Basler Filmszene sauer wegen Unispital-Imagefilm «Made in Berlin»
Baseljetzt
Die Basler Filmszene kritisiert das Universitätsspital Basel, weil es den Auftrag für einen Imagefilm an eine Berliner Produktionsfirma vergeben hat. Dies, ohne lokale Anbieter zu berücksichtigen.
Das Universitätsspital Basel (USB) lässt einen Imagefilm drehen und will sich damit im besten Licht zeigen. Bevor das Resultat aber überhaupt veröffentlicht ist, hat das schon mal die gegenteilige Wirkung. Denn: Der Film wird von einer Produktionsfirma aus Berlin gedreht. Das kritisiert die Basler Filmszene scharf. Auch, weil das Unispital diesen mit Steuergeldern finanzierte Auftrag ohne öffentliche Ausschreibung vergeben hat.
«Sehr fragwürdig»
Ein Imagefilm für das USB: Ein Auftrag wie geschaffen für Pablo Grendelmeier und seine Basler Produktionsfirma Aviaticfilms. Dass das Unispital die lokale Filmszene einfach aussen vor lässt, könne er nicht verstehen: «Es gibt diverse tolle Anbieter in der Region Basel, die hier ansässig sind, die hier Steuern zahlen, die Arbeitsplätze schaffen, bei denen die Mitarbeitenden auch wieder Steuern abführen», sagt Grendelmeier. Wenn aus Steuergeldern Produktionen finanziert werden, bei denen die Gelder ins Ausland fliessen, «ohne dass man überhaupt die lokalen Anbieter berücksichtigt, ist das für mich sehr fragwürdig».

Dass es an den Fähigkeiten der lokalen Produktionsfirmen liegen würde, kann sich Pablo Grendelmeier nicht vorstellen. Es gebe diverse lokale Anbieter, die für Topfirmen in der Region, aber auch international, tätig sind. «Ich glaube, wenn es für Topfirmen aus der Privatwirtschaft reicht, sollte es auch für ein öffentlich-rechtliches Unternehmen ausreichend sein.»
Grendelmeier kennt die genauen Details des Auftrages nicht. Aber solch ein Imagefilm kostet schnell über 100’000 Franken. Preislich könnten sie auch mit der deutschen Konkurrenz mithalten. «Wir wissen einfach, dass Anbieter aus Berlin nicht zwingend viel günstiger sind, wenn man die Reisekosten und die Unterkünfte miteinkalkuliert», so Grendelmeier.
Das Unverständnis teilt auch Philipp Cueni, Präsident von Balimage. Der Verein Balimage ist der grösste Basler Filmverein und setzt sich für die lokale Filmszene ein. «Es ist enttäuschend, wenn man weiss, dass es in Basel viele Leute gibt, die Erfolg haben, mit Spielfilmen, Dokumentarfilmen, Kunst, aber eben auch im Auftragsfilm», sagt Cueni. Als «offenbar zufriedene Kunden» bezeichnet Cueni beispielsweise die Roche, Herzog & de Meuron oder auch die Art Basel. Er könne den Frust der lokalen Filmbranche «sehr gut verstehen».

USB bestätigt Auftrag
Und was sagt das Unispital? Es bestätigt auf Anfrage von Baseljetzt, dass der Auftrag an eine Berliner Produktionsfirma gegangen ist. Die Gründe für diesen Entscheid wollte es aber nicht erklären.
«Ich denke, wenn man hinter dieser Entscheidung zu 100 Prozent stehen könnte, würde man das öffentlich kommunizieren», sagt Grendelmeier. «Zumal, das einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, der wahrscheinlich auch dem Image des USB, das ja sowieso schon ein bisschen angeschlagen ist, nicht zwingend hilft.»
Es bleibt vorerst dabei: Der nächste Imagefilm für das Unispital Basel ist «Made in Berlin».
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Marius
Gerade das sich Aviaticfilms zu Wort meldet finde ich amüssan. Bei den meisten Offferten fallen die gleich raus. Sie verstehen sich als Künstler und können kein Briefing normal umsetzten. Habe auch schon eine DE und UK Prod eingesetzt weil sie es am besten konnten. War begeistert.
andreas-boesch
Bravo Balimage, danke für euren Einsatz!