«Die EM in unserem Land zu haben, ist etwas Besonderes»
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«Die EM in unserem Land zu haben, ist etwas Besonderes»

12.02.2025 21:52

Johanna Samland

Der Frauenfussball erlebt dank der EM im Sommer einen Aufschwung und für die FCB-Frauen rückt der erste Meisterschaftstitel in greifbare Nähe. Jana Vojtekova spricht über ihre Wünsche für die Zukunft des Frauenfussballs.

Telebasel: Sie sind verletzt, Sie haben sich das Aussenband ihres Knies gerissen. Wie geht es Ihnen heute?

Jana Vojtekova: Danke für die Nachfrage. Ich habe mir das Aussenband gerissen und das musste operiert werden. Das ist knapp drei Monate her und ich erhole mich gut. Ich bin guter Dinge, dass ich vielleicht schon im März wieder auf dem Platz stehen kann.

Das hört sich gut an. War das Ihre erste grössere Verletzung?

Ja, das war es. Das war das erste Mal, dass ich operiert werden musste. Ich habe mir früher schon Bänder gerissen. Das passiert schnell, wenn man einen Kontaktsport treibt, aber so etwas ist mir davor noch nicht passiert. Jetzt ist das leider passiert, aber ich erfahre viel Unterstützung.

Ist es auch mental herausfordernd zu wissen, dass Sie monatelang nicht auf dem Platz werden stehen können?

Ja, das ist es auf jeden Fall. Besonders am Anfang, als noch unklar war, was ich genau habe und wie lange es dauern würde, war es sehr schwierig. Seit ich mehr weiss, kann ich mich besser damit abfinden und darauf hinarbeiten, dass ich so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen kann.

Sie sind immer noch ein Teil des Teams, obwohl Sie nicht auf dem Platz stehen. Wie können Sie dem Team helfen während Sie verletzt sind?

Ich versuche viel Zeit mit meinen Teamkolleginnen zu verbringen. Es war mir von Anfang an wichtig, nicht den Kontakt zum Team zu verlieren. Ich suche das Gespräch mit den Spielerinnen und versuche auch bei der Taktik immer auf dem neuesten Stand sein. Ich versuche für die anderen da zu sein, zu vermitteln und das Ganze voranzutreiben.

Sportlich läuft es sehr gut für Ihr Team. Sie sind auf Platz 2 in der Liga und im Cup-Viertelfinale. Was trauen Sie Ihrem Team in dieser Saison noch zu?

Ich sehe grosse Fortschritte seit der letzten Saison. Wir haben uns vorgenommen, besser auf der Tabelle platziert zu sein und uns weiterzuentwickeln. Ich glaube und hoffe, dass wir uns, wenn es so weitergeht, bessere Ergebnisse erarbeiten und bessere Leistungen zeigen können.

Was war in Ihren Augen ausschlaggebend für Ihre guten Resultate zur Zeit?

Wir haben uns in der letzten Saison besser kennengelernt und geschaut, wer was kann und welche Möglichkeiten wir haben. Ich denke es war auch ausschlaggebend, dass wir nach der Saison darüber geredet haben, was wir schon erreicht haben und woran wir noch arbeiten müssen. Wir gehen systematisch vor, und das merkt man.

Träumen Sie auch vom Meistertitel?

Ich glaube alle, die Sport treiben, wollen gerne gewinnen und das ist das Grösste, was man in der Liga erreichen kann.

Zur Zeit läuft es nicht nur bei den FCB-Frauen, sondern auch bei den FCB-Männern sehr gut. Haben Sie manchmal den Eindruck, dass Sie im Schatten der Männer stehen?

Das ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Wir sind zwei unterschiedliche Mannschaften, die in unterschiedlichen Ligen spielen. Es ist toll, dass beide FCB-Mannschaften auf guten Positionen in den Tabellen stehen und sich weiterentwickeln. Aber wir sind trotzdem zwei unterschiedliche Mannschaften.

Dieses Jahr ist ein besonderes Jahr für den Frauenfussball. Ein Teil der Frauen-EM findet hier in Basel statt. Was erhoffen Sie sich von diesen Spielen?

Das ist ein Highlight für den Frauenfussball. Die EM in unserem Land zu haben, ist etwas Besonderes. Als Nationalspielerin habe ich mich darum bemüht, dass meine Mannschaft bei der EM mitspielen kann. Das hat leider nicht geklappt, aber die Spielerinnen in der Liga und die Nachwuchsspielerinnen können das beste Niveau, das es im Fussball gibt, jetzt Zuhause sehen und das ist ein guter Ausblick darauf, was man im Fussball alles erreichen kann.

Der Frauenfussball befindet sich im Aufschwung und bekommt mehr Aufmerksamkeit. Mehr Mädchen wollen Fussball spielen. Sie haben schon eine längere Karriere hinter sich. Wie war das als Sie angefangen haben?

Als ich angefangen habe, habe ich in einer Jungenmannschaft gespielt, weil ich nicht die Möglichkeit hatte in einem Mädchenverein zu spielen. Bis ich 15 Jahre alt war, wusste ich nicht einmal, dass es Mädchenvereine gibt. Zu diesem Zeitpunkt durfte ich nicht mehr in der Jungenmannschaft spielen. Der Trainer hat mir dann gezeigt, dass es auch Frauenfussball gibt. Das war damals nicht sehr populär. Deshalb finde ich es sehr toll, dass die Mädchen jetzt die Möglichkeiten haben, die sie haben und dass sie in Zukunft hoffentlich noch mehr Möglichkeiten haben werden. Ich freue mich, dass sie das tun können, was sie lieben, und dass sie das weiterentwickeln und das hoffentlich irgendwann professionell machen können.

Was würden Sie einer Profifussballerin, die jetzt am Anfang ihrer Karriere steht, mit auf den Weg geben?

Das Durchhaltevermögen ist wichtig. Egal, welchen Sport man treibt, muss man an sich arbeiten. Es wird Rückschläge geben, aber man darf dann nicht aufgeben. Irgendwann zahlt sich die harte Arbeit aus. Man muss immer weitermachen.

Was sind Ihre Träume für den Frauenfussball?

Bei den grossen Turnieren in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass es eine grosse Entwicklung gibt und der Frauenfussball immer populärer wird. Man kann auf hohem Niveau Frauenfussball spielen. Deshalb hoffe ich, dass das so weitergeht und dass der Frauenfussball überall wächst. Ich wünsche mir, dass es nicht nur in einzelnen Ländern oder Ligen, sondern global einen Aufschwung gibt.

Bevor Sie zum FC Basel gewechselt haben, waren Sie beim FC Freiburg. Wie haben Sie die Situation dort wahrgenommen?

Ich habe acht Jahre in Deutschland gespielt. In dieser Zeit habe ich gemerkt, dass immer mehr an den Bedingungen und der Qualität gearbeitet wurde. Man strebt dorthin, wo der Männerfussball jetzt ist. Der Frauenfussball hat einen grossen gesellschaftlichen Wert, deshalb kann man auch dort vieles bewirken.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Kommentare

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13.02.2025 07:30

pserratore

👍👏

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13.02.2025 07:16

Sonnenliebe

Da hat sie recht, ich habe Tickets und freue mich scho riesig darauf.

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