Wie wichtig sind die sozialen Medien für den Wahlkampf in Basel?
©Bilder: Keystone;Instagram / Montage: Baseljetzt
Digitalisierung
Wahlen BS

Wie wichtig sind die sozialen Medien für den Wahlkampf in Basel?

17.09.2024 05:53 - update 17.09.2024 16:37
Shahed Staub

Shahed Staub

Die sozialen Medien spielen im Wahlkampf eine immer grössere Rolle – so auch in Basel. Eine Schulung wird der Regierung jedoch nicht angeboten. Ein Experte gibt dazu eine Einschätzung ab.

Welche Faktoren eine Wahl beeinflussen können, ist ein hochkomplexes Thema. Alter, Geschlecht, Herkunft und soziokulturelle Faktoren – vieles hat Auswirkungen auf die Wahlentscheidung. Wichtig ist jedoch auch die sichtbare Präsenz der Parteien. Wobei der Auftritt in den sozialen Medien eine immer zentralere Rolle spielt.

Ist Wahlkampf auf den sozialen Medien überhaupt wichtig?

„Die sozialen Medien gewinnen bei Wahlen zunehmend an Bedeutung“, erklärt Dimitry Parisi von der Kommunikationsagentur Farner Consulting gegenüber Baseljetzt. Ein zentraler Grund dafür sei die Möglichkeit, eine direkte Verbindung zu den Wählenden herzustellen. Politiker:innen können dadurch unmittelbarer mit der Öffentlichkeit kommunizieren und persönliche Einblicke gewähren: Sie streamen Pressekonferenzen, teilen Eindrücke aus ihrem Alltag und beteiligen sich an aktuellen Debatten.

Wie wichtig sind die sozialen Medien für den Wahlkampf in Basel?
Dimitry Parisi ist Leiter des Teams „Public Affairs“ bei der Agentur Farner Consulting Bild: zVg

Eine bestimmte Zielgruppe kann laut Parisi dabei je nach Wahl der Plattform erreicht werden. So werden über Facebook ältere und in der Tendenz konservativere erreicht, auf Linkedin bürgerliche Berufstätige und auf Instagram überwiegend junge Linke.

Für TikTok zeigt sich in der Schweiz bisher noch keine klare Möglichkeit zur Nutzung für den Wahlkampf. Anders ist dies beispielsweise in Deutschland, wo insbesondere die Flügelparteien den Umgang mit den neuen sozialen Medien sehr gut beherrschen. Der Vorteil von TikTok: Der Algorithmus bevorzugt hetzerische Parolen und begünstigt die Reichweite von extremen Inhalten.

Wie betreiben die Basler Regierungsräte auf den Sozialen Medien Politik?

Auch in Basel ist der Wahlkampf in den sozialen Medien ein aktuelles Thema. Denn am 20. Oktober finden die Gesamterneuerungswahlen des Grossen Rates, des Regierungspräsidiums und des Regierungsrates statt. Für die letzten beiden Ämter stehen insgesamt 12 Kandidaten zur Wahl.

Und tatsächlich sind neun der zwölf Kandidierenden für den Regierungsrat beziehungsweise das Regierungspräsidium auf Instagram aktiv. Nur Tanja Soland, Stefan Suter und Lukas Engelberger haben keinen Account. Auf TikTok hingegen sieht die Lage erwartungsgemäss anders aus: Hier sind nur Eric Weber und Kaspar Sutter präsent.

@kasparsutter Wir lancieren in Basel-Stadt die #Solaroffensive. Damit wir unser Potenzial in Basel nutzen können und deutlich mehr erneuerbaren Strom produzieren. #Basel2037 #Energiewende ♬ Originalton – Kaspar Sutter

Nur zwei der zwölf Kandidierenden in Basel nutzen also die wohl mächtigste App der Welt für ihren Wahlkampf. Eine verpasste Chance? „Grundsätzlich gibt es keine Faktoren, die gegen eine Präsenz auf den sozialen Medien sprechen“, erklärt Kommunikationsexperte Parisi. «Dennoch müsse man die neuen Kommunikationskanäle sowie deren Chancen und Risiken einordnen und die Politiker dafür sensibilisieren“.

Solch eine Sensibilisierung wäre durch eine Medienschulung möglich, wird jedoch von der Basler Regierung nicht angeboten. „Eine allgemeine Schulung für den Auftritt der Regierung in den sozialen Medien gibt es nicht“, bestätigt Regierungssprecher Marco Greiner gegenüber Baseljetzt. Jedes Mitglied des Regierungsrat könne für selbst entscheiden, ob es eine Medienschulung in Anspruch nehmen möchte oder nicht.

Wer braucht schon eine Medienschulung?

Und genau diese Hilfe nehmen auch einige der Regierungsräte in Anspruch. Mustafa Aticis Präsenz in den sozialen Medien wird beispielsweise von der Abteilung Kommunikation des Erziehungsdepartements gepflegt: Sie veröffentlichen Inhalte und Informationen im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Regierungsrat, wie Schulbesuche oder die Eröffnung des Hallenbades. Einzig „privatere“ Inhalte, die nicht direkt mit seinem Amt zusammenhängen, von Atici selbst gepostet, heisst es auf Anfrage von Baseljetzt.

Auch Regierungspräsident Conradin Cramer holt sich für seinen Auftritt in den sozialen Medien teils Unterstützung, da er dafür keine spezielle Schulung erhalten hat. „Bei Posts zu meiner Tätigkeit als Regierungspräsident werde ich teilweise von der Kommunikationsabteilung des Präsidialdepartements unterstützt“, erklärt der 45-Jährige. Seine wahlkampfbezogenen Posts produziert Cramer jedoch selbst.

Anders sieht dies bei Esther Keller aus. Die Vorsteherin des Bau- und Verkehrsdepartements hat ursprünglich im Bereich Medien als Journalistin gearbeitet. „Deshalb sind mir auch die Mechanismen hinter Social Media etc. sehr bewusst“, teilt Keller auf Anfrage mit. 

Wie bedeutend der Faktor Social Media für den Wahlkampf in diesem Jahr tatsächlich sein wird, wird sich wahrscheinlich erst im Nachhinein zeigen. Doch wer das Rennen für sich entscheiden möchte, dem gilt bis zum 20. Oktober: Achtung, Fertig, Posten!

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

17.09.2024 10:12

Sensifer

📱👍🏻

0 2
17.09.2024 06:48

pserratore

👍

4 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.