Warum die Grippewelle dieses Jahr länger und heftiger ausfallen könnte
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Warum die Grippewelle dieses Jahr länger und heftiger ausfallen könnte

12.10.2025 17:04
David Frische

David Frische

Die kalte Jahreszeit hat begonnen. Und damit haben Viren wie Corona oder Influenza hohe Konjunktur. Experten gehen davon aus, dass die Grippewelle dieses Jahr besonders heftig ausfallen könnte.

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut dem Baselbieter Kantonsarzt Aref Al-Deb’i könnte die Grippewelle in der Schweiz dieses Jahr länger und stärker ausfallen – ähnlich wie zuvor in Australien.
  • Fachleute betonen die Bedeutung der Grippeimpfung, besonders für ältere und chronisch kranke Menschen sowie medizinisches Personal.
  • Masken tragen und zu Hause bleiben bei Krankheit helfen, die Ausbreitung zu bremsen.

Es schnieft und hustet wieder vermehrt im öffentlichen Raum, Menschen melden sich bei der Arbeit krank. Die Saison der Grippe- und Erkältungsviren hat wieder begonnen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Dieses Jahr könnte die Welle an Grippeerkrankungen aber grösser sein als in den Vorjahren.

Grund für die Annahme ist ein Blick nach Australien. Da die Jahreszeiten auf der Nord- und Südhalbkugel verschoben sind, steht die Grippewelle in Down Under aus Schweizer Sicht jeweils früher bevor, nämlich während unseres Sommers. Deshalb eigne sich Australien gut als Indikator für die anstehende Grippesaison, erklärt der Baselbieter Kantonsarzt Aref Al-Deb’i. «Und dort hat man eben gesehen, dass die Grippewelle in diesem Jahr einerseits früher begonnen hat, andererseits länger angehalten hat, aber auch stärker ausgefallen ist als in den Vorjahren.»

Kantonsarzt erwartet ähnliche Welle in der Schweiz

Das liegt laut Al-Deb’i unter anderem daran, dass sich viele Menschen in Australien nicht gegen die Grippe impfen liessen: «Von den Grippepatientinnen und -patienten, die am Ende stationär behandelt werden mussten, waren 87 Prozent nicht geimpft. Das zeigt einmal mehr, dass die Grippeimpfung nach wie vor die einfachste, wirksamste und auch kostengünstigste Vorbeugung ist, um sich selbst vor der Grippe zu schützen, aber auch eben seine Mitmenschen».

Der Baselbieter Kantonsarzt erwartet in diesem Jahr eine ähnliche Grippewelle in der Schweiz:

Der Schweiz steht die Grippewelle erst noch bevor. Zurzeit sind noch vorwiegend andere Erreger im Umlauf. «Momentan sind insbesondere die Corona-Viren am weitesten verbreitet», so Al-Deb’i. Gewonnen werden diese Erkenntnisse aus verschiedenen Überwachungssystemen.

Es gibt zum einen das Sentinella-Meldesystem, in dem ausgewählte Arztpraxen in der Schweiz dem Bundesamt für Gesundheit melden, wenn sie Fälle von grippeähnlichen Erkrankungen behandeln. Und zum anderen sieht man im Abwasser, welche Erreger zurzeit die Runde machen. «Dort bestätigt sich auch das, was wir in den Hausarztpraxen sehen: dass momentan vor allem Sars-CoV-2-Viren nachgewiesen werden», so der Baselbieter Kantonsarzt.

Basler Infektiologin «bei Prognosen sehr zurückhaltend»

Das kann auch die Basler Infektiologin Madeleine Rothen von der Merian Iselin Klinik bestätigen. Influenza-Viren seien zurzeit noch nicht wirklich vorherrschend. Das dürfte sich aber bald ändern.

Wie heftig die Grippewelle hierzulande ausfallen wird, darüber will Rothen nicht spekulieren: «Das ist schwierig vorauszusagen. Wir haben schon frühe Wellen erwartet und dann ging es erst spät los und umgekehrt. Bei Prognosen muss man sehr zurückhaltend sein.»

Wer sich wie gegen die Grippe schützen kann

Wie Al-Deb’i weist aber auch Rothen auf die Wichtigkeit der Impfung hin. «Sie wird älteren Menschen, Menschen mit chronischen Krankheiten wie Herz- und Nierenerkrankungen und Diabetes empfohlen – und besonders auch Personen, die in der Medizin arbeiten und Kontakt mit solchen Risikopersonen haben.» Sowohl Rothen wie Al-Deb’i sagen, dass sie sich jedes Jahr gegen die Grippe impfen lassen.

Ein weiteres Schutzmittel gegen die Ansteckung mit Krankheitserregern über die Luft sind Masken, seit der Corona-Pandemie auch in der Schweiz bekannt. Für die Infektiologin eine «erfreuliche» Beobachtung, dass auch hierzulande Menschen vermehrt Masken tragen. Rothen empfiehlt Schutzmasken in Zeiten von häufigen Erkältungen und Grippe. «Es ist eine wirksame Schutzmassnahme und es dient dem eigenen Schutz und es dient dem Schutz der anderen.»

Warum die Grippewelle dieses Jahr länger und heftiger ausfallen könnte
Betont die Wichtigkeit von Masken: Infektiologin Madeleine Rothen. Bild: Baseljetzt

Auch Kantonsarzt Al-Deb’i weist auf Masken hin, beispielsweise, wenn man krank sei und einkaufen gehen müsse. Ansonsten sei grundsätzlich wichtig: «Wenn man sich krank fühlt und auch krank ist, insbesondere wenn man Fieber hat, sollte man zu Hause bleiben, sich auskurieren und schonen.» Damit stecke man möglichst wenig Mitmenschen an und man vermeide, die Grippe bei sich selbst zu verschleppen.

So richtig losgehen dürfte die Grippewelle bei uns im kommenden Monat. Der Peak der Fallzahlen wird erfahrungsgemäss Ende Januar bis Anfang Februar sein. Gegen Ende März flacht die Kurve dann wieder ab.

Mitarbeit: Florian Scheller

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