Stephanie Eymann zum Polizei-Bericht: «Das ist besorgniserregend»
Baseljetzt
Die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann nimmt im Interview Stellung zum externen Bericht zur Personalsituation bei der Kantonspolizei Basel-Stadt.
Baseljetzt: Haben Sie sich gedacht, dass der Bericht so schlecht ausfällt?
Stephanie Eymann: Ich habe mich über das Ausmass des Berichts erschrocken. Auch die Tiefe der Themen, die angesprochen werden. Auch die Palette, die Vielfalt der Themen. Das ist besorgniserregend. Aber – das ist hier drinnen das Aber – ich bin eigentlich froh, liegen die Dinge jetzt auf dem Tisch.
Die Kritik an der Polizeiführung ist gross. Empfehlen Sie dem Polizeikommandanten Martin Roth nun den Rücktritt, so wie es viele Politiker in Basel auch schon gemacht haben?
Ich habe den Bericht heute Morgen um 10 Uhr zum ersten Mal gesehen. Ich habe ihn ein erstes Mal gelesen. 30 Empfehlungen, was nicht wenige sind, die ganze Palette an Themen – es wäre jetzt weder seriös noch an der Zeit, bereits über Personalien zu entscheiden. Natürlich sind dies Fragen, die ich mir jetzt stellen muss. Aber dafür braucht es jetzt noch einen Moment Zeit. Auch für mich, um eine Auslegeordnung zu machen und zu schauen, in welche Richtung es geht.
Hat sich der Polizeikommandant mit dieser Untersuchung, die er selbst veranlasste, selbst geschadet?
Ich finde es bewundernswert, dass er die Untersuchung in Auftrag gab. Ich glaube, wenn man sieht, wie gross die Not im Corps ist – wir haben Abgänge, wir haben versucht, Gegenwehr zu geben, wir haben Geld gesprochen, Arbeitsmarktzulage, und trotzdem reissen die Abgänge nicht ab, die Stimmung ist schlecht – und dass man in dieser Situation als Chef einer Organisationseinheit sagt, «ich will wissen, was die Gründe sind», finde ich sehr, sehr vorbildlich. Dass jetzt alles auf dem Tisch liegt, ist eine Chance, besser zu werden respektive Themen anzugehen und dann hoffentlich in eine Vorwärtsbewegung zu kommen.
Bei der Befragung sagten viele Polizist:innen, dass, wenn sich nichts ändert, sie die Basler Polizei verlassen würden. Wie kommen Sie der Polizei nun entgegen?
Das ist ein grosses Alarmsignal. Das darf nicht passieren. Wir haben sehr viele gute Polizist:innen, nach wie vor, die einen wichtigen Job bei uns in der Stadt machen, die ihn immer noch mit Herzblut machen. Ich verstehe es wirklich als Alarmsignal, dass jetzt etwas gehen muss. Das Thema habe ich jetzt auch zur Chefsache gemacht. Ich werde nahe dabei sein, zu schauen, welche Massnahmen es jetzt braucht.
Man könnte jetzt auch sagen, dass die Missstände schon länger bekannt seien. Hätte man nicht schon früher, unabhängig von diesem Bericht, reagieren müssen?
Die Tiefe der Problematik ist heute zum ersten Mal so richtig auf den Tisch gekommen. Es ist strukturell ein Problem, das war mir bis jetzt in diesem Ausmass nicht bekannt. Wohlverstanden schon, dass es Probleme gibt im Corps. Das ging nicht an mir vorbei. Ich habe das Gefühl, ich bin nahe am Corps. Ich bin eine Departementsvorsteherin, die wissen will, wie es meinen Leuten geht. Ich habe auch, weil ich Geschichten mitbekommen habe, diese mitgenommen und wollte, dass man Lösungen findet. Und ich habe auch Fragen, nicht immer angenehme, dem Kommandanten und der Polizeileitung gestellt. Aber das ganze Ausmass ist auch für mich nicht einfach zu überschauen. Es ist doch ein Departement mit insgesamt 2’000 Personen.
Sehen Sie sich selbst auch in der Verantwortung? Was haben Sie falsch gemacht?
Ich stehe natürlich in der Verantwortung. Ich bin die oberste Chefin des JSD. Ich stehe insofern in der Verantwortung, dass wir jetzt in die Vorwärtsbewegung kommen, Massnahmen folgen und Verbesserungen eintreten müssen, sodass wir zu einem gesunden Zustand zurückkommen. Ich bin der Meinung, dass ich die Dinge, die mir gemeldet wurden, ernst genommen habe. Wie gesagt: Die Breite, und vielleicht auch, wie lange das schon so ist, ist mir heute zum ersten Mal so richtig klar geworden.
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.
Freddi1985
jo die Aggression sind so hoch . Die Politik muss mal was machen . Wirklich
spalen
mit dem jetzt genauen wissen um die situation im corps hat frau eymann nun die chance zu zeigen, dass sie eine regierungsrätin ist.