Interview
FCB

FCB-Frauen-Coach Kim Kulig: «Ich bin nicht hier, um keinen Erfolg zu haben»

26.12.2023 12:02

Baseljetzt

Ihre Karriere als Fussballerin musste Kim Kulig aufgeben. Die ehemalige deutsche Nationalspielerin schlug dann aber den Weg als Trainerin ein – mit grossem Erfolg. Hier spricht sie über ihre erste Saison in Basel.

Baseljetzt: Sie sind seit einem Jahr Cheftrainerin der FCB-Frauen und spielen bereits ganz oben mit. Sind Sie überrascht, dass es so gut läuft oder war das von Anfang an so geplant?

Kim Kulig: Ich habe eine neue Mannschaft mit vielen neuen Spielerinnen übernommen und versuche, das Beste rauszuholen. Dass wir jetzt ganz oben mitspielen, ist ein gutes Gefühl, aber wir wussten von Anfang an, dass wir Zeit brauchen. Wir entwickeln uns immer weiter und versuchen, das Potenzial dieser Mannschaft voll auszuschöpfen.

Fast die ganze Mannschaft wurde zur neuen Saison ausgewechselt, ähnlich wie bei den Männern. Warum läuft es bei Ihnen besser, was machen Sie anders?

Ich bin sicher, dass auch die Männer alles versuchen, um einen guten Job zu machen. Für mich ist es immer entscheidend, die Individualität der Spielerinnen zu nutzen. Die Mannschaft war von Anfang an offen für neue Schritte. Sie sind sehr ehrgeizig, hören zu und sind sehr wissbegierig. Das ist eine sehr gute Basis, um mit einer Mannschaft zu arbeiten.

Sie kommen aus der Frauen-Bundesliga. Dort gilt: Wer oben in der Tabelle steht, gewinnt. Aber in der Women’s Super League gibt es noch die Playoffs. Kann es also sein, dass man sich am Ende noch ärgert?

Das ist so. Aber ich finde es sehr spannend, auch mal einen anderen Modus zu spielen. Ich sehe die jetzige Situation aber entspannt. Wir müssen bis zum Schluss performen, vor allem in den Playoff-Spielen. Das ist das grosse Ziel und deshalb gilt, sich weiterzuentwickeln, damit wir für die entscheidenden K.O.-Spiele bereit sind.

Sie galten lange als grosses Fussballtalent, mussten aber vor dem Höhepunkt Ihrer Karriere wegen eines Kreuzbandrisses die Fussballschuhe an den Nagel hängen. Wie oft denken Sie noch daran zurück?

Viel zu oft. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem viele meiner Kolleginnen von damals noch spielen. Das macht mich manchmal traurig. Aber es ist ein grosses Privileg, dass ich als Trainerin arbeiten darf und so dem Fussball etwas zurückgeben kann. Das ist für mich im Moment das Wichtigste und es macht total Spass, mit dieser Mannschaft zu arbeiten. Ich bin also sehr glücklich mit der Situation.

Nach dem Ende Ihrer aktiven Karriere als Fussballerin haben Sie rasch das Trainerdiplom gemacht, dann in Frankfurt die 2. Mannschaft trainiert, sind dann als Co-Trainerin zum VfL Wolfsburg gegangen und sind jetzt Cheftrainerin. Das klingt alles sehr geplant…

Meine Familie würde jetzt schmunzeln. Ich bin nämlich ein sehr strukturierter Mensch mit klaren Zielen. Ich muss nicht schnell von A nach B kommen, sondern nutze sinnvolle und clevere Schritte. Für mich war es logisch, jetzt wieder Cheftrainerin zu sein. Ich kann mir keinen besseren Ort vorstellen, um die Mannschaft und mich weiterzuentwickeln.

Wenn Sie Frauenfussball in Deutschland und der Schweiz vergleichen, was ist der krasseste Unterschied?

Die Strukturen sind unterschiedlich. In Deutschland gibt es viele Mannschaften, die schon sehr strukturiert und professionell arbeiten. Da hinkt die Schweiz noch etwas hinterher. Aber das Potenzial ist gross und ich liebe es, Prozesse voranzutreiben. Es macht mich deshalb sehr glücklich, dem Schweizer Frauenfussball weiterzuhelfen.

Was haben Sie in diesem Jahr von Basel gesehen und gibt es einen Ort, der Ihnen besonders gefällt?

Basel ist eine super schöne Stadt. Der Rhein gefällt mir sehr und ich liebe es, am Wasser spazieren zu gehen oder im Sommer darin zu schwimmen. Die Menschen sind sehr toll und ich spüre eine grosse Offenheit. Die Menschen hier sind sehr freundlich und harmonisch.

Was wünschen Sie sich für die FCB-Frauen?

Wir sind ja letztlich Spielerin oder Trainerin, um erfolgreich zu sein. Das ist natürlich ein klares Ziel. Ich bin nicht hier, um keinen Erfolg zu haben. Wie man das dann definiert, ist jedem selbst überlassen. Ich denke, wir haben eine erfolgreiche Entwicklung hinter uns, die aber noch nicht zu Ende ist. Wir wollen bis übers Limit gehen und dafür werde ich alles tun.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.