Wenn es nachts über den Dächern von Basel leuchtet
©Baseljetzt / Manuela Humbel
Künstler James Turrell
Basel-Stadt

Wenn es nachts über den Dächern von Basel leuchtet

07.04.2024 11:18 - update 07.04.2024 19:23
Manuela Humbel

Manuela Humbel

Der einen oder dem anderen sind sie sicher schon aufgefallen: Die farbig beleuchteten Helvetia-Tower. Doch was hat es mit ihnen auf sich? Baseljetzt war vor Ort.

Es leuchtet violett, blau oder grün im Nachthimmel über Basel. Es sind keine Nordlichter, besondere Sterne oder ein sonstiges Naturspektakel. Es war «bloss» der weltbekannte Künstler James Turrell zu Besuch. Er hat eine seiner Lichtinstallationen in einem Gebäude hinterlassen.

Unscheinbar aber Oho

Bevor es anfängt zu dämmern, ist sie aber noch unscheinbar, die neue Rooftop-Bar B1 der Helvetia Versicherungen. Zwar wartet vor dem Hauptsitz kurz nach 19 Uhr eine kleine Schlange, Getränke werden kostenlos ausgeschenkt und ein Rahmen aus Ballons ziert den Eingang. Von einem spannenden Lichtkonzept ist aber noch nichts zu sehen. Keine Spur von Magie. Kein Eintauchen in Farbe. Und wüsste man es nicht, dann würde man an diesem Abend vielleicht gar nicht darauf kommen, dass sich hier im St. Alban eine Bar befindet.

Macht aber auch Sinn. Erst, wenn es dunkel wird, wird das Licht sichtbar (ab der Dämmerung werden die LED-Lämpchen angestellt), so philosophisch wie es auch klingt. Und vielleicht erst dann, sind wir offen für Magie, oder besser: Für ein Meer aus Farben.

Ein Blick über Basel

Dass die Schlange vor dem Lokal nicht all zu gross ist, mag damit zusammenhängen, dass das «Grand Opening» bereits um 15 Uhr losgegangen ist. Die Dachterrasse hat am Freitag erstmals ihre Türen für die Öffentlichkeit geöffnet. Ob sich das Bistro im St. Alban neben der bekannten Steinenvorstadt und den Kultbars im Kleinbasel einen Namen machen wird, wird sich also noch zeigen.

Zurück zum Eingang unten. Nach einer Wartezeit und einem Drink, werden die externen Besuchenden von einem Lift ins Dachgeschoss befördert. Tritt man oben aus dem Fahrstuhl, eröffnet sich rechts bereits ein erster Blick über ganz Basel, links liegt die Bar. Hier gibt es übrigens nicht nur ein «Fürobe-Bier» oder andere Drinks und kleine Häppchen (Dumplings, Pinsa-Streifen oder gerösteten Blumenkohl), sondern morgens auch Frühstück und zum Zmittag Bowls und Pinse.

Vom Treffpunkt zum Club

Direkt neben der Bar legt ein DJ auf. Das Bistro im St. Alban will sich als Quartiertreffpunkt als auch als Club verstehen. Aber passt das zusammen: Ausgang, Alkohol und Versicherung? «Ja», sagt Eric Zeller, Mediensprecher der Helvetia. «Wir wollen bewusst das Quartier und die Stadt Basel mit einbeziehen. Das Bistro soll einen verbindenden Charakter haben.» Und dabei gehe es nicht nur um die Bar oder das Nachtleben. «Erste Rückmeldungen zeigen, dass das Bedürfnis für so einen Ort besteht, und, dass sich das Bistro tagsüber und abends etablieren wird. Wir sind überzeugt, dass es funktionieren wird.»

Das Bistro ist die erste von drei Räumlichkeiten, die die Helvetia der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Es folgen noch die Helvetia Art Gallery, die vom Steinengraben an den Hauptsitz ziehen wird sowie ein Auditorium, welches gemietet werden kann.

