Zivilcourage bei sexueller Belästigung? Ein Rundgang an der FHNW zeigt, wie es geht
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Forumtheater
Basel-Stadt

Zivilcourage bei sexueller Belästigung? Ein Rundgang an der FHNW zeigt, wie es geht

25.04.2024 18:07 - update 26.04.2024 10:52
Michael Kempf

Michael Kempf

Anlässlich des Sexual Harassment Awareness Day führt die FHNW den interaktiven Rundgang «Zu nah?!» durch. Anhand von gespielten Szenen können die Teilnehmenden ihre eigenen Grenzen kennenlernen und Zivilcourage üben.

Rund 16 Mitarbeiter:innen und Studierende der FHNW Basel haben sich für den interaktiven Rundgang angemeldet. Zu Beginn begrüsst Andi Geu von NCBI Schweiz die Teilnehmer:innen. Er wird in den nächsten 90 Minuten als Moderator durch den Rundgang mit interaktiven Theaterszenen führen.

Sogleich entpuppt sich eine der Teilnehmenden als Schauspielerin und bereits beginnt die erste Szene. Zwei Studierende treffen sich zum gemeinsamen Lernen. Doch während es ihm nur um den Lernstoff geht, hat sie ganz klar andere Interessen an ihm. «Stopp», ruft Andi Geu nach einer Weile. «Wir spielen die Szene jetzt nochmals, doch diesmal könnt ihr Stopp rufen und Inputs liefern, wie sich der Belästigte wehren könnte». Gesagt getan – die Szene beginnt nochmals von vorne und es dauert keine Minute, bis das erste Stopp eines Teilnehmers ertönt.

Forumtheater als Prävention

Diese Form der Prävention wird Forumtheater genannt. Die Teilnehmenden bekommen zunächst eine überspitzte Szene gezeigt und können dann, wenn sie sich die Szene noch einmal ansehen, aktiv eingreifen und Veränderungen herbeiführen. So kann in Konfliktsituationen wirksam eingegriffen werden, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.

Dies zeigt sich auch in der zweiten Szene, in der sich die Teilnehmenden in den Keller der FHNW begeben. Dort treffen sie wieder auf die beiden Schauspieler:innen, aber in einer anderen Situation: Der übergriffige Dozent trifft auf die unterwürfige Studentin. Wie kann sie reagieren, wenn eine gewisse Abhängigkeit in einem Machtverhältnis besteht?

Mittlerweile sind alle Teilnehmenden aktiv im Geschehen angekommen. Es wird rege «Stopp» gerufen, diskutiert und Inputs gegeben. Eine Teilnehmerin schlüpft sogar in die Rolle der Studentin, um sich direkt gegen unangemessene Bemerkungen des Dozenten zu wehren. Auch eine beliebte Methode des Forumtheaters, wie uns Andi Geu später bestätigt. Durch das direkte Eintauchen in die Rolle können die Teilnehmenden ihre Ideen gleich selbst ausprobieren und eigene Erfahrungen machen.

Die beiden beteiligten Schauspieler:innen Ann Klemann und Rolf Brügger von KonflikTüren sind darauf trainiert, mit unerwarteten Situationen umzugehen und auf die Ideen der Teilnehmenden mit Widerstand zu reagieren. Denn auch in der Realität führt eine Konfrontation nicht immer automatisch zur Einsicht des Gegenübers.

Sexual Harassment Awareness Day

Der Rundgang findet im Rahmen des Sexual Harassment Awareness Day statt. An diesem Tag organisieren Hochschulen und Universitäten in der ganzen Schweiz verschiedene Präventionsangebote, um auf die Thematik der sexualisierten Gewalt und sexuellen Belästigung an Hochschulen aufmerksam zu machen.

Die Universität Basel bietet beispielsweise Wen-Do-Schnupperkurse an und die FHNW den erwähnten interaktiven Rundgang. Der Sexual Harassment Awareness Day findet bereits zum zweiten Mal auf nationaler Ebene statt.

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