«Gewalt auf der Dreirosenanlage»: Dokumentation beleuchtet Jugendleben und Herausforderungen
Tim Meyer
Die Dreirosenanlage hat in den letzten Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Vor allem mit Drogen- und Gewaltdelikten. Ein neuer Dokumentarfilm gibt jetzt aber einen anderen Einblick.
Der Dokumentarfilm heisst zwar «Gewalt auf der Dreirosenanlage», im Film geht es aber nicht nur um Gewalt. Der Sozialarbeiter Endrit Sadiku hat für seine Dokumentation nicht etwa die Polizei oder Politik in den Vordergrund gestellt, sondern die Jugendlichen, die die Anlage nutzen. Am Donnerstagabend kehrte der Film an seinen Drehort zurück und wurde in der Freizeithalle Dreirosen gezeigt.
Den Film hat der Sozialarbeiter des Jugendzentrums Kleinhüningen für seine Masterarbeit gedreht. Mit 21 Minuten Filmzeit sei es sein bisher grösstes Projekt dieser Art, auch wenn er schon andere Filme gemacht hat: «Ich habe bereits kleine Spielfilme mit Jugendlichen gedreht. Beim Dokumentarfilm schreiben aber die Leute, die man interviewt das Drehbuch. Den roten Faden muss man im nachhinein planen.»
Den Jugendlichen den Vorrang geben
Das habe ihn fasziniert und auch herausgefordert. Für den Film habe er mit rund 30 bis 40 Menschen geredet aus verschiedensten Bereichen: Von der Polizei, Jugendarbeit, den Personen des Freizeitzentrums bis zu Jugendlichen. Letztere seien für ihn in der Diskussion rund um die Dreirosenanlage immer zu kurz gekommen.
Die fünf jungen Personen, die zum Teil täglich auf der Anlage sind, geben im Film Einblicke, wie sie die Dreirosenanlage sehen. Viele der Jugendlichen wussten zum Beispiel nicht, dass die Polizei seit Sommer 2023 Kameras auf der Anlage installiert hat.
Diese Informationen kommen laut Endrit Sadiku nicht bis an die Jugendlichen. Der Kanton solle darum auf neuen Kanälen versuchen, die Betroffenen besser zu erreichen: «Vielleicht mit Tiktok-Videos. Dort, wo die Jugendlichen sich aufhalten. Die beschossenen Massnahmen könnten so näher an die Jugendlichen gebracht werden.»
Mehr Ressourcen, mehr Events
Ausserdem braucht es für den Sozialarbeiter mehr Personal für die Jugendarbeit. Die Dreirosenanlage soll wieder mehr zum sozialen Treffpunkt und Spielort für die Bevölkerung werden. Deshalb soll es in Zukunft wieder vermehrt Events und Partys geben, sagt Silvan Surber vom Quartierverein Unteres Kleinbasel. Mit dem Film erhofft sich der Verein eine positive Wende.
Auch wenn man die Kriminalität nie ganz wegbekommen würde, sei der Quartierverein trotzdem bestrebt, etwas zu verbessern: «Wir überlassen die Dreirosenmatte nicht der Kriminalität, sondern wir wollen sie wieder zurückholen in die Bevölkerung.»
Deshalb soll die Dreirosenmatte neu belebt werden. Das Ziel sei, dass die Anwohnenden keine Angst mehr im eigenen Quartier haben müssen. Das könnte aber ein schwieriges Unterfangen werden.
Das Quartier bangt bei der bevorstehenden Abstimmung
Denn am 24. November stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über einen Autobahn-Ausbau ab. Falls der Rheintunnel gebaut wird, wäre die Dreirosenanlage direkt betroffen. Das Quartier wäre über zehn Jahre umzingelt von einer Baustelle.
Dieser Gedanke löst bei Silvan Surber ein ungutes Gefühl aus: «Unsere Befürchtung ist, dass es mit dieser Baustelle viel weniger Freiraum auf der Dreirosenanlage gibt. Und das sich dadurch die Kriminalität in die Wohnquartiere verschieben wird.»
Auch die Jugendlichen wünschen sich laut Endrit Sadiku keine Baustelle. Falls der Ausbau käme, müsse die Politik schauen, dass die Situation für die Quartierbevölkerung erträglich bleibt. Ob diese Massnahmen tatsächlich nötig sein werden, wird sich am 24. November bei der nationalen Abstimmung zeigen.
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figtree5
die Kriminalität im Kleinbasel wird nicht mehr besser da kann man machen was man will, es ist zu spät