
«Die aktuellen Herausforderungen sind für die Clubs auch eine Chance»
Baseljetzt
Viele Basler Clubs kämpfen mit steigenden Kosten und weniger Publikum. Wichtig sei, sich den Bedürfnissen der neuen Club-Generation anzupassen, sagen Kenner des Basler Nachtlebens.
Das Wichtigste in Kürze
- Steigende Kosten und weniger Publikum setzen vielen Basler Clubs zu.
- Die Clubs müssten sich an die Bedürfnisse der jungen Clubgänger:innen anpassen, sagen Kenner der Szene.
- Vom Publikum wünschen sich die Clubs wiederum mehr Verständnis für Eintritts- und Getränkepreise.
Die Basler Clubszene steht unter Druck. Anfang September wurde bekannt, dass das Rouine im Kleinbasel per Ende Jahr schliessen muss. Das Humbug – ebenfalls im Kleinbasel – hat gerade sein Closing-Wochenende hinter sich gebracht.
Laut dem Kanton Basel-Stadt schreibt rund ein Drittel der hiesigen Clubs derzeit rote Zahlen, sechs Prozent sehen sich gar in ihrer Existenz gefährdet. Knapp 40 Prozent arbeiten kostendeckend und nur 22 Prozent der Clubs schätzen die wirtschaftliche Lage als «eher gut» bis «sehr gut» ein. Die Gründe dafür sind vielfältig: höhere Gagen, steigende Mietpreise und Betriebskosten, aber auch weniger Publikum. Gehen die Jungen etwa nicht mehr in den Ausgang?
Baseljetzt hat sich bei jungen Basler:innen umgehört. Bei den meisten stand ein Clubbesuch am Wochenende tatsächlich nicht auf dem Programm. Raul etwa bleibt lieber daheim: «Heute Abend bin ich zu Hause und schaue wahrscheinlich Fussball. Ausgang ist mir zu teuer und macht mir nicht mehr so Spass.» Laura und ihre Kollegin Chiara sorgen sich eher um die Sicherheit: «Im Club passieren gefährliche Sachen», sagt Laura. Ihre Kollegin schliesst sich an: «Ich gehe nicht gerne tanzen und Alkohol trinken und man weiss nicht, was am Ende des Abends passieren kann.» Sebastian wiederum verbringt seinen Ausgang lieber draussen: «Viele im Club trinken und rauchen, das brauche ich nicht. Ich gehe lieber am Rhein etwas trinken mit meinen Freunden.»
Clubs müssen sich neuen Bedürfnissen anpassen
Doch Roy Bula, Nachtmanager beim Verein Kultur & Gastronomie, relativiert. Man spüre zwar noch die Nachwirkungen der Pandemie und das Fehlen der «Corona-Jugend», die das Partymachen erst noch lernen müsse. Dennoch würden gerade jetzt, kurz nach dem Semesterstart, wieder viele junge Basler:innen in Clubs gehen. Auch dass es den Basler Clubs schlecht gehe, könne man nicht pauschalisieren. So sei die wirtschaftliche Lage von Club zu Club eben sehr unterschiedlich. Was sich jedoch bemerkbar mache, sei ein Wandel bei den Ansprüchen des jungen Publikums, denen man sich als Clubbetreiber anpassen müsse. Dann könne die jetzige Situation in der Szene mit all ihren Herausforderungen für die Clubs auch eine Chance sein, findet er. «Es geht darum, den Jungen mehr zuzuhören und flexibel zu bleiben.»
Die junge Generation habe eben andere Vorlieben beim Nachtleben, weiss auch Kuppel-Geschäftsleiter Jean-Marc Lüthy. Nach acht Jahren Pause befindet sich der noch junge Betrieb gerade in der Findungsphase. «Wir schärfen derzeit noch unser Profil und lernen unser neues Publikum gerade kennen», sagt er. Mit den Umsätzen sei man bisher aber zufrieden. Wichtig sei nun, flexibel zu bleiben und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. «Heute suchen die Jungen als Beispiel eher die ‘instagrammable moments’ und weniger wiederkehrende Events», erklärt Lüthy. Weiter seien auch deutlich mehr alkoholfreie Cocktails auf der Getränkekarte als früher.
Basler Clubtag soll Transparenz schaffen
Für Roy Bula sei aber auch wichtig, dass das junge Clubpublikum nachvollziehen kann, wieso ein Eintritt 40 Franken oder ein Cocktail 15 Franken kostet. Dazu hat er vergangenes Wochenende den ersten Basler Clubtag ins Leben gerufen, der einen Blick hinter die Kulissen gewährte. Vom Garderobenpersonal über die Gagen bis zur Tontechnik – all das koste Geld. Dass die Preise teils abschrecken, könne er nachvollziehen. «Auch ich war mal jung und musste jeden Franken zweimal umdrehen», so Bula. «Gleichzeitig will ich das Verständnis bei den Jungen fördern, dass man sich mit dem, was über die Bar oder mit Eintritten eingenommen wird, keine goldene Nase verdient.»
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TomGrau
Eine Unart, in Clubs die Kamera auszupacken. Deswegen: Handykameras abkleben. und wer knipst, fliegt.