Wer bringt welche Kompetenzen mit? Das ist die neue Sportkommission des FCB
©Bilder: Keystone / FC Basel; Montage: Baseljetzt
Steckbriefe
FCB

Wer bringt welche Kompetenzen mit? Das ist die neue Sportkommission des FCB

26.10.2023 16:13 - update 26.10.2023 16:19
Lea Meister

Lea Meister

Am Mittwoch informierte der FC Basel über die Rückkehr zum Modell einer Sportkommission. Das neu gebildete Team aus sieben Personen bildet künftig die sportliche Leitung. Wer sitzt genau in dieser Kommission?

Die Kommission umfasse bewusst Personen, die nicht direkt im Tagesgeschäft der 1. Mannschaft tätig seien. «Dadurch soll sie in jeder Situation Kontinuität und Unabhängigkeit garantieren und die sportliche Entscheidungsfindung auf mehrere Schultern verteilen», so der Wortlaut in der Mitteilung des FCB.

Die Leitung der Kommission übernehme Verwaltungsratspräsident David Degen. Wenn es die Situation anbiete, werde man ausserdem Personen wie den Cheftrainer oder den Chefscout mit einbeziehen.

Die neue FCB-Sportkommission in der Übersicht:

David Degen

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Bild: Keystone

Der 40-jährige Baselbieter aus Lampenberg ist – natürlich – jedem FCB-Fan ein Begriff. Von den FCB-Junioren aus startete der Mittelfeldspieler seine Profikarriere beim FC Aarau und stiess 2003 zum FC Basel dazu, wo er bis 2006 spielte. Danach zog es ihn in die Bundesliga zu Gladbach, wo er bis 2008 spielte. Nach vier Jahren bei den Berner Young Boys zog es ihn 2012 zurück zu seinem Heimatverein, dem FC Basel. 2014 wurde er mit dem FCB nochmals Schweizer Meister und beendete danach seine Profikarriere. Insgesamt wurde er sechsmal Schweizermeister und einmal Cupsieger in der Schweiz.

Im September 2019 beteiligte sich Degen mit 10 Prozent am FC Basel und sicherte sich einen Sitz im Verwaltungsrat der FC Basel Holding AG. Am 11. Mai 2021 holte er sich 91.96 Prozent der Aktien der FC Basel Holding AG – diese besitzt wiederum 75 Prozent der FC Basel 1893 AG.

Unter den Fans gilt er für viele als «Retter des Vereins», weil er ihn damals «aus den Fängen» von Bernhard Burgener befreit und vor einer «feindlichen Übernahme» durch potenzielle Grossinvestoren gerettet hat. Der Bewahrer der Basler Fussballromantik, sozusagen. Er ging damals «all in», wie er selber sagte. Ein Risiko, welches ihm die Fans nicht so schnell vergessen werden. Und doch umfasst die Liste der Trainer, die unter David Degens Führung den FC Basel trainiert haben, schon fünf Personalien. Patrick Rahmen wurde unter der alten Führung angestellt und unter Degen entlassen. Ebenfalls geflogen sind Guillermo Abascal, Alex Frei und Timo Schultz, der damals von ad-interim-Trainer Heiko Vogel übernommen hat.

Viel Unruhe war zuletzt um die unerwartete und für viele Fans und Expert:innen vorschnelle Entlassung von Timo Schultz entstanden. Vogel, der nun bis auf Weiteres das Traineramt übernommen hat, ist gefordert. Bei einer weiteren Niederlage am kommenden Wochenende könnte es eng werden für ihn. Und David Degen würde – dank der neu gegründeten Sportkommission – nicht mehr die alleinige Verantwortung für einen allfälligen Rausschmiss tragen. Ausserdem bringt Degen ein grosses finanzielles Know-how mit.

Andy Rey

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Bild: fcb.ch

Über den FCB-Verwaltungsrat Andy Rey ist nur wenig bekannt. Beim FC Basel ist er für die Finanzen verantwortlich. Zuletzt hat er sich Anfang August zur Transferstrategie des FCB geäussert. «Unsere Club-Philosophie ist es Spieler, die viel für den FCB geleistet haben, weiterziehen zu lassen und zu verkaufen, sofern das für alle Seiten richtige Angebot kommt. Nur so werden wir auch in Zukunft Toptalente zum FCB holen können», sagte er damals. «Kopflose Neuzugänge» gehörten hingegen nicht zur Strategie des Vereins.

Als Verwaltungsräte und Eigentümer sei es der Anspruch, eine Mannschaft zusammenzustellen, die unter die ersten drei in der Tabelle kommen kann. Ein Statement, welches in der aktuellen Situation etwas schräg in der Landschaft steht. Allerdings ist er nicht der Einzige, der zu Beginn der Saison diesbezüglich klare Ambitionen und Ziele geäussert hat.

