
Ein Kinderbuch streckt Basel die Zunge raus
Shahed Staub
Autor Olivier Joliat schrieb ein Kinderbuch über den Lällekönig. Das Basler Wahrzeichen entlockt seiner Tochter und ihm immer wieder ein Lächeln.
Er ist Musiker, Filmemacher, Journalist und Autor: Olivier Joliat. Und er hat eine vierjährige Tochter – der derzeit wohl grösste Lällekönig-Fan in Basel. Grund genug, ein Buch über den König mit der Krone zu schreiben, der bei der Mittleren Brücke den Baslerinnen und Baslern die Zunge herausstreckt.
Text und Bild – mehr braucht es nicht
«Basel soll wieder lachen lernen» – so lautet das Motto von Olivier Joliats neuem Buch «Der Lällekönig». Dieses Lächeln findet sich auch hinter der schweren Industrietür seines Ateliers im Kleinbasel, wo wir den 47-Jährigen treffen. Hier arbeitet Joilat an seinen Projekten, wenn er nicht gerade im Kunstmuseum für die Kommunikation zuständig ist. «Ich komme ursprünglich aus dem Journalismus und schreibe deshalb viel – in welcher Form auch immer», erklärt er. Auch ein Bildband über den amerikanischen Sänger Iggy Pop ist hier entstanden.
Derzeit sind auf Joliats Laptops jedoch keine Rockstars in Konzert-Backstages zu sehen, sondern Karikaturen und Comic-Schriftzüge. «Der Lällekönig» ist ein Kinderbuch. Dafür braucht es laut Joliat vor allem zwei Dinge: „Text und Bilder. Ich schreibe die Texte, schicke sie an die Illustratorin Olivia Aloisi, und sie fügt diese dann in ihre Zeichnungen ein. So entsteht ein Kinderbuch.“
Der Lällekönig ist ein Basler Stadtwahrzeichen. Bis heute weiss man nicht genau, wer ihn geschaffen hat und wann der Kopf aufgehängt wurde. Doch noch immer streckt er den Menschen am Brückenkopf die Zunge heraus und verdreht die Augen. „Das ist genial. Ein König, als Symbol der obersten Hierarchie, der dem Volk die Zunge herausstreckt – das hat etwas Subversives“, findet Joliat. Legenden besagen, er solle Kleinbasel die Zunge herausstrecken, doch auch das bleibt Interpretationssache.
«Der Lällekönig war am Anfang zu unheimlich»
Der Tag geht für Olivier Joliat im Ping-Pong-Prinzip weiter: Er schreibt, Aloisi zeichnet. Der Weg zum Atelier der Illustratorin führt – wie könnte es anders sein – am Lällekönig vorbei. «Das ist natürlich nicht das Original», weiss Joliat. Tatsächlich wurde der heutige Lällekönig erst 1941 nach einem Entwurf von Rosa Bratteler montiert. Die Augen und die Zunge bewegen sich jedoch noch immer. «Es ist ein wichtiger Ort für mich, denn hier entstand die Idee für das Buch. Jedes Mal, wenn ich mit meiner Tochter in der Stadt war, wollte sie unbedingt zum Lällekönig.»
Im Atelier von Olivia Aloisi wird nun am gemeinsamen Werk gefeilt: Bilder werden verschoben, Texte korrigiert und Illustrationen neu platziert. Das Team ergänzt sich optimal, findet Aloisi: «Wenn Olivier schon viele Informationen im Text hat, kann ich bei der Zeichnung mit Details sparen. Umgekehrt muss Olivier manchmal ein paar Zeilen streichen, damit die Information nicht doppelt dargestellt wird.»
Doch gerade zu Beginn der Zusammenarbeit musste sich das Duo erst aufeinander einspielen. Besonders bei der Charaktersuche der einzelnen Protagonisten waren sie nicht immer einer Meinung, erinnert sich Joliat: «Als es darum ging, die Figuren im Buch zu entwickeln, kam Olivia mit ihren detaillierten Notizen – sie hatte schon alles durchgeplant. Auch den Lällekönig fand ich in den ersten Entwürfen zu unheimlich. Darüber haben wir oft diskutiert, aber das gehört ja dazu.»
So entstanden Schritt für Schritt die Charaktere, das Aussehen der einzelnen Figuren und der Look des Lällekönigs. Der den Baslerinnen und Basler seit Oktober auch in den Buchhandlungen die Zunge rausstreckt.
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Sensifer
😝
Sonnenliebe
Das ist ein tolles Buch und auch ein spezielles Buch für Kinder.