FCB-Transfercheck: Sommertransfers im Fokus
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FCB-Transfercheck: Sommertransfers im Fokus

21.09.2024 17:32 - update 21.09.2024 21:04

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Der FC Basel hat in der Sommertransferperiode einige bedeutende Veränderungen vorgenommen. Wir fassen die wichtigsten Transferaktivitäten für dich zusammen und analysieren die bisherigen Auswirkungen auf die aktuelle Saison.

Erinnert man sich an den Saisonstart des FCB, so deutete damals wenig darauf hin, dass die Basler nach sechs Runden auf dem vierten Platz stehen würden. Das 2:3 in Lausanne und das 1:2 zu Hause gegen Lugano waren gleichbedeutend mit dem geteilten Schlussrang nach zwei Spielen.

Beim FCB brodelte es gewaltig. Nach dem Lugano-Spiel kursierten Videos im Netz, die zeigten, wie Marwin Hitz nach dem Schlusspfiff mit einem Fan aneinander geriet. Auch Fabian Frei und Taulant Xhaka waren in die hitzige Diskussion verwickelt. Die Erleichterung, die schwierige letzte Saison endlich hinter sich gebracht zu haben, schien der Angst vor einer Wiederholung der Geschehnisse gewichen zu sein.

Doch in den folgenden Spielen gelang es Fabio Celestini und seinem Team, das Ruder herumzureissen. Einige der Hauptakteure dieser Trendwende sind erst seit wenigen Wochen dabei, während andere den Verein inzwischen verlassen haben. Wir werfen einen Blick auf die Transfertätigkeiten des FC Basel in diesem Sommer.

Viel Rechtsverkehr

Im Frühjahr zeichnete der neue Sportchef Daniel Stucki noch ein Bild, das eine ruhige Transferperiode erwarten liess: «Wir sind mit dem aktuellen Kader in der Rückrunde Vierter geworden. Daher gibt es keine akuten Baustellen.»

Mit mit der Verpflichtung von Kevin Rüegg konnte dann auch ein Spieler fix übernommen werden, der zuvor ausgeliehen war und sich in ebendiesem Ensemble für eine Weiterbeschäftigung empfehlen konnte. Eine halbe Million überwies man dafür an Hellas Verona. So war es auch nicht überraschend, als wenige Tage darauf bekannt gegeben wurde, dass man den auslaufenden Vertrag von Sergio López nicht verlängert und den Spanier ablösefrei zum SV Darmstadt ziehen lässt.

Dasselbe Schicksal ereilte Michael Lang, der die Saison 23/24 zwar als Stammspieler begonnen hatte, im Verlauf der Hinrunde jedoch aufs Abstellgleis geriet. Laut einem Bericht der bz Basel soll die Vereinsführung diesen Schritt sowohl Celestini als auch dessen Vorgänger diktiert haben.

Dieser Vorwurf widerspricht der Darstellung von Daniel Stucki: «Vor der Saisonpause habe ich mit Michael Lang  besprochen, wie es weitergehen soll. Sportlich hatte er wenig Perspektiven, aber da wir zwei verletzte Innenverteidiger hatten, wollte Fabio Celestini ihm noch eine Chance geben. Von Vereinsseite gab es keine Einwände und wir sind so verblieben, dass wir uns am Ende der Vorbereitung noch einmal zusammensetzen und resümieren, wie viel Einsatzzeit er bekommen könnte. Aus Sicht des Trainers ging das gegen Null und weder wir noch Lang wollten, dass er eine Saison von der Tribüne aus zuschauen muss. Ich denke, wir haben eine gute Lösung gefunden, auch wenn dies medial natürlich anders dargestellt wird.»

FCB-Transfercheck: Sommertransfers im Fokus
Der Abschied gegen Lugano wurde auf Langs Wunsch hin im kleinen Rahmen gehalten. Bild: Rotblau

Kevin Rüegg mag von seiner technischen Veranlagung her der Rolle als rechter Aussenverteidiger in Celestinis System besser entsprechen als López und Dräger. Doch er hat immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und fällt aktuell schon seit Anfang August aus. Da sich auch Mohamed Dräger seit Monaten mit einer Hüftverletzung herumschlägt, musste in den letzten Spielen Anton Kade auf dieser Position aushelfen.

Dies veranlasste die Klubverantwortlichen dazu, der personellen Knappheit auf der rechten Aussenbahn mit der Verpflichtung von Joe Mendes entgegenzuwirken. Der FCB konnte sich den 21-jährigen Schweden von Sporting Braga auf Leihbasis sichern und hält gemäss diversen portugiesischen Quellen eine Kaufoption von bis zu 2,5 Millionen Euro.

Auf der anderen Seite ist es endlich gelungen, einen Backup für Dominik Schmid unter Vertrag zu nehmen. Schmid war in der vergangenen Saison ohne echte Konkurrenz auf seiner Position und absolvierte von knapp 4.000 möglichen Einsatzminuten rund 3.350. Als Absicherung hat man sich nun für Moussa Cissé entschieden. Der 21-jährige Franzose spielte bisher in der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart. 