«Wir werden den eingeschlagenen Weg konsequent weiter gehen und die Kosten weiter reduzieren. Denn der grosse Apparat, der in der Vergangenheit aufgebaut wurde, muss noch weiter optimiert werden», ergänzte er und sprach damit ein Thema an, das für viele Fans aufgrund der Aussensicht sehr undurchsichtig bleibt: die finanzielle Situation des Klubs. Eine der wohl grössten Herausforderungen der Führungsequipe unter David Degen. Und ein Punkt, für welchen man diese nicht alleinig verantwortlich machen kann, denn die finanziellen Baustellen haben sie von ihren Vorgängern übernommen.

Möglich, dass Rey, der sich bisher eher im Hintergrund hält, künftig über den Sitz in der Sportkommission etwas öfter im öffentlichen Diskurs präsent sein wird. Auch er besitzt ein grosses Know-how, wenn es um die Welt der Finanzen geht; sicher ein Vorteil im neu gegründeten Gremium.

Marco Streller

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Bild: Keystone

Ex-FCB-Stürmer und FCB-Legende Marco Streller ist seit Juni 2017 Mitglied des Vereinsvorstands des FC Basel und arbeitet seit Anfang 2020 ausserdem als Fussballexperte bei blue Sport. Nach Beendigung seiner Karriere übernahm er im Sommer 2017 das Amt des Sportdirektors beim FC Basel. Dies, nachdem Heusler und Heitz überraschend zurückgetreten waren.

Gemeinsam mit Präsident Burgener startete er in eine «neue Ära» mit neuem Konzept, das dem FCB auch in Zukunft zu Erfolg verhelfen sollte. Doch der Saisonstart misslang, nach zehn Runden lag Basel acht Punkte hinter dem späteren Meister YB. Streller musste sich die Frage stellen, ob das neue Konzept aufgehen würde. Zwei Jahre später trat er aber per sofort zurück. Es seien «zwei, drei Sachen passiert, die er nicht akzeptieren könne.» Wenige Monate später trat er auch aus dem Verwaltungsrat aus.

Im August 2021 kehrte Streller nach längerer Funkstille auf die Geschäftsstelle des FCB zurück. Er erhielt verschiedene Aufgaben im Bereich Business Development und als Club-Ambassador – «ohne Berührungspunkte zum Sport», wie der Klub damals betonte. Aufgaben, die von Aussen gesehen bis heute ebenfalls eher undurchsichtig blieben. In der Sportkommission könnte Streller sich wieder an bereits bekannte Aufgaben herantasten, ohne dabei die alleinige Verantwortung übernehmen zu müssen. Gleichzeitig bringt er viel Erfahrung als Profi-Spieler in die Runde.

Ruedi Zbinden

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Bild: Keystone

Mit Ruedi Zbinden wird ein weiterer ehemaliger Sportchef des FC Basel in der Sportkommission installiert. Im August 2020 trat er nach einer Saison als Sportdirektor zurück. Es war ein unrühmlicher Abgang, kündigte er doch seinen Rücktritt damals via «Basler Zeitung» an und überraschte damit sogar einige nicht unwichtige Mitarbeitende des Klubs.

Sein Rücktritt galt damals als Beweis für schlechte Stimmung in den Reihen der sportlichen Führung des FCB. Zbinden und der damalige CEO Roland Heri sollen sich nicht vertragen haben. Zbinden arbeitete schon viele Jahre für den FCB, als Spieler, als Jugendtrainer und als Scout. Mitte 2019 übernahm er dann das Amt des Sportdirektors von Marco Streller. Nach seinem Rücktritt als Sportchef wandte er sich wieder seiner Arbeit als Scout zu.

Auch er kehrt mit seinem Sitz in der Sportkommission zu altbekannten Aufgaben zurück und ist dabei mit seiner Scouting-Erfahrung sicher nicht fehl am Platz.

Martin Andermatt

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Bild: telebasel

2022 wurde Martin Andermatt als Co-Trainer von Alex Frei zum FC Basel geholt. «Es gab den Odermatt und ich war der andere Matt. Odermatt, Andermatt. Das ist sicher hängen geblieben. Dann das Joggeli. Die Farben Rot und Blau. FCB. Bayern. Barcelona. Basel und natürlich Helmut Benthaus», sagte der heute 61-jährige Zuger im Juli 2022 gegenüber der «bz Basel» auf die Frage nach seiner ersten Erinnerung an den FC Basel überhaupt.

