Kampf mit Schönheitsidealen: Jeder zehnte Mann soll Steroide nehmen
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Studie
Schweiz

Kampf mit Schönheitsidealen: Jeder zehnte Mann soll Steroide nehmen

11.08.2023 19:04
Larissa Bucher

Larissa Bucher

Eine Studie der Fitnesskette PureGym zeigt: Viele Männer sind mit ihrem Körper nicht zufrieden und leiden unten den gängigen Schönheitsidealen. Um diesen zu entsprechen, greift jeder zehnte Mann nach Anabolika.

Sixpack, muskulöse Arme und Venen, die fast aus dem Körper platzen: Seit den 80er-Jahren wird das männliche Schönheitsideal von Muskelprotzen wie Arnold Schwarzenegger, Chris Hemsworth oder Dwayne «The Rock» Johnson definiert. Über die Jahrzehnte führte das zu einem Boom in der Fitness-Industrie. Auch heute noch streben viele Männer nach diesem muskulösen Schönheitsideal.

Um die Beziehung, die Männer zu ihrem eigenen Körper und Selbstwertgefühl haben, zu untersuchen, führte die Fitnesskette PureGym eine Studie durch. 518 Männer im Alter von 18-32 Jahren wurden online und auf der Strasse befragt. Die Ergebnisse lassen aufhorchen.

Doping ist häufiger als angenommen

So soll jeder Zehnte häufig, oder zumindest schon einmal im Leben, anabole Steroide zu sich nehmen, bzw. genommen haben, um den Muskelaufbau zu beschleunigen. Das geht weit über die Nahrungsergänzungsmittel wie Proteinpulver oder Kreatin heraus, die rund 40 Prozent der Befragten regelmässig einnehmen. Auch Luca* aus Riehen gibt zu, sich diesen Schritt schon einmal überlegt zu haben. «Es ist frustrierend, wie lange der Muskelaufbau dauert», sagt er. «Vor allem, wenn man nicht mit den perfekten Genen beschenkt wurde.» Der Wunsch nach schnelleren Ergebnissen sei laut ihm bei allem «Gym-Goers» früher oder später da. Die meisten würden sich dann jedoch aus gesundheitlichen oder auch finanziellen Gründen gegen Doping entscheiden.

«Ich kenne aber auch ein paar, die Steroide nehmen», fügt Luca hinzu. «Sie haben sich bewusst dafür entschieden und sind glücklich damit.» Man würde es ihnen jedoch ansehen, dass die Muskeln nicht ganz «natürlich» seien. Dazu kommt, dass einige Personen in der Fitness-Community, die gegen jegliche Art von Doping sind, einem dann spüren lassen würden, dass man ihren Respekt verloren hat. «Das ist noch tricky, weil ohne grosse Muskeln hat man ihren Respekt ja auch nicht.»

Männer empfinden starken Druck

Die Studie zeigt weiter, dass rund 40 Prozent der befragten Männer einen Druck empfinden, diesem Schönheitsideal und den eigenen Erwartungen gerecht zu werden, schreibt PureGym. Nur gerade 12 Prozent geben an, sich nicht unter Druck zu fühlen. «Oftmals wird bei diesem Thema nur über Frauen gesprochen, aber auch ich als Mann fühle mich seit meiner Jugend unter Druck, den ‘perfekten’ Körper zu haben», erzählt Luca. Er geht seit vielen Jahren mehrmals pro Woche ins Fitness-Studio. Damit angefangen hat er, um von seinem Umfeld akzeptiert zu werden. «Mir ging es nicht um Gesundheit, sondern darum, dass meine Freunde mich als stark ansehen und ich Frauen mit meinen Muskeln beeindrucken kann», lacht er.

Mittlerweile ist er zufrieden mit seinem Körper und sieht Fitness als sein grösstes Hobby. So geht es auch 40 Prozent der befragten Männer in der Studie von PureGym. Nur vier Prozent geben an, überhaupt nicht zufrieden mit dem eigenen Körper zu sein. Trotzdem: Besser geht ja bekanntlich immer. So würde laut PureGym die grosse Mehrheit bewusst einem körperlichen Ziel entgegen arbeiten. «Wer ins Gym geht, ist nie mit sich zufrieden», sagt Luca. «Es geht immer mehr, es geht immer besser und ich setzte mir immer höhere Ziele.»

Aber nicht nur der Wunsch nach Muskeln beschäftigt die Männer in der Umfrage. Vor allem bei der jüngeren Generation dreht sich vieles um das eigene Körpergewicht. So will laut der Studie fast ein Drittel Gewicht verlieren. Den Grund dafür sieht Luca im Körperfettanteil. «Du baust deine Muskeln auf und musst danach Fett verlieren, damit diese gut zur Geltung kommen», sagt er. So könne man so viel trainieren, wie man wolle, aber Muskeln wie ein Instagram-Influencer habe man nur mit einem sehr geringen Körperfettanteil. «Es ist eine Wechselwirkung von zunehmen und abnehmen.» Das zeigt sich auch in der Studie. Rund 17 Prozent der Befragten geben an, aktiv Gewicht zulegen zu wollen. Hierbei handelt es sich dann aber um Muskelmasse.

Social Media als Haupteinflussfaktor

Die Studie hat ebenfalls einen Blick darauf geworfen, welche äusseren Einflüsse die befragten Männer unter Druck setzten. Der klare Gewinner: Social Media und insbesondere Instagram. Ausschlaggebend ist hier der konstante Vergleich mit anderen Männern. Das kann negativen Folgen auf das Selbstwertgefühl und die Selbstakzeptanz haben. So gibt sogar rund ein Achtel der Befragten an, psychisch unter der Plattform zu leiden. 

*Name der Redaktion bekannt

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Kommentare

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11.08.2023 21:01

Cabbage

Vielleicht ab und zu die Transaminasen testen, um zu wissen, wie glücklich die Leber über die Anabolika ist. Nur um in den (a)social media gut anzukommen, mit 50 das Zeitliche zu segnen, ist doch ein (allzu) hoher Preis.

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