Prozess gegen SVP-Kantonsrat: Vorwurf Rassendiskriminierung
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Gerichtsverfahren
Schweiz

Prozess gegen SVP-Kantonsrat: Vorwurf Rassendiskriminierung

14.05.2025 09:28 - update 14.05.2025 09:32

Baseljetzt

Der Zürcher SVP-Kantonsrat Patrick Walder muss sich heute Mittwoch vor den Bezirksgericht Uster verantworten. Der 37-Jährige ist wegen Rassendiskriminierung angeklagt, weil die SVP Eritreer als «nicht integrierbare Gewalttäter» bezeichnet hatte.

Die Staatsanwaltschaft fordert für Walder eine bedingte Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu 210 Franken sowie eine Busse von 800 Franken. Er selber plädiert auf Freispruch. Verteidigt wird Walder vom ehemaligen Zürcher SVP-Kantonsrat und Milieu-Anwalt Valentin Landmann.

Auslöser für die umstrittene Medienmitteilung war ein Vorfall im Frankfurter Hauptbahnhof im Juli 2019. Damals schubste ein Eritreer, der im Kanton Zürich lebte, einen 8-jährigen Buben und dessen Mutter unvermittelt vor einen einfahrenden Zug. Der Knabe wurde vom Zug überrollt und starb.

«Frauen und Kinder in Gefahr»

Die SVP schrieb daraufhin in einer Medienmitteilung, dass diese abscheuliche Tat einmal mehr zeige, dass es sich bei solchen Personen «um nicht integrierbare Gewalttäter» handle, die in der Schweiz nichts verloren hätten. Sie würden «Familien, namentlich Frauen und Kinder, in Gefahr bringen».

Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage, weil die SVP damit den Eindruck erweckt habe, Eritreer und dabei vor allem eritreische Asylsuchende würden allesamt zu erhöhter Gewaltanwendung neigen.

Walder war zu dem Zeitpunkt interimistischer Parteipräsident der Zürcher SVP. Selber verfasst hatte er die Medienmitteilung jedoch nicht. Er war gerade in den Sommerferien, genehmigte die Veröffentlichung aber gemäss Anklage per Telefon. Somit sei er mitverantwortlich gewesen. Wer den Text verfasste, ist nicht geklärt.

Der Eritreer, der Knabe und Mutter geschubst hatte, litt zum Tatzeitpunkt an einer paranoiden Schizophrenie. Er ist mittlerweile dauerhaft in einer Psychiatrie in Deutschland untergebracht.

Eritreerin kritisiert Zürcher SVP vor Bezirksgericht Uster

Eine 24-jährige Zürcherin aus Eritrea hat am Mittwoch beim Gerichtsprozess in Uster die Zürcher SVP für ihre Medienmitteilung harsch kritisiert. Seit dieser Wahlkampagne im Jahr 2019 werde sie rassistisch angegriffen.

«Ich habe mich noch nie so unerwünscht in der Schweiz gefühlt wie damals, als ich diesen Text gesehen habe», sagte die medizinische Praxisassistentin bei der Befragung. Sie reichte Anzeige gegen die SVP ein und tritt nun als Privatklägerin auf. «Wie kann man eine Bevölkerungsgruppe nur so herabsetzen?»

Seit die SVP Hetze gegen Eritreer verbreitet habe, werde sie immer wieder auf ihre Herkunft angesprochen. «Kaum sage ich, dass ich aus Eritrea bin, geht es los.» Das sei heute ihr Alltag. (sda/ana)

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14.05.2025 10:44

skywings2

Die Liste der angeklagten oder verurteilten Täterschaften aus der SVP ist sehr lang.

3 0
14.05.2025 09:50

Juberli

Subjekte wie dieser Herr Kantonsrat gehören nicht in die Politik eines Rechtsstaates.

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