Neuer Direktor Tobias Markert über die Zukunft des Euroairport
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Neuer Direktor Tobias Markert über die Zukunft des Euroairport

18.06.2025 08:00 - update 18.06.2025 12:14

Annina Amrein

Easyjet feiert am Euroairport in Basel sein 20-Jahr-Jubiläum. Der neue Flughafen-Direktor Tobias Markert spricht zu diesem Anlass in der Telebasel-Sendung «Punkt6 Thema» über die Zukunft des EAP.

Telebasel: Tobias Markert, Sie waren vorher in Brasilien und in Lateinamerika an verschiedenen Orten tätig. Jetzt sind sie hier in Basel, war das ein Kulturschock?

Tobias Markert: Der Kulturschock ist überschaubar, weil Flughäfen sehr stark reglementiert sind. Die Regeln sind überall gleich, und dadurch ähneln sich auch die Themen. Natürlich haben wir in Europa, und insbesondere an diesem Flughafen, das Thema der Umwelteinwirkungen, das wir sehr ernst nehmen.

Es ist ein Flughafen, der auf französischem Staatsgebiet liegt. Die Franzosen übernehmen hier die gesamte Security – allerdings mit Schweizer Unterstützung und einem Schweizer Direktor. Führt das nicht zu Konflikten?

Von Konflikten würde ich nicht sprechen. Es entsteht vielmehr ein interessantes Spannungsfeld, aus dem wir vom Besten beider Welten profitieren können. Ich erlebe das zwar erst seit zwei Monaten, aber empfinde es als sehr bereichernd und sogar etwas, das uns gegenüber anderen Flughäfen zum Teil einen Vorteil verschafft.

Inwiefern ist das ein Vorteil?

Wir haben die Möglichkeit zu wählen: Wir können Leistungen entweder aus Frankreich oder aus der Schweiz beziehen. Das ist jeweils ganz unterschiedlich. Je nachdem, was wir gerade brauchen und wo die entsprechenden Spezialisten verfügbar sind, beziehen wir sie aus der Schweiz oder aus Frankreich.

Es gibt immer wieder Passagiere, die sich darüber beklagen, dass der Sicherheitscheck zu lange dauert und dadurch Abläufe ins Stocken geraten. Irgendwo scheint da doch ein bisschen der Wurm drin zu sein, oder?

Wir haben natürlich auch mit Spitzenbelastungen zu kämpfen. Tagsüber laufen die Sicherheitskontrollen in der Regel sehr gut. Die Wartezeiten betragen meist nicht mehr als zehn Minuten. Aber gerade jetzt im Sommer kann es natürlich zu längeren Wartezeiten kommen. Die Sicherheitskontrollen organisieren wir selbst, da haben wir mehr Einfluss. Bei der Zoll- und Einreisekontrolle hingegen sind wir auf die zuständigen Behörden angewiesen.

Easyjet feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Zwölf Maschinen sind hier stationiert, und Easyjet hält einen Marktanteil von 55 Prozent – das ist schon beinahe erdrückend. Müssen Sie denen denn jeden Wunsch erfüllen?

Es gibt ja auch andere günstige Fluggesellschaften wie Wizz Air, die wachsen möchten. Wäre eine ausgewogene Verteilung der Marktanteile in Ihrem Interesse?

Wir als Flughafenbetreiber versuchen, keine Partei zu ergreifen. Bei uns sind natürlich alle willkommen. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen den Low-Cost-Carriern wie Wizz Air und Easyjet und den sogenannten Legacy-Carriern – den traditionellen Airlines wie Swiss, Lufthansa oder KLM. Wir bemühen uns, eine Balance zwischen den verschiedenen Angeboten zu halten, damit die Kunden am Ende wählen können, was für sie am besten ist.

Der Euroairport hat hier in Basel ja nicht nur Freunde, besonders in Bezug auf die Lärmbelastung. Gibt es diesbezüglich Good News?

Ein weiteres Thema ist die gesamte CO2-Belastung und das Netto-Null-Ziel, das auch den Euroairport betrifft. Dabei geht es natürlich nur um den Betrieb des Flughafens, nicht um die Fliegerei selbst. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?

Das stimmt, wir als Flughafen haben ebenfalls ein ambitioniertes Ziel: Wir wollen bis 2030 CO2-neutral sein. Für uns ist das etwas einfacher als für eine Airline, da wir Gebäude besitzen, die anders gebaut oder energetisch optimiert werden können, und bodengebundene Geräte, die auf Elektro umgestellt werden können. Das heisst, wir haben durchaus Möglichkeiten. Für Airlines geht es vor allem darum, wie sie fliegen. Aber auch Easyjet verfolgt ein sehr ambitioniertes Ziel: Sie wollen bis 2050 CO2-neutral sein. Auf der Pressekonferenz haben sie erläutert, wie sie das erreichen wollen. Es freut mich zu sehen, dass sie auf einem guten Weg sind.

Easyjet hat beispielsweise von Wasserstoffjets geredet. Ist das wirklich realistisch, dass es das bis 2050 gibt?

Das kann ich weniger gut beurteilen. Ich weiss, dass beispielsweise auch Airbus da sehr stark dran ist. Es ist natürlich so, dass Kerosin heute ein Mittel mit sehr hoher Energiedichte ist und dadurch für die Fliegerei sehr gut geeignet. Das ist bei CO2 anders. Es hat einen höheren Gewichtsanteil und braucht im Flugzeug auch mehr Platz. Ich bin mir aber sicher, dass man das mit technischem Fortschritt künftig kompensieren wird.

Ihre Nagelprobe im Mai 2026 steht noch bevor, wenn der Flughafen schliessen wird. Wie sehen da die Pläne aus?

Das ist richtig, wir werden eine Pistensanierung haben. Wir haben diese Piste saniert über die letzten Jahre und jetzt müssen wir den letzten Teil noch machen. Dafür müssen wir die Piste komplett schliessen. Das wird etwa 35 Tage dauern. Wir haben aber noch eine kurze Piste, die in dieser Zeit trotzdem noch von Airlines, wie beispielsweise EasyJet, genutzt werden kann. Allerdings sehr eingeschränkt, weil die Piste kürzer ist und man deshalb nicht alle Destinationen anfliegen kann. Man kann nicht so viel tanken, sonst ist der Flieger zu schwer. Deshalb werden nur Destinationen angeflogen, die näher sind.

Die ganze Sendung «Punkt6 Thema» mit dem Euroairport-Direktor Tobias Markert kannst du hier in der Telebasel-Mediathek nachschauen.

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