Neues Zentrum: Wie Baró und Leroy den FCB weiterbringen können

Während zu Beginn der mittlerweile dreijährigen Amtszeit von David Degen als Mehrheitsaktionär ein beachtlicher Teil der Mannschaft aus Leihspielern bestand, sind es aktuell nur noch deren zwei. Wie Mendes kam auch Romário Baró am Ende des Transferfensters leihweise aus Portugal nach Basel. Dadurch wurde der FCB noch einmal auf einer Position aktiv, auf der man eigentlich schon breit genug aufgestellt zu sein schien.

Daniel Stucki begründete die Neuverpflichtung damit, dass Baró ein Profil mitbringe, das sich Fabio Celestini ausdrücklich gewünscht habe: «Lange Zeit sah es so aus, als würden wir im Zentrum nichts mehr machen. Es war nicht so, dass wir jemanden holen wollten, um Frei und Xhaka zu verdrängen, sondern wir haben mit Baró ein Profil gefunden, das dem von Avdullahu ähnelt, mit sehr grossen Qualitäten am Ball.»

Somit dürften Leon Avdullahu, Romário Baró und Léo Leroy die Startplätze im zentralen Mittelfeld unter sich ausmachen. Leroy, der im Juni vom HSC Montpellier verpflichtet wurde, stand bisher in sechs von sieben Spielen in der Startelf und zeigte sich defensiv stabil und läuferisch stark. Er passt also perfekt in das neue System von Celestini. Hatte er dem FCB nach seinem Amtsantritt im Oktober noch meist mit einem 4-4-2 Stabilität verliehen, setzt er seit Saisonbeginn konsequent auf ein 3-4-3, bei dem es häufig vorkommt, dass bis zu fünf oder sechs Spieler im und um den eigenen Strafraum stehen. Dieses System erfordert lauf- und zweikampfstarke Mittelfeldspieler, die nach einem Ballverlust sofort umschalten und einen gegnerischen Konter effektiv unterbinden können.

Vom Captain zum Last-Minute-Abgang

Die taktische Neuausrichtung wurde jedoch Fabian Frei sportlich zum Verhängnis. Frei hat zweifellos viele Stärken, doch seine Defizite in Sachen Schnelligkeit und Zweikampfstärke kosteten ihn nach der Niederlage gegen Lausanne-Sport seinen Stammplatz. Nach dem Spiel in Lausanne habe man laut Stucki ein sehr kritisches Gespräch mit Fabian Frei geführt. Daraufhin hat man das zentrale Mittelfeld systembedingt umgestellt und Frei ist nur noch zu Teileinsätzen gekommen.

Für diesen sei das aber kein Problem gewesen, wie der FCB-Rekordspieler im Gespräch mit Blue Sport selbst beteuerte, allerdings sei bei ihm der Eindruck entstanden, dass man nicht mehr zu hundert Prozent von ihm überzeugt gewesen sei: «Ich hatte das Gefühl, es gibt immer wieder Diskussionen um mich, welche ich nicht verstehe. Das hat mich schon etwas getroffen.»

FCB-Transfercheck: Sommertransfers im Fokus
Nach 543 Einsätzen in rot-blau endet Fabian Freis FCB-Karriere. Bild: Rotblau

Dies soll schliesslich auch der Grund für den Wechsel zum FC Winterthur gewesen sein. «Bis Montagmorgen hatte ich weder von Winterthur noch von Frei oder seinem Berater etwas gehört und war dementsprechend überrascht, als es hiess, er wolle zu Winterthur wechseln», schildert Stucki die Verhandlungen am letzten Tag des Transferfensters.

Dass mit Taulant Xhaka bald der nächste Routinier seinen Spind im St. Jakob-Park räumen muss, ist derweil nicht zu erwarten. «Taulant ist – ob er spielt oder nicht – mit Leib und Seele dabei. Er ist ein Spieler des FC Basel und ich glaube nicht, dass sich das so schnell ändern wird.» Xhaka rückt nach Freis Abgang auch in der Kapitänshierarchie auf und trägt die Binde, sofern er auf dem Platz steht.

FC Basel erzielt hohe Einnahmen und strafft Kader

Dafür verliess mit Renato Veiga ein anderer Mittelfeldspieler den FCB – und dies für eine fürstliche Ablöse: 14 Millionen Franken spülte sein Wechsel zu Chelsea laut der Basler Zeitung in die Kasse. Hinzu kommen weitere 15 Millionen für den Verkauf von Thierno Barry an Villarreal sowie die Umsatzbeteiligung am 45-Millionen-Transfer von Riccardo Calafiori von Bologna zu Arsenal, die noch einmal 15 bis 20 Millionen einbringen dürfte.

