1’371 Frauen wurden im Jahr 2023 vergewaltigt
©Bild: Brava
Kriminalstatistik
Schweiz

1’371 Frauen wurden im Jahr 2023 vergewaltigt

26.03.2024 09:19 - update 26.03.2024 10:18
Michael Kempf

Michael Kempf

Dies zeigt die veröffentlichte Kriminalstatistik. Enorme Dunkelziffern und geringe Verurteilungsraten entlarven ein System, das sexualisierte Gewalt begünstigt und «Gerechtigkeit» verunmöglicht, so die Organisation Brava.   

Die am Montag veröffentlichte Kriminalstatistik zeigt eine deutliche Zunahme der Straftaten in der Schweiz. Neben der Zunahme von Diebstählen sticht vor allem eine andere Zahl ins Auge: 1’371 Frauen wurden allein im vergangenen Jahr vergewaltigt. Laut der Organisation Brava ist dies aber nur die Spitze des Eisbergs.

«Die Wahrheit ist viel gravierender», schreibt die Organisation in ihrer Medienmitteilung. Laut einer Erhebung von 2022 melden sich acht von zehn Frauen nicht bei der Polizei. «Wir müssen nicht von 1’371 Betroffenen, sondern von rund 11’100 sprechen», schreibt Brava. Das entspreche etwa der Grösse einer Kleinstadt wie Lenzburg.

Gemäss Hochrechnungen von Brava werden in der Schweiz jeden Tag 30 Frauen Opfer von sexualisierter Gewalt. Die Organisation kritisiert die hiesigen Strukturen, die dazu führen, dass Betroffene Vergewaltigungen nicht anzeigen und Sexualstraftaten nur selten verurteilt werden.

Der steinige Weg der Anzeige

«Wenn sich eine betroffene Person zu einer Anzeige durchgerungen hat, heisst das noch lange nicht, dass es zu einer Verurteilung kommt». Die Organisation Brava schätzt, dass von hundert Frauen nur vier ihren Vergewaltiger verurteilt sehen.

Nach einer Anzeige kommt es nicht zwangsläufig zu einer Gerichtsverhandlung. Bei geringer Beweislast kommt es auch vor, dass die Staatsanwaltschaft den Betroffenen von einem Strafverfahren abrät oder die Geschädigten sich selbst zurückziehen, weil sie die Energie und die finanziellen Ressourcen für einen Prozess nicht aufbringen können.

Kommt es zu einer Gerichtsverhandlung, mangelt es bei Sexualdelikten häufig an Beweisen. Vielerorts wird eine professionelle Spurensicherung erst dann durchgeführt, wenn die geschädigte Person Anzeige erstattet. Entscheidet sich die betroffene Person erst später für eine Anzeige, wurden wichtige Beweise nicht gesichert und können im Verfahren nicht verwendet werden.

Von 100 nur 4

Aus der Sicht von Brava herrscht in der Schweiz ein System, das Frauen und insbesondere Betroffene von sexualisierter Gewalt seit jeher alleine lässt. Die Einführung des neuen Sexualstrafrechts am 1. Juli 2024 sieht Brava als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Doch es brauche noch weitere Veränderungen.

Mit der Aktion «von 100 nur 4» will die Organisation auf die Vergewaltigungszahlen in der Kriminalstatistik aufmerksam machen. Zudem fordert sie mehr Präventionsarbeit zum Thema sowie einen konsequenteren Opferschutz und eine bessere Strafverfolgung. Einen weiteren Schwerpunkt legt die Organisation auf die Arbeit mit Tatpersonen. Es seien schliesslich die Vergewaltigungstäter, die für die hohen Zahlen verantwortlich sind.

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Kommentare

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26.03.2024 10:57

Sprissli

Was nützt das wenn man die betreffende Vergewaltiger anzeigt,dann kommt es vor Gericht und wird freigesprochen und als Endschuldigung wird ihm noch Fr33900 vergütet!👏👏

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