«Es kann nicht sein, dass Spritzen auf der Strasse oder in den Blumenbeeten liegen»
©Bild: Montage Baseljetzt
Drogensituation
Basel-Stadt

«Es kann nicht sein, dass Spritzen auf der Strasse oder in den Blumenbeeten liegen»

06.03.2025 18:09 - update 07.03.2025 09:44

Johanna Samland

Nach der koordinierten Aktion gegen Drogen in Kleinbasel spricht die Kantonspolizei von einem Erfolg. Anwohnende des Claragrabens finden aber, dass die Drogen nach wie vor zu präsent im Quartier sind.

Kleinbasel ist als Hotspot für die Drogenszene bekannt. Deshalb führte die Kantonspolizei Basel-Stadt zwischen Dezember und Ende Januar eine koordinierte Aktion gegen den Drogenhandel in Kleinbasel durch. Wie die Polizei im Anschluss mitteilte, hätten sich die intensiven Kontrollen gelohnt. Die Aktion sei auch bei der Bevölkerung gut angekommen, hiess es im Februar.

Einige Anwohner:innen des Claragrabens sehen das anders. Die Situation auf der Strasse rund um die Drogenszene habe sich nicht wesentlich verbessert. Ein Grund dafür seien die Bewohner der Diakonischen Stadtarbeit Elim.

Diakonische Stadtarbeit Elim

Die diakonische Stadtarbeit Elim stellt Wohnraum für Menschen ab 18 Jahren zur Verfügung, die suchtkrank, nicht allein wohnfähig oder in einer schwierigen Lebenssituation sind. Der gemeinnützige Verein will die Bewohnerinnen und Bewohner seiner Liegenschaften dabei unterstützen, sich wieder in ihre gesellschaftliche Umgebung einzugliedern, indem er beispielsweise regelmässig Standortgespräche und Haussitzungen durchführt. (jsa)

Lärm von über 80 Dezibel

Anwohnende schildern gegenüber Baseljetzt, dass es immer wieder zu unangenehmen Zwischenfällen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern von Elim kommt. Einer von ihnen, Nico Studer, sagt, dass er im Sommer seine Terrasse manchmal nicht mehr nutzen könne, weil die Musik in Elim so laut sei, dass er sich nicht mehr mit seinen Gästen unterhalten könne. Er habe schon eine Beschallung von über 80 Dezibel gemessen.

Markus Röthlisberger, der Geschäftsleiter von Elim, kennt das Problem. Sein Team habe die Situation schon mit den Bewohner:innen besprochen, sagt er auf Anfrage. Trotzdem könne man Personen, die zu laut sind, nicht einfach in ein anderes Zimmer verlegen. Man wolle den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht das Recht auf Selbstbestimmung nehmen, so Röthlisberger.

Einbruch und offener Konsum

Die Anwohnenden berichten, dass es auch vor ihrer Haustür immer wieder zu unangenehmen Begegnungen mit Drogensüchtigen kommt. Einmal sei einer der Drogensüchtigen mitten in der Nacht bei ihm eingebrochen und habe plötzlich in seinem Schlafzimmer gestanden, so Studer.

Auch Matthias Lüthi findet, dass die Drogen immer noch zu präsent im Quartier seien. Zwar sei bei ihm noch nie jemand eingebrochen, aber auch er möchte keinen offenen Drogenkonsum vor seiner Haustür. Der Lehrer denkt dabei auch an die Kinder im Quartier.

Matthias Lüthi und Nico Studer wünschen sich, dass die Polizei enger mit dem Haus Elim zusammenarbeitet und dort mehr Präsenz zeigt. Sie hätten im August das Gespräch mit den Verantwortlichen von Elim gesucht, bis jetzt sei aber nicht viel passiert.

Ab März wieder Patrouillen unterwegs

Röthlisberger versteht den Frust der Anwohnenden. Man sei dabei, mit dem Kanton Lösungen für die Allmend zu suchen. So würden ab Mitte März auch wieder Patrouillen durchgeführt. Der Elim-Geschäftsführer hält aber auch fest: Das Problem lasse sich aber nicht von einem Tag auf den anderen lösen. Bei baulichen Massnahmen müsse der Verein unter Umständen Kontakt mit Liegenschaftsvermieter:innen aufnehmen.

Röthlisberger findet, dass die Aktion der Polizei auch im Claragraben Wirkung gezeigt habe. Die Aktion zeige, dass die Behörden gut zusammenarbeiteten und man gemeinsam etwas an der Situation ändern wolle. Das treffe auch auf Elim zu. Indem man dort 80 Personen mit einem schwierigen Leben ein geschütztes Zuhause biete, sorge man dafür, dass sie nicht obdachlos würden und auf der Strasse weniger auffällig seien. In den Liegenschaften von Elim könne man gezielt diese Themen mit ihnen bearbeiten.

Auch Matthias Lüthi und Nico Studer halten das Engagement von Elim für wichtig und sinnvoll. Trotzdem sind sie frustriert – im Fall von Nico Studer und seiner Freundin so sehr, dass sie Ende Jahr umziehen wollen.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.