
Allschwil sagt Ja, Pfeffingen sagt Nein: Deshalb hat Tempo 30 häufig einen schweren Stand
Larissa Bucher
Allschwil hat nach langem Hin und Her Ja zu Tempo 30 auf den Gemeindestrassen gesagt – Pfeffingen hingegen bleibt auch beim fünften Anlauf beim Nein. Dass Tempo-Anpassungen für Wirbel sorgen, ist im Baselbiet nichts Neues.
Seit knapp 30 Jahren wird in Allschwil bereits über Tempo 30 diskutiert. Am vergangenen Abstimmungssonntag hat die Stimmbevölkerung der Tempo-Anpassung nun zum ersten Mal zugestimmt. 3105 Stimmberechtigte legten ein Ja in die Urne ein (55 Prozent), 2509 Personen waren dagegen. «Seit 1996 hat sich einiges geändert, auch das Gesetz», sagt der Allschwiler Gemeindepräsident Franz Vogt (Mitte) nach dem Ja an der Urne. «Früher waren bei solch einem Entscheid noch bauliche Massnahmen nötig – Temposchwellen oder Blumentöpfe. Das braucht es jetzt nicht mehr.» Das jetzige Konzept zur Umsetzung von Tempo 30 sei besser, was sicherlich zum Ja an der Urne beigetragen habe.
Zum fünften Mal gibt es ein Nein an der Urne
Ganz anders sieht die Stimmung zu Tempo 30 in Pfeffingen aus. Dort nahm die Stimmbevälkerung die Anpassung auch nach dem fünften Anlauf nicht an. Und das deutlich mit 62 Prozent Nein-Stimmen. Philipp Ramseier, Präsident der FDP Pfeffingen, hält das für die richtige Entscheidung, denn Tempo 30 sei in der Gemeinde schlicht überflüssig. «Man kann fast nirgends schneller fahren als 30 km/h», erklärt er. Das würden Messungen zeigen, die im Vorfeld der Abstimmung gemacht wurden. «Die Leute fahren im Durchschnitt 36 km/h im Dorf. Dies bei der Messmethode V85. 85 Prozent davon fahren also sogar langsamer.»
Ramseier ist nicht der einzige, der Tempo 30 in Pfeffingen als überflüssig ansieht. Die Gemeindeversammlung hat nämlich schon im Juni Nein zu Tempo 30 gesagt. Gegen diese Entscheidung wurde das Referendum ergriffen, somit konnte die Bevölkerung nun am vergangenen Sonntag an der Urne ihre Meinung dazu abgeben.
Dass es erneut zu einem Nein gekommen ist, findet Marco Agostini sehr schade. Der Grünen-Landrat ist einer der Initianten des Referendums. «Die Gegnerschaft sagte im Abstimmungskampf immer, man könne sowieso nicht schneller fahren als 30 km/h in Pfeffingen. Genau das ist für mich der Beweis, dass Tempo 50 falsch ist», erklärt er. «Diese Argumentation zeigt genau auf, weshalb Tempo 30 erst recht richtig ist.»
Tempo-Anpassungen sorgen häufig für Diskussionen
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Tempo-Anpassungen des Öfteren nicht gutgeheissen werden. Das habe verschiedene Gründe, meint Florian Schreier vom VCS beider Basel. «Oft muss in jeder Gemeinde die gesamte Herleitung und Debatte zu Tempo 30 wiederholt werden, die in anderen Gemeinden und Städten schon in den 90er- und Nullerjahren geführt wurde.» Dabei werde häufig mit den gleichen Argumenten um sich geworfen, die seiner Meinung nach falsch sind: Ausweichverkehr, weniger Sicherheit, keine Zebrastreifen, kein Nutzen für die Bevölkerung und vieles mehr.
Dazu komme, dass der Kanton extrem zurückhaltend sei mit Tempo 30 auf den Kantonsstrassen. Auch das könne zu Problemen führen. «In Gelterkinden wurde beispielsweise vor ein paar Jahren Tempo 30 auf Gemeindestrassen an der Gemeindeversammlung abgelehnt, weil die Kantonsstrasse nicht Teil des Projekts war.» Aktuell gelte nur in Maisprach auch auf den Kantonsstrassen Tempo 30.
Für Schreier ist jedoch klar: «Wo Tempo 30 eingeführt wurde, käme niemand auf die Idee, es wieder abzuschaffen». Zurück wolle seiner Meinung nach niemand, denn mittlerweile würden viele Tempo 30 in Quartierstrassen als normal ansehen.
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Sonnenliebe
Gut für Allschwil, schlecht für Pfeffingen.