Theater Basel und Technikpersonal finden Lösung im Lohnstreit
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GAV
Kultur

Theater Basel und Technikpersonal finden Lösung im Lohnstreit

17.09.2025 11:19 - update 17.09.2025 18:41
David Frische

David Frische

Das Technikpersonal und das Theater Basel haben einen neuen Gesamtarbeitsvertrag ausgehandelt. Damit endet vorerst ein über zwei Jahre andauernder Lohnstreit. Dies auch dank einer neuen Verhandlungsmethode.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Theater Basel und das Technikpersonal haben bei Überstunden und Löhnen Kompromisse gefunden.
  • Bei den Verhandlungen kam das Modell der offenen Verhandlung zur Anwendung – eine Premiere in der Schweiz.
  • Das Modell brachte Verbesserungen bei den Gesprächen zwischen Theaterleitung und Personal, es gibt aber auch Kritik.

Es waren zähe, teils unschöne Verhandlungen zwischen dem Technikpersonal und dem Theater Basel. Während über zwei Jahren stritten die Theater-Mitarbeitenden mit Unterstützung der Gewerkschaften VPOD und Unia mit ihrem Arbeitgeber um Löhne und Arbeitsbedingungen. Teils waren die Gespräche begleitet von öffentlichen Protesten des Technikpersonals gegen die Theaterleitung. Nun ist man am Ziel. Die Parteien haben einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) ausgehandelt.

Theater Basel und Technikpersonal finden Lösung im Lohnstreit
Juni 2024: Mitarbeitende des Technikpersonals des Theater Basel demonstrierten während der Pause einer Opernaufführung für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.Bild: zvg / VPOD

«Ich würde sagen, wir können mit dieser Einigung zufrieden sein», sagt Nils Braun-Dubler, Direktor Finanzen und Verwaltung des Theater Basel, zum Ergebnis. Und er präzisiert: «Wie das in Verhandlungen ist, sind zum Abschluss alle leicht unzufrieden. Das bedeutet, dass wir ein stabiles Ergebnis haben für das kommende Jahr. Ich blicke zuversichtlich in den weiteren Prozess.»

Auch bei den Gewerkschaften ist die Erleichterung über den Verhandlungserfolg spürbar. «Ich glaube, es sind wichtige Fortschritte gemacht worden», so VPOD-Sekretärin Sina Deiss. «Wir haben gute Verbesserungen, gerade in Bezug auf die Arbeitszeit.»

Die wichtigsten Verhandlungsergebnisse im Überblick:

  • Einführung einer Jahresarbeitszeit
  • 40-Stunden-Woche wird eingeführt
  • Lohnerhöhungen in einzelnen Abteilungen
  • Verbesserter Kündigungsschutz
  • Strengere Regeln gegen Kettenarbeitsverträge

Einer der Zankäpfel zwischen Technikpersonal und Theaterleitung war die Überstundenregelung. Hier fand man einen Kompromiss, indem man sich auf die Einführung einer Jahresarbeitszeit einigte. Zudem wird die Wochenarbeitszeit von 42 auf 40 Stunden reduziert.

Theater Basel: «Ein offenes Format ist nicht ein öffentliches Format»

Beide Seiten betonen nach der Einigung die «offenen Verhandlungen», die es so in der Schweiz bei GAV-Gesprächen bislang noch nie gegeben hat. Statt bloss der Unternehmensleitung und der Gewerkschaften sassen bei den GAV-Verhandlungen am Theater Basel auch zahlreiche Mitarbeitende des Technikpersonals mit am Tisch. Das Ziel: Transparenter und näher an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden verhandeln.

Grundsätzlich sei dieses Ziel erreicht worden, sagen sowohl die Gewerkschaften als auch die Theaterleitung gegenüber Baseljetzt. Es gebe aber auch Verbesserungspotenzial, so Theater-Finanzdirektor Nils Braun-Dubler. «Ein offenes Format ist aber nicht ein öffentliches Format. Der öffentliche Druck bringt relativ wenig, wenn wir schlicht die Mittel nicht haben.» Er spricht damit die Proteste von Mitarbeitenden an, welche die Verhandlungen begleiteten.

Beide Seiten, Theaterleitung und Mitarbeitende beziehungsweise Gewerkschaften, warfen sich während den Verhandlungen vor, die Inhalte nach aussen getragen zu haben. «Wenn wir das Geld vorher nicht haben, dann haben wir mit schlechter Presse nicht mehr Geld», so Braun-Dubler.

Gewerkschaften: Mitbestimmung des Personals ist «richtig und wichtig»

Am Ende brauchte man 25 Sitzungen während über zwei Jahren, um sich auf einen neuen GAV zu einigen. Die Gewerkschaften VPOD und Unia sehen in den offenen Verhandlungen ein wegweisendes Modell. «Es lohnt sich natürlich, Zeit zu investieren, um gute Arbeitsbedingungen zu haben. Ich muss es nochmals betonen: Ohne diese Technik gäbe es kein Theater Basel», so VPOD-Sektretärin Deiss. Da sei es nur «richtig und wichtig», dass die Mitarbeitenden über ihre Arbeitsbedingungen direkt mitbestimmen können.

Ob das offene Verhandlungsmodell zum neuen Standard am Theater Basel wird? Offen. Nach den zähen GAV-Verhandlungen richtet sich der Fokus nun vorerst wieder ganz aufs Geschehen auf der Theaterbühne.

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Kommentare

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19.09.2025 05:58

pserratore

Sehr gut 👍

1 1
18.09.2025 06:33

Thomy

Schön gab es eine Lösung verhandeln hat sich gelohnt

2 0

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