Darüber hinaus sollen auch die Verkäufe der zuvor ausgeliehenen Spieler Millar, Djiga und Ltaief zusammen 8 Millionen eingebracht haben. Damit kann der FCB im zweiten Jahr in Folge sensationelle Transfereinnahmen von rund 50 Millionen Franken verbuchen – und hätte laut Daniel Stucki durchaus noch 5-6 weitere Spieler für viel Geld verkaufen können.

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Nach fünf Toren in den ersten drei Meisterschaftsspielen war Thierno Barry für Basel nicht mehr zu halten. Bild: Rotblau

Daneben konnte für einige Spieler mit wenig Perspektive auf Spielzeit (Maurice Malone und Djordje Jovanovic) oder solche aus dem eigenen Nachwuchs (Adriano Onyegbule, Axel Kayombo, etc.) eine Leihstation gefunden werden.

FCB rüstet kräftig auf

Ein Teil des Gewinns wurde gezielt in die Offensive investiert. Mit Marin Soticek und Bénie Traoré konnten zwei Spieler geholt werden, die sich nahtlos in das Basler Offensivspiel eingefügt haben und bereits erste Scorerpunkte zum Basler Höhenflug beisteuern konnten.

Insbesondere letzterer hatte mit zwei Toren und vier Vorlagen überhaupt keine Anlaufschwierigkeiten und hat damit seine Ausbeute beim FC Nantes (ein Assist in 15 Einsätzen), an den er letzte Saison ausgeliehen war, bereits um ein Vielfaches übertroffen. Traoré begeistert aber auch mit technischer Begabung und wurde innert kürzester Zeit zu einem Publikumsliebling. Falls Traoré weiter so überzeugt, könnten sich die 3 Millionen Euro Ablöse an Sheffield United womöglich bereits im nächsten Sommer durch einen Verkauf vervielfachen.

Als designierter Barry-Ersatz ist aber Kevin Carlos vorgesehen. Der FCB habe bei den Verhandlungen Stucki zufolge davon profitiert, dass der letztjährige Super-League-Torschützenkönig unbedingt nach Basel wollte und man sich dessen Dienste so für rund 3 Millionen sichern konnte, auch wenn andere Vereine womöglich mehr geboten hätten. Eine Weiterverkaufsbeteiligung soll keine bestehen. «Es war sehr schwierig, einen Ersatz für Barry zu finden. Wir haben wochenlang verhandelt, hatten viel Konkurrenz und haben finanziell sicher nicht das beste Angebot gemacht.» Wie zu lesen war, soll Carlos bei seiner Ankunft jedoch noch nicht in der von Celestini geforderten körperlichen Verfassung gewesen sein und dürfte daher erst in den nächsten Wochen so richtig Fahrt aufnehmen. 

Der verlorene Sohn kommt nach Hause

Der Königstransfer ist aber zweifellos Xherdan Shaqiri. Nach zwölf Jahren unter anderem bei Bayern München, Inter Mailand, Liverpool und zuletzt Chicago kehrt der 32-Jährige in seine Heimat zurück und entfacht eine Euphorie, die seit der Wiedervereinigung mit dem FCB vor einem Monat ungebrochen anhält. Zu Tausenden empfingen die Fans den Heimkehrer vor dem St. Jakob-Park. Dessen eigene Ambitionen sind nicht minder ehrgeizig: Beim Fanempfang sprach er bereits davon, in den drei Jahren, in denen er beim FCB unter Vertrag steht, die Meisterschaft gewinnen zu wollen.

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Xherdan Shaqiri lässt die Fans von alten Zeiten träumen. Bild: Rotblau

Auch hier betonte Stucki, dass die Vertragsunterzeichnung nur dank Shaqiris unbedingtem Willen und seiner grossen Bereitschaft zu finanziellen Zugeständnissen möglich war. Die Rückkehr ist nicht nur ein sportliches, sondern auch ein emotionales Versprechen an den Verein und seine Fans. Ob Shaq dieses Versprechen einlösen und den FCB zurück an die nationale Spitze führen kann, wird sich in den kommenden Spielzeiten zeigen.

Mit elf Zu- und 19 Abgängen war die Transferperiode zwar turbulenter als erwartet. Doch es ist gelungen, den Kader sowohl in der Breite als auch in der Spitze zu verstärken. Da auch die Handschrift von Celestini immer deutlicher erkennbar wird, darf man gespannt sein, was mit dieser Mannschaft alles möglich sein wird. An den Zielen von Daniel Stucki hat sich vorerst nichts geändert: Die Finalgruppe erreichen und in der nächsten Saison international spielen.

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Kommentare

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21.09.2024 21:36

Sonnenliebe

😢😢

3 0
21.09.2024 19:47

lixi

Träumt einfach weiter, der FCB geht unter. Wenn man halt Fussballrentner holt, dann spricht das einfach nicht für die Führung. Nun wie gesagt, glaubt einfach weiter an den Osterhasen. Ich mach’s wie im richtigen Leben, suche mir eine Siegermannschaft,
Ihr könnt weiter auf den Verlierer setzen.

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