Zwischen 1983 und 1985 spielte er unter Ernst-August Künnecke selbst im Trikot des FCB, gemeinsam mit Spielern wie Erni Maissen und Ruedi Zbinden. Zbinden und er kennen sich also bestens. Nach einer Saison als Co-Trainer von Alex Frei und daraufhin Heiko Vogel wechselte Andermatt in den Nachwuchsbereich. Seit Mai dieses Jahres arbeitet Andermatt als Technischer Leiter des Männernachwuchses auf dem Campus. Er ist dabei direkt dem Nachwuchs-Direktor Daniel Stucki unterstellt.

In der Sportkommission kann er sicherlich mit seiner Trainererfahrung und der Arbeit im Nachwuchsbereich punkten.

Daniel Stucki

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Bild: Telebasel

Der 42-jährige Daniel Stucki startete seine Karriere als Fussballer in der Nachwuchsabteilung des FC Rheinfelden und des FC Aesch. 1998 verpflichtete der FC Concordia Basel den Abwehrspieler und stieg mit ihm von der 1. Liga in die damalige Nationalliga B auf. 2005 nahm ihn dann der FC Zürich unter Vertrag. Mit dem FCZ wurde er 2005/2006 Schweizermeister (FCB-Fans erinnern sich nur ungern an diesen Tag) und beendete im Januar 2010 seine Profikarriere. Fortan spielte er noch beim BSC Old Boys Basel in der 1. Liga.

Seit März 2023 ist Stucki nun der neue Nachwuchschef des FC Basel. Die grosse Hoffnung des FCB: Die Turbulenzen rund um den FCB-Nachwuchs sollen mit Stucki Geschichte werden. Daniel Stuckis Vorgänger war Remo Gaugler, der damals zum technischen Leiter runtergestuft wurde. Nur zwei Monate später verliess Gaugler den FC Basel.

Der FCB-Campus steht seit Jahren nicht gerade für Kontinuität. Es war von schlechter Stimmung zu hören und von inexistenten Aufstiegschancen der jungen Talente. Probleme, die Stucki durchaus bekannt sind, leitete er doch ab August 2020 das Backoffice, ehe er anschliessend die administrative Leitung des Nachwuchses übernahm. «Die Klubleitung wollte eine Person für den gesamten Lead. Da ich Betriebswissenschaften studiert und letztes Jahr noch ein CAS in Controlling absolviert habe, wurde ich angefragt», sagte er bei seiner Beförderung zum Gesamtleiter Nachwuchs gegenüber der bz.

Nach seiner Fussballerkarriere wurde Daniel Stucki Polizist bei der Kantonspolizei Basel-Stadt. Seine Passion blieb aber immer der Fussball. Die Einbindung Stuckis in die Sportkommission könnte ein Hinweis darauf sein, dass künftig wieder stärker auf FCB-Nachwuchstalenten gesetzt werden könnte.

Valentin Stocker

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Bild: Keystone

415 Spiele, 101 Tore und 110 Assists. Valentin Stockers rotblaue Karriere ist beeindruckend. Im September verabschiedete sich der 34-Jährige mit einer grossen Sause im Joggeli offiziell von der Fussballbühne.

Nach seinem Karriereende gönnte er sich eine mehrwöchige Pause, um sich danach auf seine neuen Aufgaben beim FCB konzentrieren zu können: die Unterstützung der sportlichen Leitung des Clubs. Parallel dazu absolvierte er verschiedene Aus- und Weiterbildungen im Bereich des Sportmanagements. Stockers klares Ziel: einst Sportchef des FC Basel zu werden. Der FCB äusserte sich damals wie folgt zu Stockers neuen klubinternen Aufgaben: «Die Idee und das Ziel von Stocker und dem FCB ist es, den langjährigen Rotblau-Profi auf diese Weise Schritt für Schritt an die Funktion des Sportchefs heranzuführen.»

Seither ist viel Zeit vergangen und sowohl im Verein, wie auch bei Stocker viel passiert. Er hat Stages bei Hertha und Union Berlin gemacht und vieles über Führungsstrukturen und Abläufe gelernt. «Wenn man weiss, dass man seine Passion zum Beruf machen konnte, ist auch ein gewisser Respekt davor da, was danach kommt», so Stocker an der Medienrunde vor seinem Abschiedsspiel im September.

Für ihn als Sportchef müsse der richtige Moment kommen, fügte er an, und der werde von verschiedenen Faktoren beeinflusst. In der Sportkommission wird sich Stocker weiter an eine mögliche Zukunft als Sportchef herantasten können und die nötigen Erfahrungen sammeln, ohne dabei schon zu früh auf sich alleine gestellt zu sein.

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