
Kriminalitätsanstieg in Basel: Sexual- und Cyberdelikte nehmen besonders zu
Baseljetzt
Insgesamt 32’255 Anzeigen sind 2024 bei der Basler Staatsanwaltschaft eingegangen. Das waren fast 7 Prozent mehr als im Vorjahr, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte.
Damit habe Basel-Stadt dem gesamtschweizerischen Trend entsprochen, sagte der Erste Staatsanwalt Sasha Stauffer am Dienstag an einer Medienkonferenz. Der Anstieg sei bei allen Delikten gemäss Strafgesetzbuch zu beobachten gewesen, während bei den Betäubungsmitteldelikten und bei Raub eine Abnahme zu verzeichnen gewesen sei. Die Anzahl der Jugenddelinquenz ist laut Communiqué auch leicht gesunken.
Besonders stark angestiegen, nämlich um über 12 Prozent, ist Zahl der Sexualdelikte. Ebenso die Anzahl der Delikte im Bereich der Digitalen Kriminalität (plus 16 Prozent). Bei den Gewaltdelikten und Vermögensdelikten waren Anstiege um 5 respektive fast 6 Prozent zu verzeichnen.
Sasha Stauffer halte es für möglich, dass die Gesellschaft die Probleme häufiger mit dem Strafrecht lösen wolle. Dies könne der Grund für die zunehmenden Anzeigen sein. «Diese Tendenz stellten wir in den letzten Jahren fest. Man sieht auch, dass es immer mehr Gesetzesrevisionen und Tatbestände gibt.» Da müsse man sich bewusst sein, dass man dementsprechend mehr Ressourcen in der Strafverfolgung brauche.
Starker Anstieg der Vergewaltigungen
Einen besonders markanten Anstieg verzeichnete die Staatsanwaltschaft im Bereich der häuslichen Gewalt, nämlich um fast 21 Prozent auf 791 Fälle. Stark angestiegen, nämlich um über 12 Prozent, ist auch die Zahl der Sexualdelikte. Hier sticht insbesondere die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen um über 39 Prozent auf 46 Fälle heraus. Dieser Anstieg könnte aber auch eine Folge des im vergangenen Jahr revidierten Sexualstrafrechts sein, das mit einer erweiterten Definition der Vergewaltigung aufwartet, sagte Milena Jossen, Leiterin der Kriminalpolizei.
Ebenso stark angestiegen ist die Anzahl der Delikte im Bereich der Digitalen Kriminalität (plus 16 Prozent auf 1540 angezeigte Fälle). Hier sticht insbesondere der Bereich «Unbefugte Datenbeschaffung» mit einem Anstieg um knapp 89 Prozent hervor.
Den mit Abstand grössten Anteil an den Anzeigen hatten die Vermögensdelikte. Hier war ein Zuwachs um knapp 6 Prozent auf 22’566 Fälle zu verzeichnen. Auffällig war der Anstieg bei den Einbruch- und Taschendiebstählen um über 38 respektive 41 Prozent.
Zahlenmässig den höchsten Anteil machten hier die Fahrzeugdiebstähle aus, wobei der Anstieg der gestohlenen E-Bikes von knapp 36 Prozent auf 2553 Fahrzeuge am auffälligsten ist.
5 Prozent mehr Gewaltdelikte
Bei den Gewaltdelikten war ein Anstieg um rund 5 Prozent auf 2571 Fälle zu verzeichnen. Zu diesen zählt die Staatsanwaltschaft auch die Delikte Drohung, Zwangsheirat und Erpressung. Bei den Delikten gegen Leib und Leben, also bei Körperverletzungen, Tötungen oder Raufhandel, war ein leichter Anstieg um 0,2 Prozent oder 12 Fälle auf eine Gesamtzahl von 1392 zu verzeichnen.
In der Statistik der Jugendanwaltschaft ist die Gesamtzahl der angezeigten Delikte von 2522 auf 2150 gesunken. Im Fünfjahresvergleich sei aber nach wie vor ein Anstieg um 23 Prozent zu verzeichnen gewesen, sagte die Leitende Jugendanwältin Sarah-Joy Rae. Hier stechen die Anstiege der Delikte in den Kategorien Strassen- und Waffengesetz mit 58 respektive 86 Prozent hervor.
An der letztjährigen Medienmitteilung habe man darauf hingewiesen, dass die Jugendanwaltschaft stark belastet sei. «Unsere Mitarbeitende waren stark an den Grenzen und ich war sehr besorgt um ihre Gesundheit», so Sarah-Joy Rae. Der grosse Rat habe letztes Jahr fünf Stellen zugesprochen, wofür sie sehr dankbar seien.
Starker Kriminalitätstourismus
Auffällig ist bei der Jugendkriminalität ein Vergleich der beurteilten Fälle nach Nationalität und Wohnsitz: So machten sich 2024 mit 654 Fällen gut dreimal so viele Ausländerinnen und Ausländer mit Wohnsitz im Ausland strafbar wie etwa Schweizerinnen und Schweizer oder Ausländerinnen und Ausländer mit Wohnsitz in Basel-Stadt.
Auch bei den erwachsenen Straftäterinnen und -tätern war der Anteil der Kriminaltouristinnen und -touristen mit 1162 Personen relativ hoch. Im Vergleich dazu standen 2468 Menschen aus der ständigen Wohnbevölkerung und 595 Asylbewerberinnen und -bewerber. Bei Letzteren belegten Personen aus Algerien mit 209 und Marokko mit 123 Beschuldigten klar die Spitzenplätze. (sda/stz/jeg)
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