Immer mehr gemeldete Diskriminierungsfälle bei gehörlosen Personen
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Inklusion
Schweiz

Immer mehr gemeldete Diskriminierungsfälle bei gehörlosen Personen

12.03.2024 11:16
Jennifer Weber

Jennifer Weber

Beim Schweizerischen Gehörlosenbund wurden 132 Diskriminierungsfälle gemeldet. Nachdem bereits im Vorjahr ein Rekord an Diskriminierungen gemeldet worden waren, gab es 2023 erneut eine Steigerung um 4 Prozent.

«Um diesen Missstand zu beheben, fordert der Schweizerische Gehörlosenbund die rechtliche Anerkennung der Gebärdensprachen, die Förderung der Gebärdensprachen und die Gleichstellung von gehörlosen und hörbehinderten Menschen», schreibt der Gehörlosenbund am Dienstag in einer Mitteilung.

Im Bereich «Arbeit» seien nach wie vor am meisten Diskriminierungsfälle (29) gemeldet worden – gefolgt von «Kommunikation mit Behörden» (27), «Bildung» (25), «Gesundheit» (21) und «Finanzierung von Hilfsmitteln» (19). Obwohl diese Bereiche für alle Menschen von zentraler Bedeutung seien, «werden gehörlose Menschen immer noch zu oft ausgeschlossen und ihnen die gleichen Rechte und Chancen verwehrt», heisst es in der Mitteilung weiter.

Immer mehr gemeldete Diskriminierungsfälle bei gehörlosen Personen
Die Anzahl der gemeldeten Fälle von Diskriminierung. Grafik: Schweizerischer Gehörlosenbund

«In vielen Belangen» diskriminiert

In allen Bereichen seien verglichen zum Jahr 2022 mehr oder gleich viele Fälle von Diskriminierungen gemeldet worden. Einzig im Bereich «Kultur und Freizeit» habe es gegenüber dem Vorjahr eine Reduktion von 13 auf 11 Fällen gegeben.

«In der Schweiz besteht die Pflicht, die Menschenrechte und Grundfreiheiten von Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten sowie die Achtung der ihnen innewohnenden Würde zu wahren (z.B. UNO-BRK, Bundesverfassung, BehiG)», schreibt der Gehörlosenbund. Trotz dieser gesetzlichen Grundlagen seien gehörlose Menschen «in vielen Belangen» diskriminiert.

Besonders bei der Übernahme von Kosten bei Dolmetschleistungen seien laut Mitteilung die gesetzlichen Vorschriften missachtet worden. Gehörlose Menschen seien darauf angewiesen in der Gebärdensprache kommunizieren zu können. Häufig werde ihnen ein barrierefreier Zugang verwehrt. Insbesondere im Gesundheitswesen sei eine «unmissverständliche Kommunikation zwischen Arzt und Patient» zentral.

Hohe Dunkelziffer wahrscheinlich

Dass auch im Jahr 2023 noch mehr Fälle wie im Vorjahr registriert wurden, gibt Tatjana Binggeli, Geschäftsführerin des Schweizerischen Gehörlosenbunds zu denken: «Obwohl das Gesetz klar definiert, dass gehörlose Personen nicht diskriminiert werden dürfen, werden immer mehr Fälle registriert.» Es sei anzunehmen, dass die Dunkelziffer sehr hoch sei und viel mehr Personen betroffen seien. «Wir fordern von der Politik und Gesellschaft die faktische Durchführung gleicher Chancen und Rechte für gehörlose Personen.»

Der Schweizerische Gehörlosenbund fordert in der Mitteilung die rechtliche Anerkennung der Gebärdensprachen, die Förderung der Gebärdensprachen und die Gleichstellung von gehörlosen und hörbehinderten Menschen.

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