
Basler Band Nomuel mit neuer EP: «Wir sind sehr verbissen und haben hohe Ambitionen»
Tim Meyer
Am Freitag erschien die neue EP «Home» von Nomuel. Zwei Jahre lang hatten sie keine Konzerte gespielt und waren aus der Öffentlichkeit verschwunden. Nun zeigen sie, was in dieser Zeit entstanden ist.
April 2022: «Nomuel» spielen ihr Set am Basler Musikfestival BScene. Es wird ihr letztes Konzert für eine lange Zeit sein. Die Band zieht sich zurück und geht in den tiefen der Bandräume auf die Suche nach neuer Musik. Die fünf Freunde aus Basel reisen in den sommerlichen Süden Italiens, um Musik fernab von Zuhause, der Bühne und dem familiären Umkreis aufzunehmen.
Mai 2024: Zwei Jahren später gibt die Band Nomuel ihr Comeback. Nach zwei Shows in Deutschland taufen die Basler ihre neue EP inoffiziell im «Gannet». «Home», welche gespickt ist mit sechs neuen Songs. Mit «Hey You», «Hold Me Down», «Home» und «Tell Me Everything» wurden vier davon seit Sommer 2023 bereits auf Streaming-Diensten veröffentlicht. Zwei Songs hingegen sind brandneu, «babyboy» und «Danser».
Im Interview mit Baseljetzt reden der Schlagzeuger Samuel Schneider und Co-Sänger Paul Planchenault über die EP, die zwei vergangenen Jahre und ihre Ambitionen für die Zukunft.
Wer ist «Nomuel»?
«Nomuel» sind Noah Tran (Gesang englisch, Keys), Paul Planchenault (Gesang französisch, Gitarre), Gian Berger (Bass), Valentin Kunz (Gitarre) und Samuel Schneider (Schlagzeug).
Die Anfänge
Alles startete in Samuels Keller. Er und Noah fingen zusammen an, aus «Jux» Musik zu machen. Was aus der Freundschaft der Beiden begann, wurde über die Jahre fünfköpfig und mehrsprachig. Die fünf Basler sind alle befreundet und kennen sich teilweise schon, seit sie 14 Jahre alt sind.
Die Musik
- In drei Worten: Freundschaft, melancholisch, Leidenschaft
- Genre: Indie, Pop, Chanson
- Lyrics: Herzschmerz, Beziehungen, Mix zwischen Englisch und Französisch
- Instrumentation: feinfühlig, ruhig, akustisch
Baseljetzt: Ihr habt die vergangenen zwei Jahre damit verbracht, euren Sound zu finden. Wie klingt dieser auf der EP?
Pol: Das Ziel der EP ist, verschiedene Facetten von uns zu zeigen. Mit unterschiedlichen Arten von Musik. «Hold Me Down» ist sehr ruhig, fast akustisch und ein klassischer Singer-Songwriter-Track. «Tell Me Everything» geht aber in eine ganz andere Richtung. Die Musik der ganzen EP ist geprägt von den Sessions in Italien, der Nostalgie und Melancholie. Das Sommerliche zieht sich durch das ganze Projekt hindurch.
Sam: Unsere Musik entwickelt sich mit der Zeit immer weiter. Wir sind zufrieden mit dem Sound, den wir gefunden haben. Der Vibe mit «Home», der sehr indie- und bandlastig ist, aber auch «babyboy», der mehr elektronische Elemente hat. Wir sind offen, probieren aus und machen Musik, die wir im Moment fühlen. Und das wird auch in Zukunft so sein.
Auf «babyboy» habt ihr mit dem deutschen Künstler Milxn euer erstes Feature überhaupt. Wie war das?
Sam: Eine solche Zusammenarbeit war komplettes Neuland für uns. Daher freuen wir uns umso mehr, dass wir mit einem dreisprachigen Song etwas ganz Neues herausbringen konnten.
Pol: Im Track geht es um die Sommermelancholie. Um eine Beziehung, die kaputt geht und eine Welt, die sich trotzdem weiterdreht. Man sieht diese Person im Sommer wieder – aber mit jemand anderem zusammen. Das ist das Traurige, aber auch Schöne daran. Es ist Sommer, es geht weiter und die Zeit geht vorbei. Milxn hat sich mit seinem Part damit auseinandergesetzt und sich die Thematik gut angeeignet.
Als Mensch und Band wächst man gemeinsam – was habt ihr mit eurem kreativen Rückzug und der Entstehung der EP dazu gelernt?
Sam: Wir haben sehr an unserer Live-Performance gearbeitet. Der Entstehungsprozess der Lieder hat sich mit den Jahren immer mehr eingespielt. Die Pause hat es auch gebraucht, um sich mehr untereinander zu finden.
Pol: Mit dem Rückzug haben wir viel über uns selbst gelernt. Wir haben uns gefragt: Was wollen wir erreichen? Wo wollen wir hin? Was ist uns wichtig? Und so haben wir alle unseren Alltag der Musik angepasst. Denn die Musik ist zur Priorität Nummer eins gewachsen und nun wollen wir das Beste rausholen.

Eure EP ist nun veröffentlicht. Werdet ihr jetzt auch wieder mehr Live-Shows spielen?
