
Beruf Traumdoktor: «Man muss es sich ein wenig wie Lüften vorstellen»
Maximilian Karl Fankhauser
Der Alltag in einem Kinderspital, er kann für alle Beteiligten schwer sein. Die Traumdoktore der Stiftung Theodora wollen ein wenig Leichtigkeit und eine andere Atmosphäre in die Spitalgänge zaubern.
«Mein Name ist doch nicht so schön. Oder?» Dr. Hüpf schaut fragend um sich im Spitalzimmer. «Nein, aber er ist lustig», meldet sich Larissa mit ihrer zugegipsten Hand lachend zu Wort. Dr. Hüpf ist heute nicht alleine gekommen. Er hat seine Doktor-Kollegin dabei. «Ich habe leider noch keinen Namen. Könnt ihr mir dabei helfen?»
Gemeinsam mit den beiden Patientinnen versuchen die Kollegin und Dr. Hüpf einen Namen ausfindig zu machen. Vielleicht ergibt sich ja etwas, wenn man die Namen der beiden Patientinnen vermischt? «Laralva vielleicht?» Richtig überzeugt wirkt das nicht. Also müssen die Mamis der Patientinnen dran glauben. Karin und Tamara, also Dr. Karin und Dr. Tamara. Das wirkt ja schon überzeugender.
Dr. Hüpf und Dr. Tiff, wie seine Kollegin eigentlich heisst, haben ihre Aufgabe vollends erfüllt. Für ein paar Minuten füllt sich das Spitalzimmer nämlich mit einer Leichtigkeit, die Sorgen und Schmerzen sind kurz vergessen. Hinter den Alter Egos stecken nämlich Alex Milligan und Blanca Böll. Ihr Beruf? Traumdoktor. Auch bekannt unter dem Begriff «Spitalclown».
Seit rund fünf Jahren arbeitet Alexander Milligan jetzt bereits als Traumdoktor bei der Stiftung Theodora. Seit zwei Jahren ist er Teamleiter der Nord-Süd-Achsen-Region. «Mir ist bewusst, dass sich das wie eine Staumeldung anhört», fügt Milligan lachend an. Als Teamleiter hat er zudem die Aufgabe, die Traumdoktoren in Ausbildung zu coachen. Wie an diesem Tag Blanca Böll. «Als Teamverantwortlicher schaue ich vor allem darauf, dass sie eine Beziehung zum Kind aufbauen, wenn sie ins Zimmer gehen – und dies auf eine natürliche Art machen», sagt er.
Eine ganz andere Welt
Beim praktischen Teil, den Spitalbesuchen, lerne man sehr viel, sagt Böll. Der Umgang unterscheide sich von Patientin zu Patient. «Bei einem Jugendlichen verhalte ich mich ganz anders, als bei einem Neugeborenen.» Böll gefällt der Job sehr. Denn es sei sehr schön, dass man den Kindern in dieser schweren Situation auch etwas Leichtigkeit geben könne und sie auf andere Gedanken bringe.
«Man muss sicherlich sehr empathisch sein und ein gutes Feingefühl haben. Man muss die Methoden, die man von der künstlerischen Tätigkeit bereits kennt, auch ins Spital transferieren können», sagt Milligan. Denn die Traumdoktoren haben bereits eine Grundausbildung in der Zauberei, im Theater oder im Zirkus. Dennoch müsse diese Kunst auch im Spital richtig angewendet werden. «Das ist eine ganz andere Welt», stimmt ihm Böll zu.
«Ich denke, dass es in erster Linie um Begegnungen geht – möglichst echte Begegnungen. Ein Clown ist im besten Fall witzig, muss es aber nicht immer sein. Manchmal ist es auch gut, wenn ein Kind merkt, dass jemand für einem da ist, Zeit hat und zuhört», sagt Böll. Die Atmosphäre im Spital verändern, das sei auch eine Aufgabe des Clowns, findet Milligan. «Man kann es sich ein wenig wie Lüften vorstellen. Wir machen die Fenster auf und bringen frischen Wind herein.»
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