Heiko Vogel spricht über Abwärtsspiralen, Scouting-Probleme und seine Zukunftspläne
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Interview
Sport

Heiko Vogel spricht über Abwärtsspiralen, Scouting-Probleme und seine Zukunftspläne

17.01.2024 14:35 - update 17.01.2024 14:36
Lea Meister

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Im Herbst endete Heiko Vogels Zeit beim FC Basel. Im Interview mit dem deutschen Sport-Medium Spox hat er ausführlich über die Hintergründe seiner Zeit und seines Abgangs beim FCB gesprochen.

Als Heiko Vogel 2012 den FC Basel verliess, war dieser Serienmeister und in allerbester Verfassung. Bei seiner Rückkehr 2023 sah es etwas anders aus. Vogel sagt gegenüber Spox, dass er in einen anderen Verein gekommen sei. «Der aktuelle FC Basel ist nicht mit dem von 2012 zu vergleichen. Personen und Strukturen haben sich verändert, die Finanzkraft hat nachgelassen.»

Dennoch sei und bleibe der Verein die Nummer eins in der Schweiz, zumindest, wenn es um die Medienpräsenz und die Strahlkraft gehe. Vogel spricht von zehn intensiven Monaten nach seiner Rückkehr. «Wir haben das Conference-League-Halbfinale erreicht und wurden somit Opfer unseres eigenen Erfolges. Die Transferperiode im Sommer brachte einen grossen Umbruch, aber auch 55 Millionen Euro an Einnahmen», so Vogel.

Kompliment an die Mannschaft

Alex Freis Wunsch sei ursprünglich gewesen, dass Vogel sein Trainerteam verstärken soll. Der Klub habe dann aber ein Bindeglied zwischen Trainer und dem Präsidenten gebraucht, weshalb er den neugeschaffenen Posten als Sportdirektor übernommen habe. «Relativ schnell wurde klar, dass es keine Chance gibt, Alex zu schützen. Die Situation war so zerfahren, dass wir ihn leider freistellen mussten.»

Vogel musste bekanntlich einspringen und selber an die Seitenlinie stehen. Seinen damaligen Spielern müsse er für diese Zeit ein grosses Kompliment machen: «Sie waren immer kooperativ, sodass ich beide Ämter bestmöglich bedienen konnte.» Eigentlich hätte er nicht so lange an der Seitenlinie stehen sollen. «Wir hatten sehr bald schon Kontakt mit einem Kandidaten, der aber erst ab Sommer verfügbar war. Deshalb habe ich es durchgezogen, doch dann hat sich diese Option zerschlagen. Ich musste also nebenbei einen Trainer suchen und die Transferphase planen.»

Positive Worte über Degen

Diese Phase habe sich als sehr schwierig herausgestellt, auch, weil die Scouting-Abteilung «stark ausbaufähig war» und es beispielsweise keine Datenbank mit interessanten Spielern gegeben habe. Warum es anschliessend mit Timo Schultz nicht geklappt hat, kann Vogel auch heute nicht abschliessend beantworten. Es gebe nicht «den einen Grund» oder «den einen Schuldigen». «Mit einem unfertigen Kader sind wir in der Conference-League-Quali an Tobol Kostanay aus Kasachstan gescheitert, was aber auch mit dem verfügbaren Spielermaterial niemals hätte passieren dürfen.» Danach sei man in eine Abwärtsspirale geraten.

Über David Degen verliert Vogel im Gespräch mit Spox kein böses Wort. Die Zusammenarbeit sei stets sehr professionell gewesen. Degen sei sehr impulsiv, was ihn manchmal zum «Beschleuniger» mache und manchmal nicht so förderlich sei. «Als Präsident ist er am operativen Geschäft sehr interessiert und auch bei der Mannschaft präsent.»

Vogel schliesst keine Ligen oder Länder aus

In Zukunft sieht sich Vogel weniger in einer Doppelrolle. «Da war ich über dem Limit.» Er habe etwas Zeit für die Regeneration gebraucht, sei jetzt aber wieder voller Tatendrang. Er brauche ein Projekt, das ihn triggert, unabhängig von Ligen oder Ländern. Er spiele gerne um Titel und im internationalen Geschäft mit, das habe er in Basel und in Graz wieder realisiert.

«Ich finde es aber auch spannend, was in den USA oder in Saudi-Arabien passiert. Diese Märkte wachsen sowohl hinsichtlich ihrer sportlichen Qualität als auch infrastrukturell. Ich will nichts kategorisch ausschliessen.»

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