
Initiative für sichere Velorouten: «Man kauft die Katze im Sack»
Annina Amrein
Basel-Stadt stimmt am 18. Mai über sichere Velorouten ab. Die Gegner warnen vor mehr Baustellen, Parkplatzverlust und unklarer Umsetzung.
Am 18. Mai 2025 stimmt die Bevölkerung des Kantons Basel-Stadt über die Volksinitiative «Sichere Velorouten» ab. Die Initiative fordert durchgehende, breite und einheitlich gestaltete Velovorzugsrouten in der ganzen Stadt, die ein sicheres Velofahren ermöglichen. Alle Forderungen der Initiative findest du hier. Ein Komitee aus FDP, LDP und SVP sowie deren Jungparteien, lehnt die Initiative ab – ebenso den Gegenvorschlag der Regierung. Unter dem Slogan «Für ein Miteinander im Verkehr» sprechen sie sich gegen beide Varianten aus. Der Grosse Rat hat am 15. Januar 2025 mit 72 zu 24 Stimmen einen Gegenvorschlag zur Initiative beschlossen. Dieser strebt ein sicheres Fahrrad-Netz bis spätestens 2042 an.
«Selbstunfälle sind die häufigste Unfallursache für Velofahrende»
Basel sei bereits eine Velostadt, betont Eva Biland, ehemalige FDP-Regierungskandidatin und ACS-Vorstandsmitglied. Trotz des zunehmenden Veloverkehrs in den letzten Jahren habe die Zahl der Unfälle abgenommen. «Wir gehören zu den Städten, die die Sicherheit der Velofahrerinnen und Velofahrer am besten gewährleistet», so Biland. Ob die Velovorzugsrouten tatsächlich zu weniger Umfällen führen würden, bezweifelt sie: «Selbstunfälle sind eigentlich die häufigste Unfallursache für Velofahrende und die passieren auch auf Velovorzugsrouten. Ein Null-Risiko im Verkehr gibt es einfach nicht.»
Zudem würden sich Velofahrerinnen und Velofahrer zunehmend rücksichtsloser verhalten, meint Eva Biland. Auf den sogenannten Velo-Highways würde viel zu schnell gefahren: «Die Velos sind dann auch nicht mehr bereit, beispielsweise für Schulkinder abzubremsen.» Darüber hinaus würden mobilitätseingeschränkte Seniorinnen und Senioren sowie andere physisch beeinträchtigte Personen von der Initiative kaum profitieren. Genauso wenig wie Menschen in ländlichen Gebieten, die auf das Auto angewiesen sind. Der Staat sei dazu verpflichtet, attraktive Verbindungen ins Zentrum zu gewährleisten. Die geforderten 50km Velovorzugsrouten erscheinen Eva Biland als wenig sinnvoll:
«Man kauft die Katze im Sack»
Gerade die wichtigen Verbindungen ins Zentrum würden durch den Wegfall von Parkplätzen gefährdet, erklärt FDP-Grossrat und ACS-Geschäftsführer Daniel Seiler. Auch mit dem Gegenvorschlag würden in Basel-Stadt rund 1’000 Parkplätze wegfallen. Das hätte problematische Folgen für das lokale Gewerbe. Zudem sei mit deutlich mehr Baustellen in der Stadt zu rechnen: «Wir haben ja schon jetzt extrem viele Baustellen in dieser Stadt. Das Bau- und Verkehrsdepartement sagt, dass es für die Umsetzung dieser Initiative noch massiv mehr Baustellen bräuchte. Mit nur ein bisschen Farbe sind die Forderungen der Initiative nicht umgesetzt», so Seiler.
Ausserdem sei überhaupt nicht klar definiert, wo diese Velovorzugsrouten entstehen sollen. «Man kauft die Katze im Sack», meint Demi Hablützel, Präsidentin der Jungen SVP. Auch Benjamin von Falkenstein, Präsident der Jungliberalen ist nicht überzeugt: Es ist total unklar, welche Strassen und Quartiere davon betroffen wären – selbst beim Gegenvorschlag.» Ob die Initiative oder der Gegenvorschlag angenommen wird, entscheidet sich bei der Abstimmung vom 18. Mai.
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reneschaub
Wäre schön wenn mal was Sinnvolles für die Autofahrer gemacht würde