Tschudy-Villa-Posse: Die nächste Runde ist angerichtet
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Denkmalschutz
Baselland

Tschudy-Villa-Posse: Die nächste Runde ist angerichtet

13.03.2024 18:28
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Seit Dienstag ist klar: Das Sissacher Gebäude steht unter Denkmalschutz. Den Heimatschutz freuts, die Unterstützer des Eigentümers nicht. Weitere Diskussionen um die Villa sind in naher Zukunft vorprogrammiert.

Der Anblick, er ist kein besonders schöner. Wer mit dem Zug von Sissach in Richtung Gelterkinden fährt, dem sticht sie sofort ins Auge. Halb abgerissen und knallgelb eingepackt steht sie da, die Villa Tschudy. Imposant ist es noch immer, das mittlerweile 100-jährige Gebäude. Doch es hat auch gelitten. Rund zehn Jahre stand das Gebäude leer. Bis sein Besitzer sich im Jahr 2022 sich dazu entschied, es abzureissen. Der Beginn einer Posse.

Tschudy-Villa-Posse: Die nächste Runde ist angerichtet
Die eingepackte Tschudy-Villa. Bild:Baseljetzt

Seit rund zwei Jahren steht das Gebäude nun so da: Eine verletzte alte Dame, deren einziger Schutz vor der Witterung ein Plastikdach ist. Am Dienstag kommt aber wieder Bewegung in die Geschichte. Der Regierungsrat entscheidet, die Villa und die angebaute ehemalige Weinkellerei endgültig in das Inventar der kantonal geschützten Kulturdenkmäler aufzunehmen. Ein Entscheid, der zu reden gibt.

Laut Gemeinde abreissbar

«Für mich wirkt dieser Entscheid fast grenzhaft willkürlich», sagt SVP-Politiker Peter Riebli auf der einen Seite. Der Landrat setzt sich seit Beginn für Besitzer Laurent de Coulon ein. «Ich war überrascht. Weil alles dafür gesprochen hat, dass man dieses Haus nicht unter Schutz stellen wird. Es war nie irgendwo als schutzwürdig aufgeführt.» Gar die Gemeinde habe gesagt, dass man das Haus zu Gunsten eines Überbauungsplans abreissen könne, sagt Riebli.

Ganz anders sieht dies der Präsident des Baselbieter Heimatschutzes, Ruedi Riesen: «Ich habe vermutet, dass der Kanton, also die Denkmalpflege, dieses bauhistorisch wertvolle Haus, unter Schutz stellt.» Solche Gebäude aus der Zeitspanne von 1890 bis 1910 gebe es nämlich nicht mehr oft. «Solche Häuser gilt es zu schützen.»

Politisch weiterverfolgen

Der bereits begonnene Abriss erschwere die Situation nun noch einmal merklich: «Das kostet ein riesen Vermögen, diese Villa wieder herzustellen», sagt Riesen. Ideen eines alternativen Zonenplans wollte er de Coulon bereits mehrfach unterbreiten, die Kontaktnahme scheiterte aber jedes Mal. Schwarz-weiss-Denken widerspreche ihm. Er hoffe auf den Diskurs. «Vielleicht bin ich aber auch die falsche Ansprechperson. Nach allem, was bereits passiert ist», gibt Riesen zu bedenken.

Dass es in nächster Zeit zu einer Annäherung kommen wird, scheint eher unwahrscheinlich. «Ich könnte mir vorstellen, dass der Eigentümer juristisch weiter gegen diesen Entscheid vorgehen wird», sagt Riebli. Er selbst überlegt sich, das Thema auch auf politischer Ebene noch einmal anzugehen. «Wir werden uns ernsthaft überlegen, wie man dieser Heimat- und Denkmalschutzkommission ein wenig die Flügel stutzen könnte.»

Die nächste Runde dieser Posse ist somit angerichtet. Laurent de Coulon war für ein Statement nicht verfügbar und seine Anwälte wollten gegenüber Baseljetzt nichts sagen.

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14.03.2024 09:19

skywings2

Diese vorgestrige Haltung des “Heimatschutzes” ist unsäglich. Der Besitzer müsste Unsummen investieren um diese Bruchbude wieder instand zu stellen. Viel Vergnügen dem Kanton dies durchzsetzen. Und dies alles auf dem Buckel der Steuerzahlenden. Habe 0 Verständnis für den Regierungsrat.

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