Anwohnende stehen hinter Fahrtkontrollen: «Birsfelden wird schlecht gemacht»
Johanna Samland
Die Verkehrskontrollen in Birsfelden erhitzen die Gemüter. Nach der Politik und den Juristen melden sich jetzt auch Anwohnende zu Wort. Sie halten die Kontrollen für richtig und fühlen sich missverstanden.
Das Wichtigste in Kürze
- Anwohnende fanden die Verkehrssituation in Birsfelden vor den automatischen Durchfahrtskontrollen untragbar
- Die Kontrollen zeigen Wirkung, sagen Birsfelder:innen nach den ersten Wochen
- Lieferanten sind verärgert
Birsfelden machte in den vergangenen Wochen international Schlagzeilen mit der neuen automatischen Verkehrskontrolle. Wenn man ohne Berechtigung kürzer als 15 Minuten durch die Gemeindestrassen fährt, wird eine Strafzahlung von 100 Franken fällig. So sollen die Anwohnenden vor Lärm und Stau durch den Ausweichverkehr von der Autobahn geschützt werden.
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Die Bussen zeigen Wirkung
Jean-Michel Weiss und Sonja Tanner Weiss, die in Birsfelden wohnen, erzählen, dass es in der Vergangenheit vermehrt Probleme mit Stau im Ortskern gab. «Teilweise standen die Autos im ganzen Ortskern», erzählt Tanner Weiss. Es sei sogar schon zu Situationen gekommen, in denen der Bus vor Birsfelden habe umkehren müssen, weil es in Birsfelden kein Durchkommen gegeben habe. Die Situation sei insbesondere für ältere Anwohnende, die nicht gut zu Fuss seien, untragbar geworden.

Als Hauptgrund für den Stau nennen die beiden den Ausweichverkehr von der Autobahn. «Dafür können wir in Birsfelden nichts», sagt Tanner Weiss. Seit der Einführung der Verkehrskontrollen habe sich die Situation merkbar gebessert. Es gebe zu den Stosszeiten immer noch viel Stau, aber insgesamt sei es besser als zuvor.
Auch andere Anwohner:innen sehen eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation. «Ich bemerke einen Unterschied», sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. Die Höhe der Busse hält sie allerdings für übertrieben. «100 Franken sind schon sehr viel, ich fände 50 Franken angemessen.» Tanner Weiss hält es für richtig, dass die Busse so hoch ausfällt. Es müsse wehtun, damit die Massnahmen Wirkung zeigten. Für die Klagen der Personen, die eine Busse bekommen, haben sie und ihr Ehemann nur wenig Verständnis. «Wenn ich mich nicht an die Verkehrsregeln halte, muss ich eine Busse zahlen», sagt Tanner Weiss. Die Signalisation vor Ort sei nicht zu übersehen.

Sonja und Jean-Michel Weiss betonen aber auch, dass es nicht darum gehe, mit den Bussen Geld zu verdienen. Das Problem seien nicht die Bussgelder, sondern die Situation, die solche Massnahmen nötig mache.
Lieferanten sind verärgert
Nicht nur die Anwohnenden sind unzufrieden mit der aktuellen Situation. Auch ein Lieferant meldet sich zu Wort. Nicolae Solcan erzählt, dass er innerhalb von einer Woche zweimal eine Busse erhalten habe, als er für eine Lieferung in Birsfelden ausgeliefert habe. Er fühlt sich ungerecht behandelt.
Er habe zwar von der neuen Regelung gewusst. Solange die Kontrollen von Personen vor Ort durchgeführt worden seien, habe es aber keine Probleme gegeben. Zu den Bussen sei es erst nach der Einführung der automatischen Kontrollen gekommen. Seine Firma erhalte keine Durchfahrtsbewilligung, weil sie nicht aus Birsfelden sei, sagt er. Er habe sich bereits bei der Gemeinde gemeldet, sei dort aber auf Unverständnis gestossen. Deshalb sei er jetzt fest entschlossen, falls nötig den Rechtsweg zu beschreiten.
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Hoschi
Für die Anwohner ist diese Lösung richtig und es ist überall klar signalisiert, der Lastwagenfahrer hätte nichts bezahlen müssen, wäre er die gleiche Strasse wieder zurück gefahren wie er auch gekommen ist. Warum schimpfen alle über die Bussen? Sonst muss man ja auch bezahlen, wenn man über ein Fahrverbot fährt. Alles rechtens und gerecht so wie es ist, gut gemacht Birsfelden.
Borki74
standhaft bleiben Birsfelden👍👍