Von Vitaminen bis zu Ronaldo: Der Ernährungsberater des FC Basel
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Jose Blesa
FCB

Von Vitaminen bis zu Ronaldo: Der Ernährungsberater des FC Basel

19.10.2024 16:59 - update 19.10.2024 17:46

Rotblau

Jose Blesa ist Ernährungsberater beim FC Basel und kümmert sich seit diesem Sommer um die Ernährung der Spieler. Rotblau hat sich mit ihm zum Interview getroffen.

Rotblau: Die Rolle des Ernährungsberaters ist neu beim FC Basel. Haben Sie eigentlich eine Vollzeitstelle beim FCB?

Jose Blesa: Ja, ich arbeite Vollzeit beim FC Basel; das ist meine Hauptaufgabe. In meiner «Freizeit» betreue ich jedoch auch Spieler ausserhalb des Clubs. Früher habe ich mit insgesamt 70 Spielern gearbeitet, jetzt sind es neben der 1. Mannschaft des FC Basel noch 20 weitere Athleten, die ich begleite.

Wie läuft das ab? Treffen Sie die Spieler persönlich oder erfolgt die Betreuung online?

Online. Einmal pro Woche nehme ich mir Zeit für einen Videocall mit ihnen. Das gibt zwar viel zu tun, aber die Arbeit macht mir Spass – daher fühlt es sich nicht wie Arbeit an.

Über Jose Blesa

Jose Blesa ist in Spanien geboren und aufgewachsen. Da sein Vater eine Apotheke betrieb, studierte er Pharmazie. Später erwarb er den Master’s Degree in Sports Training & Nutrition an der Real Madrid Graduate School. Neben seiner Arbeit in der Apotheke entwickelte er Ernährungspläne. Zunächst arbeitete er mit Bodybuildern, Marathonläufern und anderen Sportlern, bevor er sich zunehmend auf Fussballspieler spezialisierte. Zu seinen Klienten zählen Alejandro Garnacho, Pervis Estupiñán, Jan Oblak und andere Profispieler.

Wie genau gestalten Sie die Ernährungspläne für die Spieler?

Um die Ernährungspläne zu erstellen, überwachen wir alles sehr genau. Das bedeutet, dass wir wöchentlich den Fettanteil und die Blutwerte kontrollieren. Die Spieler werden täglich gewogen, und wir überprüfen vor und nach jedem Training oder Spiel die Flüssigkeitszufuhr des Körpers. Auf diese Weise können wir die Pläne individuell und optimal auf jeden Spieler abstimmen.

Das Frühstück und Mittagessen nehmen wir gemeinsam im internen Restaurant ein. Wir geben den Köchinnen und Köchen Anweisungen, welches Gericht für jeden Spieler geeignet ist, und sie bereiten es entsprechend zu. Auch das Abendessen wird von ihnen zubereitet, das können die Spieler mit nach Hause nehmen und dort essen.

So haben wir die volle Kontrolle und können die Ernährung an die individuellen Bedürfnisse der Spieler anpassen: Je nachdem, wie viele Minuten sie im letzten Spiel gespielt haben oder wie ihre aktuelle Form ist. Zusätzlich variieren wir die Speisekarte täglich, um Abwechslung zu schaffen.

Und wo essen die Spieler jeweils?

Im Stadion-Restaurant in der VIP-Lounge.

Wird beim Erstellen des Plans auf die Saisonalität der Produkte geachtet?

Ja, auf jeden Fall. Wir verwenden immer nur saisonale Früchte. Ich habe klar festgelegt, dass ich im Oktober beispielsweise keine Wassermelonen sehen will – das ist mir sehr wichtig. Bei der Ernährung sollte man auf frische Lebensmittel setzen, und die Saisonalität spielt dabei eine zentrale Rolle.

Was sagen Sie zur Qualität der Lebensmittel in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern?

Jedes Land hat seine eigenen Lebensmittel. Hier in der Schweiz gibt es zum Beispiel sehr gutes Gemüse und hochwertiges Fleisch. Allerdings gibt es weniger regionalen Fisch als in Spanien – aber das ist normal. Insgesamt ist die Qualität der Lebensmittel hier sehr gut.

Glauben Sie, dass die Spieler die Ernährungspläne auch in ihrer Freizeit einhalten?

Ich denke schon, dass sie unseren Anweisungen folgen. Wir haben keine Probleme mit den Spielern. Natürlich haben sie mal mehr, mal weniger Freude an unseren Plänen, aber das Wichtige ist, dass wir einen guten Austausch haben.

Werden die Positionen der Spieler bei der Erstellung der Ernährungspläne berücksichtigt, oder spielt das keine Rolle?

Ja, natürlich. Ein Torhüter benötigt unter der Trainingswoche beispielsweise mehr Energie als am Spieltag. Dies, da die Trainingsübungen meist anstrengender sind als die körperlichen Anstrengungen während einer Partie. Mittelfeldspieler laufen während des Spiels am meisten, sie haben andere Bedürfnisse als ein Innenverteidiger. Und auch innerhalb derselben Position hat jeder Spieler unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele, sodass wir bei jedem Athleten auf Individualisierung achten müssen.

Sehen die Ernährungspläne in der Vorsaison anders aus als während der Saison?

