Kirchen verzeichnen 2024 deutlich weniger Austritte als 2023
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Religion
Schweiz

Kirchen verzeichnen 2024 deutlich weniger Austritte als 2023

26.09.2025 12:17

Baseljetzt

Im vergangenen Jahr sind deutlich weniger Personen aus der katholischen Kirche ausgetreten als 2023. Damals führte die Publikation einer Studie über sexuellen Missbrauch zu einer Austrittswelle. Davon war auch die evangelische Kirche betroffen.

Das Wichtigste in Kürze

  • 2024 traten 36’782 Personen aus der katholischen Kirche der Schweiz aus – ein Rückgang um 46 Prozent gegenüber 2023, jedoch weiterhin auf hohem Niveau.
  • Katholische und reformierte Kirche verlieren Mitglieder nicht nur durch Austritte, sondern auch wegen weniger Taufen und vieler Todesfälle; beide bereiten sich strukturell auf ein «Kleinerwerden» vor.
  • Bei den Reformierten sank die Zahl der Austritte 2024 auf 32’561 (–18 Prozent), doch der Generationensaldo bleibt negativ: deutlich mehr Bestattungen als Taufen.

2024 verzeichnete die katholische Kirche der Schweiz 36’782 Austritte. Das teilte das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) am Freitag mit. Die Zahl der Austritte ging gegenüber 2023 um 46 Prozent zurück. Damals kehrten 67’497 Mitglieder der katholischen Kirche den Rücken.

Trotz des Rückgangs verharren die Austrittszahlen auf einem hohen Niveau, bilanzierte das von der katholischen Kirche Schweiz getragene Forschungsinstitut mit Sitz in St. Gallen. Im mehrjährigen Vergleich zeige sich «eine langsam ansteigende Austrittsneigung».

Die Austrittszahlen 2024 liegen deshalb auch etwas über dem Wert des Jahres 2022 vor der Veröffentlichung der Studie über sexuellen Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche.

Kirche bereitet sich aufs Kleinerwerden vor

Nebst den Austritten tragen ein hoher Anteil an Sterbefällen und ein Rückgang bei den Taufen zu einer Verringerung der Mitgliederzahlen bei. Letztes Jahr gehörten der katholischen Kirche in der Schweiz noch 2,73 Millionen Personen an.

«Wir müssen anerkennen, dass der Gesamttrend der Austritte und der Rückgang im kirchlichen Leben die heutige Art und Weise, wie wir Kirche sind, grundlegend infrage stellt», sagte der St. Galler Bischof Beat Grögli vor den Medien.

«Eine Herausforderung liegt darin, die Kirche strukturell auf das Kleinerwerden vorzubereiten», erklärte Urs Brosi, Generalsekretär der römisch-katholischen Zentralkonferenz der Schweiz. Das Ziel sei, dass sie geordnet schrumpfe und dabei ihre Stabilität behalten könne.

Zwei Taufen – fünf Beerdigungen

Auch in der evangelischen Kirche stiegen damals die Austrittszahlen aufgrund der Studie 2023 an, jedoch nicht im gleichen Ausmass. 2024 verzeichneten die Reformierten noch 32’561 Austritte. Das sind 18 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Trotzdem bleibt der Mitgliederrückgang auch in der reformierten Kirche hoch, während ebenfalls immer weniger Kinder getauft werden.

«Wir beobachten einen klar negativen Generationensaldo», sagte Stephan Jütte, Leiter Kommunikation bei der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. «Zwei Kinder werden getauft – fünf reformierte Mitglieder werden bestattet.»

Das klassische «volkskirchliche Modell», dass fast alle dazugehören, Kinder getauft, Paare getraut und Menschen am Ende ihres Lebens kirchlich bestattet werden, habe seine Selbstverständlichkeit verloren.

Die reformierte Kirche der Schweiz zählte im vergangenen Jahr 1,78 Millionen Mitglieder. (sda/mik)

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Kommentare

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26.09.2025 14:19

Hampe56

….sind ja auch nicht mehr so viele Mitglieder da die austreten könnten 😉

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26.09.2025 12:05

MatthiasCH

Interessant wäre, wieviel Prozent der Mitglieder pro Jahr austreten. Die absolute Zahl an Mitgliedern wird ja kontinuierlich kleiner

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26.09.2025 15:45

spalen

genau dieser gedanke ging mir auch durch den kopf!

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