Wenn es nachts über den Dächern von Basel leuchtet
Mediensprecher Eric Zeller ist vom Lichtkonzept überzeugt und glaubt an den Erfolg der neuen Rooftop-Bar. Baseljetzt / Florian Scheller

«Ein Teil von Basel»

«Wir sind ein Teil von Basel. Viele Leute arbeiten hier. Ausserdem haben wir viel mit unseren Nachbar:innen zu tun, darum wollen wir mit der Öffentlichkeit auch das teilen, was wir hier haben», fügt Ralph Jeitziner von der Helevtia Geschäftsleitung an.

Die Rückmeldungen der Nachbarschaft seien grösstenteils positiv, sagt Zeller. Es gebe aber auch kritische Rückfragen. Beispielsweise, ob das Licht die ganze Nacht laufe oder ob es nicht zu hell sei. «Wir werden das Ganze natürlich im Auge behalten», sagt der Mediensprecher, «und können Anpassungen vornehmen». Die Helvetia Versicherungen hätten aber die Bewilligung der Stadt und den sämtlichen anderen Ämtern für die Lichtinstallation.

Wenn es nachts über den Dächern von Basel leuchtet
Die Lichtinstallation würde zur Helvetia passen, sagt Ralph Jeitziner von der Geschäftsleitung. «Die Helvetia ist Kunst-affin.» Helvetia Versicherungen

Wegweisender Künstler

Wieso aber hat sie sich genau für dieses Kunstwerk und diesen Künstler entschieden? James Turrell habe schon mehrmals mit Herzog & de Meuron gearbeitet, die hier übrigens auch für das Raum- und Einrichtungsdesign verantwortlich sind. «Es war eine gewisse Connection da», sagt Zeller. Und: Er sei ein wegweisender Künstler, wenn es um Lichtgestaltung und dieser am Bau gehe. «Wir haben einen guten Partner gefunden. Die Chemie stimmt. Er versteht uns, wir verstehen ihn – und, das Wichtigste: Er versteht diesen Bau. Und ich glaube, das merkt man.»

Die Lichtinstallation solle vor allem positive Gefühle auslösen und einen ruhigen Punkt im Stadtleben bieten. «Der Lichtwechsel erfolgt sehr langsam», so Zeller. «Es hat etwas Meditatives.»

Geteilte Meinungen

Aber wie kommt der «Ruhepol» bei den Gästen an? «Die Lichtinstallation könnte dezenter und gedimmter sein», sagt ein junger Mann, «dann wäre es kuscheliger. Es ist mir noch zu aggressiv, zu grell.» Ansonsten fände er die Bar einen «Eyecatcher». Auch ein anderer sagt, es sei ein «place to be». Vor allem weil es in Basel sonst nicht so viele Bars in dieser Höhe gebe. «Nur die Preise muss man noch etwas anpassen», schmunzelt er. Das Licht fände er aber angenehm und nicht störend.

Fazit der Redaktion: Die B1-Bar ist sicher einen Besuch wert, wenn man einen Panorama-Blick über ganz Basel haben will und einen beim Selfie-machen ein rotes oder grünes Gesicht nicht stört ;). Die Bar versteht sich auch als Club, schliesst aber bereits um 23.00 Uhr und ist dementsprechend vielleicht eher für ein Anstossen und Aufwärmen vor einem anderen Clubbesuch bis in die Morgenstunden geeignet.

Wenn es nachts über den Dächern von Basel leuchtet
«Instagrammable» ist der Tower auch nachts von unten. Baseljetzt / Manuela Humbel

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

08.04.2024 07:45

David4052

Für mich als Anwohner sind die Farben der Lichtinstallation zu grell und das Licht erhellt die umliegenden Wohnungen massiv. Auch die zahlreichen naheliegenden Grünflächen und die Tierwelt werden meiner Meinung nach davon gestört. Ich hoffe, da werden noch markante Anpassungen vorgenommen.

1 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.