Pol: Das ist unsere Wunschvorstellung. Im Sommer werden wir aber nicht viel spielen. Das Booking hat bereits vergangenes Jahr stattgefunden und da sind wir knapp dran. Das ist aber gar nicht so schlecht. So können wir uns nochmals verbessern und Ende Jahr Konzerte geben. Wir wollen dann auch wieder mehr als Support-Acts spielen und auf Support-Tour gehen.
Ihr habt im Sommer 2023 einen Plattenvertrag unterschrieben. Euer grosser Traum ist es, von der Musik zu leben. Mit dem Vertrag seid ihr nun einen Schritt näher am Ziel, habt aber auch nicht mehr gleich viele Freiheiten wie vorher. Wie geht ihr mit dieser neuen Situation um?
Sam: Der Vertrag gibt uns die Hoffnung, dass ein Weg nach Deutschland ermöglicht werden könnte, da auch das Label in Deutschland ist. Es ist zwar nicht mehr das Gleiche und es reden mehr Leute mit. Aber wir können immer noch die Musik veröffentlichen, so wie wir sie wollen. Wir klingen nicht anders, nur weil wir einen Plattenvertrag haben.
Pol: Es ist eine Riesenchance und wir sind privilegiert, dass wir das erleben dürfen. Wir kommen dem Traum näher. Der Vertrag gibt uns einen Push, der auch mit Druck verbunden ist. Mit diesem mussten wir lernen umzugehen. Damit, dass Menschen für uns und mit uns arbeiten und wir gewissen Partnern gegenüber Verantwortungen haben. Es wurden Anforderungen gestellt, die wir nicht kannten, und diese sind hoch. Daran können wir aber nur wachsen. Denn geschenkt wird uns ja nichts.
Heutzutage ist es auch Pflicht, als Band auf Social Media zu posten. Wenn man selbst Musik macht, ist man automatisch Teil dieser Szene. Wie sieht eure Sicht auf die heutige Musikwelt aus?
Sam: Dass so viel auf Social Media passiert, ist ein bisschen schade. Wir sind Musiker und keine Influencer. Aber es geht halt darum, dich und deine Songs zu promoten und das ist momentan der einfachste Weg. Wir sind aber froh, wenn es mal eine Woche oder zwei ohne Social Media gibt. Es steckt sehr viel Arbeit dahinter, die ist anstrengend und nicht immer nur lustig.
Pol: Die Musikindustrie ist heutzutage sehr schnelllebig. Es kommen jeden Tag neue Künstler:innen auf den Markt, die sehr tolle Musik machen. Das merkt man schon hier in Basel, die Kulturszene ist extrem breit. Für uns ist Social Media ein Werkzeug, um den Leuten näher zu bringen, was wir machen. Gesamthaft mussten wir dort hineinwachsen. Wir sind nicht mehr in der Beatles-Zeit, wo man einfach nur Musik machen konnte. Heute müssen wir viel mehr auf das Visuelle achten – auf und neben der Bühne.
Social Media, Vertrags-Anforderungen, Jobs und Studium, die Freundschaft pflegen und dann noch Musik kreieren. Wie kriegt ihr das alles unter einen Hut?
Pol: Schön wäre, wenn es ein Rezept dafür gäbe. Das gibt es aber nicht. Es gibt Wochen, da schaffen wir es nicht. Etwas kommt immer zu kurz, sei es die Arbeit oder die sozialen Kontakte. Der Tag ist leider nicht lange genug für alles. Wir haben uns von gewissen Gewohnheiten verabschiedet und gehen weniger in den Ausgang, treffen weniger Leute und haben bei anderen Hobbies zurückgesteckt. Wir sind sehr verbissen und haben hohe Ambitionen. Diese Verbissenheit führt aber dazu, dass wir uns teilweise überarbeiten. Und so mussten wir eine gesunde Mitte finden – untereinander, aber auch für uns selbst, durch Kommunikation, Reflexion, Wille und Commitment.
Sam: Wichtig ist, für jede Situation Verständnis zu zeigen. Gian und Valentin sind zum Beispiel gerade in der Prüfungsphase und eine Woche «out» für die Band. Das gilt es so zu akzeptieren. Oder wenn es jemandem mal nicht so gut geht, gehen wir als Freunde lieber zusammen einen Kaffee trinken, anstatt als Arbeitskollegen um jeden Preis ins Studio, weil wir aufnehmen «müssen». Es hilft uns, dass wir alle sensible Menschen sind und gerne miteinander darüber reden, wie es uns geht. Wir sind nicht nur eine Band, sondern fünf gute Freunde und unterstützen uns gegenseitig.
Die EP ist fertig, was steht als Nächstes an für «Nomuel»?
Pol: Wir wollen in Zukunft mehr spielen und uns in der Schweiz und auch Deutschland etablieren. Für diesen Sommer werden wir aber vorerst weiter im Studio Musik aufnehmen, wir haben noch viel zu erzählen. Auch werden wir nach Berlin gehen und dort Leute kennenlernen und vielleicht neue Kollaborationen mit anderen Künstler:innen entdecken. Das wird sich alles ergeben. Das Ziel für nächsten Sommer ist dann, auch in der warmen Jahreszeit Shows zu spielen.
Beendet diesen Satz: «In zwei Jahren ist ‘Nomuel’…»:
Sam und Pol: Unterwegs.
Sam: Auf Tour, sei es in Deutschland oder vielleicht sogar Europa. Wir haben noch nie ein Festival gespielt und wollen dies unbedingt erfahren…
Pol: …um Erinnerungen zu kreieren, die wir später unseren Kindern erzählen können.
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