieht man auch beim Klimaschutz. Wir werden bei uns in der Fraktion die Köpfe zusammenstrecken und schauen, ob wir gewisse Vorstösse schreiben können».
Bauernverband: Haben hohes Bewusstsein
Die ganze Grundwasser-Angelegenheit gelassener sieht hingegen Marc Brodbeck, Präsident des Bauernverbandes beider Basel. Für ihn gibt es keinen Grund zur Sorge. Das Wasser sei zwar belastet, befinde sich aber nirgends über dem Grenzwert, argumentiert er.
Das Bewusstsein für Pestizide sei bei den Bauern trotz der hohen Rückstände im Grundwasser sehr hoch: «Wir sind die Berufsgruppe auf der Welt, die am besten ausgebildet ist. Die Handhabung von Pflanzenschutzmitteln ist eine der obersten Prioritäten». Brodbeck und seine Berufskollegen seien bestrebt, ein Teil der Lösung zu sein.
Trotzdem betont der Präsident des Bauernverbandes, dass die Landwirte nicht einfach ganz auf Pestizide verzichten können: «Um unsere Kulturen zu schützen, müssen wir die Pflanzen behandeln. Wenn wir das nichts machen, gehen die Pflanzen ein und wir haben keine Erträge».
Auch der Forderung, dass die Landwirtschaft in Zukunft mehr auf biologischen Anbau setzen soll, steht der Bauer kritisch gegenüber. Denn die Bauern müssen schauen, was die Konsumenten wollen. Wird Bio in den Regalen nicht gekauft, können sie die Produktion noch so hochfahren. «Die Konsumenten steuern das Portemonnaie. Gerade aufgrund der höheren Lebenshaltungskosten ist der Anteil des Portemonnaies für Lebensmittel massiv gesunken. Ich gehe nicht davon aus, dass sich das bald ändern wird.»
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