In der Vorsaison ist der Bedarf höher, da die Spieler zwei- bis dreimal pro Tag trainieren. Wir waren zwar in Österreich, aber viele Clubs gehen beispielsweise nach Marbella, wo es 40 Grad heiss ist. Das muss ebenfalls berücksichtigt werden.

Haben Sie auch einen Ernährungsplan für sich selbst und halten Sie sich immer daran?

Ich habe zwei Jahre lang Bodybuilding gemacht und war dabei sehr streng, aber jetzt nicht mehr. Ich ernähre mich immer noch gesund, möchte mich jedoch nicht mehr ganz so stark einschränken.

Was denken Sie, was würden die Spieler als Mahlzeit wählen, wenn sie einen Cheat Day hätten?

Das ist schwer zu sagen und sicher individuell unterschiedlich. Aber vielleicht Burger oder Pizza.

Existieren solche Cheat Days? Beispielsweise an Weihnachten oder Ostern?

Das Problem der Fussballer ist dasselbe wie bei anderen Menschen auch: Sie machen eine Diät und nehmen die ganze Woche über weniger Kalorien zu sich. Dann kommt der Samstag, an dem man sich etwas erlaubt. Dabei werden die Kalorien, die man über die Woche nicht konsumiert hat, an einem Samstagabend wieder aufgenommen. Dann bringt die Diät wenig. 

Es verhält sich anders, wenn man weiss, dass man es nicht übertreiben sollte. Ein Stück Torte an einem Geburtstag sollte erlaubt sein, solange die Spieler es kontrollieren können.

Von Vitaminen bis zu Ronaldo: Der Ernährungsberater des FC Basel
Der 36-Jährige ist seit diesem Sommer beim FC Basel als Ernährungsberater tätig. Bild: Rotblau

Was halten Sie von trendigen «Superfoods»?

Wichtig ist, dass man «echte» Lebensmittel zu sich nimmt. Antioxidantien aus roten Früchten, Vitamine aus verschiedenen Obstsorten und so weiter. Zudem sollten wir auf die Herkunft der Produkte achten und nicht ständig vorgefertigte Lebensmittel konsumieren. 

Wie wichtig ist die richtige Ernährung für die sportliche Leistung der Spieler?

Sie ist sehr wichtig. Besonders wenn man in mehreren Wettbewerben gleichzeitig spielt und während der Woche Partien stattfinden. Für eine schnelle Regeneration benötigt man die richtige Nahrung. Doch auch wenn nur ein Spiel pro Woche stattfindet, sorgen wir für eine optimale Erholung. Es macht bereits einen Unterschied, wenn man nach dem Spiel zwei Stunden mit dem Essen wartet. Das Timing muss stimmen, sonst ist man nicht ausreichend auf das nächste Spiel vorbereitet. 

Es kann sich auf die Leistung auswirken: Wenn man nur zu 70 Prozent erholt ist, werden die letzten 20 bis 30 Minuten eines Spiels deutlich anstrengender, und man kann nicht mehr so viel leisten. 

Wirkt sich die Ernährung auch positiv auf den Heilungsprozess aus?

Ja, auf jeden Fall. Dabei ist zu beachten, wie lange die Verletzung andauert. Bei Langzeitverletzungen kann man Muskeln verlieren, wenn man sich nicht richtig ernährt. In dieser Phase sind Nahrungsergänzungsmittel besonders wichtig, um die Muskeln zu schützen und Entzündungen zu hemmen. Man könnte sogar sagen, dass die Ernährung während einer Verletzung wichtiger ist als zu anderen Zeiten.

Gab es etwas, das Ihnen gleich aufgefallen ist, als Sie nach Basel kamen? Etwas, das nicht gut funktionierte und das man direkt verbessern musste?

Da es vor mir keinen Ernährungsberater gab, haben wir gewisse Strukturen neu aufgebaut: Es waren zuvor mehrheitlich die Köchinnen und Köche, die sich um das Essen gekümmert haben. Die Ernährung und auch die Flüssigkeitszufuhr sind jetzt viel kontrollierter. Die Köchinnen und Köche haben die Spieler zwar bereits zuvor gut verpflegt und es wurden auch Nahrungsergänzungsmittel verwendet, aber wir haben viel verändert.

Sie haben auch mit Cristiano Ronaldo zusammengearbeitet. Was hat er in Bezug auf die Ernährung besonders gut gemacht, und was sollten die Spieler hier davon übernehmen?

Bei Cristiano muss man verstehen, dass es nicht nur um die Dinge geht, die er für sich selbst tut. Er hat auch viel für andere getan: Für junge Spieler ist er der beste Spiegel. 

Er ist ein Vorbild, trainiert mehr als die anderen, ernährt sich gesünder und schläft besser. Man muss sich wirklich bewusst machen, dass er ständig an sich arbeitet. Natürlich spielen auch die Gene eine Rolle, aber es hat viel mit der Mentalität zu tun. Man muss bereit sein, sich ständig weiterzuentwickeln und das auch wollen. Diese Einstellung versuche ich auch den Spielern zu vermitteln, wenn ich mit ihnen arbeite.

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Kommentare

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06.05.2025 10:06

Sonnenliebe

Sehr spannend, danke.

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08.12.2024 13:47

Tarantinoo

ach so ok

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