Stiftung Blindenheim
Basel-Stadt

Architekt des neuen Pflege- und Wohnzentrums: «Wir mussten den Fokus auf die anderen Sinne legen»

19.10.2023 05:10 - update 25.03.2025 16:23
Jennifer Weber

Jennifer Weber

Die Stiftung Blindenheim Basel feiert ihr 125-Jahr-Jubiläum. Schon bald darf sie ihr neues Wohn- und Pflegezentrum mitten in Basel eröffnen. Beim Bauen für Menschen mit einer Sehbehinderung gibt es aber viele Herausforderungen für die Architekten.

An der Kohlenberggase in Basel entsteht ein neues Wohn-, Alters- und Pflegezentrum für seh- und hörsehbehinderte, blinde und betagte Menschen von der Stiftung Blindenheim Basel. Wo jetzt noch Kabelsalat herrscht und fleissig gebaut wird, werden ab Frühling 2024 99 Personen ein neues Zuhause finden. 50 Millionen Franken kostet dieser Neubau und wird vollumfänglich über Spenden finanziert.

Für die Architekten war der Neubau auch eine Herausforderung. Sie setzten zum ersten Mal einen Bau für sehbehinderte Menschen um. Baseljetzt traf den verantwortlichen Architekten Marco Rickenbacher von Esch Sintzel Architekten zum Interview.

Baseljetzt: Was muss man als Architekt bei einem Bau für sehbehinderte und blinde Menschen beachten? Was sind die Herausforderungen?

Baseljetzt: Wie haben Sie sehbehinderte und blinde Menschen in den Entstehungsprozess des Gebäudes involviert?

Marco Rickenbacher: Das war eine spezielle Zeit. Wir planen nun schon seit 2020. Das war gleich zu Beginn der Corona-Pandemie. Das heisst, wir konnten gar nicht physisch mit ihnen zusammensitzen. Wir mussten über Zoom oder Teams Video-Calls machen. Wir machten das zwei-, dreimal. Wir wurden auch vom Betrieb und von Leuten, die sie kennen, unterstützt. Wir hatten einen grossen Fragenkatalog. Das Team, das wir unsererseits zusammenstellten, fragte alles ab. Wir wollten wissen: Wie orientiert ihr euch in den Räumen? Was ist für euch ein gutes Raumklima? Daraus lernten wir ganz viel. Vor allem bei der Akustik haben wir eine Ausnahmesituation und spezielle Architektur geplant. Das sieht man an den Decken. Es war sehr spannend für uns, zu verstehen, wie diese Menschen Räume wahrnehmen und sich orientieren.

Was ist das Besondere an der Decke?

Das Besondere ist sicher, dass diese Decke nicht nur absorbiert, wie die meisten Decken, sondern, dass sie auch eine gewisse Streuung hat. Die Einlagen in der Betondecke machen die Decke nicht nur flach zum Boden, sondern sie lösen auch aus, dass unser gesprochenes Wort gestreut wird. So werden die Raumakustik und der Klang besser, als wenn sie nur absorbieren würde.

Was bedeutet es für Sie persönlich, solch ein Zentrum zu bauen?

Wir suchen eigentlich immer nach Aufgaben, die wir noch nie gemacht haben. Denn wenn man etwas noch nie gemacht hat, geht man den Fragen so richtig auf den Grund. Das ist am aufregendsten und am spannendsten. Wir suchen auch immer sehr soziale Aufgaben. Wir machen sonst eigentlich nur sozialen Wohnungsbau. Wir wurden angefragt, ob wir am Wettbewerbs-Studienauftrag mitmachen wollen. Natürlich kannten wir das Blindenheim als Institution. Wir fanden den Standort hier sehr spannend. Wir sind sehr froh, dass wir das bebauen konnten. Es war eine sehr intensive Zeit. Vier Jahre lang. Das war eigentlich Rekord-Tempo. Sie stellten uns nur diese vier Jahre zur Verfügung (lacht). Vom ersten Strich, also vier Jahre Planung, bis zur Fertigstellung nächsten Frühling – mit Bebauungsplan, mit Baubewilligung und einem gewissen Rückbau. Hier gab es ja schon ein Gebäude, das nicht mehr funktionierte. Wir haben wahnsinnig viel gelernt, vom Betrieb, von den Bewohnerinnen, und sind sehr froh, das nun auf die Zielgerade bringen zu können.

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