Architektur
Basel-Stadt

Domus-Haus steht neu unter Denkmalschutz: Was den Betonblock so besonders macht

04.04.2024 06:04 - update 04.04.2024 09:47

Janine Borghesi

Das Geschäftshaus Domus in der Innenstadt steht neu unter Denkmalschutz. Dass genau dieses Gebäude ein Prachtexemplar für «architektonische Exzellenz» sein soll, können viele nicht nachvollziehen. Der Kanton klärt auf.

Am Domus-Haus am Pfluggässlein 3 sind wohl alle Basler:innen schon vorbeigelaufen. Schliesslich liegt es mitten in der Innenstadt, einen Steinwurf von der Freien Strasse entfernt, gleich neben dem Geschäft «Fizzen». So mancher Architektur-Laie dürfte sich beim Vorbeigehen schon gedacht haben: «Da sollte mal saniert werden.» Oder: «Oh, da sehe ich ja direkt in die Büros hinein!»

Den wenigsten ist wohl der Gedanke gekommen, dass der Betonblock aus den Fünfzigern das Prädikat «schützenswert» verdient hat. Und doch hat es das Geschäftshaus Domus in die baselstädtische Liste der geschützten Gebäude geschafft.

Leser:innen der «Basler Zeitung» nerven sich in der Kommentarspalte eines Artikels zum Thema: «Das Gebäude ist potthässlich und hat mit Historie nichts am Hut. Was soll dieser Unsinn?» und «Ernsthaft? Das Haus am Pfluggässlein 3 ist jetzt denkmalgeschützt? Wer entscheidet sowas?» Viele Fragen also.

Ikone der Nachkriegsarchitektur

Die Antwort: Diese Entscheidung hat das Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt getroffen. «Für uns ist das eine Ikone der Nachkriegsarchitektur. Eines der elegantesten Häuser zwischen 1950 und 1970», meint Anne Nagel, Leiterin Inventarisation und Dokumentation der Abteilung Städtebau und Architektur. «Vielleicht denken die Leute, dass sich Denkmalpflege primär mit mittelalterlichen Bauten beschäftigt. Aber wir sind nicht von vorgestern: Wir nehmen auch moderne Architektur in das Inventar.»

Das Haus wurde von den Stararchitekten Max Rasser und Tibère Vadi entworfen. Das sei laut Anne Nagel schon mal eine Auszeichnung. Trotzdem muss sie zugeben: Das Gebäude ist ziemlich unscheinbar. Doch genau das mache das Domus-Haus besonders: «In seiner Eleganz fügt es sich einfach irrsinnig gut in die Altstadt ein. Es ist in der Detailausgestaltung ein grossartiger Bau», schwärmt die Kantonsangestellte.

Domus-Haus steht neu unter Denkmalschutz: Was den Betonblock so besonders macht
So sah das Domus-Haus aus, als tatsächlich noch das Inneneinrichtungsgeschäft «Domus» darin war.Bild: Denkmalpflegerisches Gutachten

Historische und architektonische Relevanz

Doch jetzt mal Klartext: Anhand welcher Kriterien wurde das Domus-Haus in das Verzeichnis der denkmalgeschützten Gebäude aufgenommen, Frau Nagel? «Es muss eine gewisse Bedeutung haben. Das kann eine kulturgeschichtliche, architektonische, historische oder städtebauliche Bedeutung sein. Ein Objekt muss in seiner Art herausragend sein und darf keinen Durchschnitt repräsentieren», erklärt Nagel.

Neben der architektonischen Bedeutung des Domus-Hauses sei es vor allem auch die historische Bedeutung, die den Kanton überzeugt habe. «Dieses Haus war einmal ein altes Inneneinrichtungsgeschäft in der Hand der Familie Kornfeld. Deswegen heisst es auch Domus-Haus, weil die ehemalige Firma Domus hiess», so Nagel.

Domus-Haus steht neu unter Denkmalschutz: Was den Betonblock so besonders macht
Im Bild sieht man das alte Domus-Haus, welches auch das «Haus zum Grossen Konstanz» genannt wurde. Es wurde im Jahr 1959 abgerissen. Bild: Denkmalpflegerisches Gutachten

Eigentümer wollte den Denkmalschutz

Speziell beim Denkmalschutz des Domus-Hauses: Ausnahmsweise hatte nicht der Kanton die Idee, dem Gebäude das Prädikat «schützenswert» zu erteilen. Die Stiftung des Schweizerischen Architekturmuseums, der das Gebäude gehört, ging auf den Kanton zu. «Wir sind eigentlich wegen Brandschutzertüchtigung zur Denkmalpflege gegangen und haben dann erfahren, dass das Gebäude nicht geschützt ist», erläutert der Stiftungsratspräsident Meinrad Morger.

Danach stellte die Stiftung aus Eigeninitiative den Antrag, das Haus am Pfluggässlein 3 unter Schutz zu stellen. Und dies, obwohl in den Statuten der Stiftung schon festgelegt ist, dass am Gebäude nichts verändert werden soll. Braucht es dann überhaupt einen Denkmalschutz, Herr Morger?

«Der Denkmalschutz ist auch ein Zeichen nach aussen. Ein Bekenntnis, dass wir es wichtig finden, dass verschiedenste Bauten als kulturelles Erbe geschützt werden. Das brauchen wir in einer Gesellschaft, die auf Baukultur einen Wert legt», erklärt der Stiftungsratspräsident.

Normalerweise werden pro Jahr ungefähr sechs bis zehn Bauten unter Denkmalschutz gestellt. Neben dem Geschäftshaus Domus wurden Ende März auch gleich noch zwei andere Gebäude ins baselstädtische Verzeichnis aufgenommen: Ein Chalet in Bettingen und ein villenartiges Wohnhaus auf dem Bruderholz. Ob die Liste der neu geschützten Gebäuden dieses Jahr ein wenig länger ausfallen wird als sonst, ist aber noch unklar.

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