Strafvollzug
Basel-Stadt

Jérôme Endrass: «Ein solch schweres Vergehen kommt unglaublich selten vor»

11.08.2024 18:00 - update 11.08.2024 18:14
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Der forensische Psychologe & Psychotherapeut spricht im Interview mit Baseljetzt über Vollzugslockerungen, deren Wichtigkeit und die Prozesse, die dahinterstecken.

Baseljetzt: Jérôme Endrass, wie kommt es zu unbegleiteten Freigängen?

Jérôme Endrass: Das ist ein Prozess, der mehrstufig ist, auch mehrphasig. Da sind unterschiedliche Personen involviert, auch unterschiedliche Behörden. Über einen längeren Zeitraum breitet man jemanden letztlich etappenweise auf die Freilassung vor.

Welche Personen sind darin involviert und wie läuft dieser Prozess genau ab?

Das läuft nicht immer genau gleich ab. Aber es gibt zumindest ein Schema, dass sich in verschiedenen Kantonen zeigt. Zum Einen werden Therapieberichte geschrieben. Darin sind Veränderungen feststellbar, zum Beispiel beim Rückfallrisiko. Dort stellt man initial die Risikofaktoren fest und schaut, wie sich diese verändert haben. Wenn sich diese klar vom Ursprungszustand unterscheiden, wird ein Therapiebericht geschrieben. Dieser Bericht geht an die Behörden und gestützt darauf entscheiden diese, ob es erste Vollzugslockerungen geben kann. Die Behörde kann je nach Schwere des Anlassdeliktes auch noch externe Gutachter beiziehen, welche ihnen eine Aussenperspektive geben. Das ist vor allem bei Tötungsdelikten der Fall. Um ganz sicher gehen zu können, wird der Fall dann noch einmal einer weiteren Behörde vorgelegt. Wenn dann von allen grünes Licht gegeben wird, können die ersten Schritte der Vollzugslockerung eingeleitet werden.

Wieso sind Vollzugslockerungen wichtig?

Ziel ist es, dass Personen nach einer gewissen Zeit wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden können. Es gibt natürlich ganz ganz wenige Fälle, bei denen das nicht möglich ist. Der Grossteil soll wieder integriert werden und diese Menschen müssen wieder auf den Alltag vorbereitet werden.

Wie oft kommt es vor, dass bei Vollzugslockerungen etwas schief läuft?

Bei den Vergehen gibt es unterschiedliche Schweregrade. Es kann sein, dass sich jemand nicht an Abmachungen hält, zum Beispiel zu spät kommt. Ein solch schweres Vergehen, wie dieses in Basel, kommt unglaublich selten vor. Es ist das schwerste Vergehen, von dem ich in den letzten 20 Jahren weiss. Das hat viel damit zu tun, dass man in der Schweiz auch extrem vorsichtig ist.

Das ganze Interview kannst du im Top-Video nachschauen.

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Kommentare

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13.08.2024 05:17

Thomy

Wenn auch selten ist doch jedes Opfer zuviel und darf nicht sein

0 0
12.08.2024 05:36

User

solche sollte man nicht mehr auf die Menschheit loslassen . In den USA wäre der Zum
Tode verurteilt !

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