
Zwischen Verehrung und Missbrauch: 125 Jahre nach seinem Tod bleibt Friedrich Nietzsche umstritten
Sophie Jung
Friedrich Nietzsches Begriff des «Übermenschen» wurde vielfach missbraucht. Basel bewahrt unverfälschte Nachlassstücke, die seit April zum Unesco-Weltdokumentenerbe gehören.
Das Wichtigste in Kürze:
- Nietzsche prägte den Begriff des «Übermenschen», der nach seinem Tod vielfach missverstanden und missbraucht wurde
- Der Philosoph gilt bis heute noch als kontrovers
- 125 Jahren nach Nietzsches Tod wird sein Nachlass ins Unesco Weltdokumentenerbe aufgenommen.
«Also sprach Zarathustra» zählt zu den umstrittensten Werken Friedrich Nietzsches. Darin entwickelt er den Begriff des «Übermenschen», der nach Nietzsches Tod in unterschiedlichsten Richtungen interpretiert, missverstanden und missbraucht wurde. Wie der Basler Germanist und Historiker David Marc Hoffmann anmerkt, liegt im Begriff des Übermenschen die Gefahr, dass man dabei auch ein Gegenstück mitdenkt. Dieses Gegenstück wird häufig als «Untermensch» verstanden.
Nach Nietzsches Tod hat seine Schwester Elisabeth seine Schriften im Nietzsche-Archiv in Weimar aufbewahrt. Laut dem Philosophen Karl Schlechta wurden Teile des Nachlasses von seiner Schwester manipuliert und sein Weltbild missinterpretiert. Ein Beispiel dafür sei das Werk «Der Wille zur Macht». Elisabeth stellte es nach Nietzsches Tod aus seinem Nachlass zusammen und gab es als sein Hauptwerk aus. Später soll Elisabeth seine Schriften genutzt haben, um ihn als Vordenker des Nationalsozialismus zu stilisieren. Für die Ideologie der Nationalsozialisten wurde der Begriff des «Übermenschen» missbraucht. Der literarische Nachlass Nietzsches in der Universitätsbibliothek und im Staatsarchiv Basel gilt als Gegenarchiv zum Nietzsche-Archiv in Weimar. Diese Schriften blieben von Elisabeth unberührt, da sie keinen Zugriff darauf hatte.
In der aktuellen Weltlage gilt Nietzsche immer noch als kontrovers
Unter anderem greifen auch Trump-Anhänger auf Nietzsches Konzept des «Übermenschen» zurück und deuten es etwa nach dem Muster von «Winner und Loser» neu. Das erzählt David Marc Hoffmann am Dienstag im Punkt6Thema:
Am 25. August 2025 jährte sich Nietzsches Todestag zum 125. Mal. Um seine Schriften zu ehren, gibt es an der Universität einen feierlichen Anlass und eine Ausstellung seines Nachlasses. Im April 2025 wurde der literarische Nachlass von dem Philosophen im Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.
Nietzsche lebte als Staatenloser in Basel
Nach seiner Umsiedelung in die Schweiz gab Nietzsche seine preussische Staatsbürgerschaft auf und blieb staatenlos. Einen grossen Teil seines Lebens verbrachte er in Basel und in Sils-Maria. Von 1869 bis 1879 war er Professor für klassische Philologie in Basel, wo Werke wie «Die Geburt der Tragödie» und «Menschliches, Allzumenschliches» entstanden.
Literarischer Nachlass in Basel
Am Mittwochabend wird Nietzsches Nachlass in der Universitätsbibliothek Basel gefeiert, mit einem Grusswort vom Basler Regierungsrat Mustafa Atici und einem Vortrag von Germanist und Nietzsche-Kenner David Marc Hoffmann. Dort wird auch die Unesco Urkunde übergeben.
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Hoschi
Nietzsche war eine zwiespältige Person und nicht nur im positiven Sinn.
spalen
ein sehr guter grund, mal wieder in die ub zu gehen!