Saisonbilanz
FCB

Lehrreiche FCB-Saison: Vom Tiefpunkt bis zum Aufschwung in hoffnungsvollere Zeiten

22.05.2024 13:17 - update 23.05.2024 14:53
Florian Metzger

Florian Metzger

Die schlechteste Saison des FCB seit Bestehen der Super League ist vorbei. Mit dem Klassenerhalt wurde zumindest das Minimalziel erreicht. Die Lehren aus der turbulenten und verkorksten Saison sollen aber auch in eine hoffnungsvollere Zukunft führen.

Diese Saison des FCB hat viele Geschichten zu erzählen. Die meisten sind negativer Natur. So hatte der FCB drei verschiedene Trainer an der Seitenlinie, mal einen Sportdirektor, mal eine Sportkommission und dann wieder beides. Diese Inkonstanz zeigt sich auch bei den Spielern auf dem Platz. Sie können gegen alle Topteams mindestens einmal gewinnen, sogar gegen den Meister YB. Aber sie verlieren auch gegen alle schwächeren Teams mindestens einmal. Gar drei Niederlagen gab es gegen Lausanne-Sport und GC. Eine miserable Bilanz.

Der Tiefpunkt

Spätestens als die Saison startete war klar, dass es eine schwierige Spielzeit werden würde. Die Mannschaft war schlecht zusammengestellt. Die neuen Spieler, die die wichtigen Abgänge ersetzen sollten, waren noch nicht da. Und als sie dann endlich kamen, mussten sie sofort funktionieren, weil die Saison schon begonnen hatte.

Aber bereits im Trainingslager vor dem Saisonstart mussten der damalige Trainer Timo Schultz und sein Trainerteam improvisieren. Um ein vernünftiges Training auf die Beine stellen zu können, nahmen sie einige Nachwuchsspieler mit nach Seefeld. Aber sogar Materialwart Roger Eglin musste dort einspringen, damit Schultz den Spielern taktische Übungen beibringen konnte.

Kein Wunder, dass der FCB bereits in seiner ersten Qualifikationsrunde der Conference League am unbekannten Tobol Kostanay scheiterte. Ende Oktober folgte der Tiefpunkt unter Sportdirektor und Trainer Heiko Vogel. Zu diesem Zeitpunkt war Schultz bereits nicht mehr in Basel, da er nach nur elf Pflichtspielen entlassen wurde. Der FCB stand auf dem letzten Tabellenplatz und hat nach elf Ligaspielen nur fünf Punkte auf dem Konto. Auch Vogel musste den Posten räumen. Fabio Celestini übernahm und konnte die Mannschaft wieder festigen.

Der Aufschwung

Dieser miserable Saisonstart ist verantwortlich für die schlechteste FCB-Saison in der Geschichte der Super League. In den bisherigen 29 Spielen unter Celestini holte der FCB durchschnittlich 1,62 Punkte pro Spiel. Hätte der FCB bereits in den ersten elf Meisterschaftsspielen nur annähernd diesen Punkteschnitt erreicht, wäre die Qualifikation für die Championship Group problemlos gelungen.

Hätte, hätte, Fahrradkette. Letztlich kann der FCB aufatmen, dass die ungenügende und zu späte Kaderzusammenstellung nicht mit dem Abstieg bestraft wurde. Nun gilt es, aus den gemachten Fehlern zu lernen, damit die Abstiegssorgen in Zukunft nicht wieder auftauchen. Unter anderem wird dies die Aufgabe des neuen Sportdirektors sein. Daniel Stucki wurde letzte Woche nach einem mehrmonatigen Prozess mit dieser Funktion betraut.

Die Zukunft

Damit ist der Blick in die Zukunft gerichtet. Nach dem letzten Saisonspiel trat Stucki erstmals in seiner neuen Funktion vor die Medien. Dabei sprach der neue Sportchef unter anderem über die bevorstehende Sommerpause: «Die Planung für die kommende Saison ist weit fortgeschritten. Wir haben aus dem letzten Transfersommer gelernt und wollen nachhaltiger arbeiten. Unser Kader ist zu gross. Aber wir haben in den letzten Spielen gezeigt, dass ein Teil des Kaders erfolgreich sein kann. Diese Mannschaft wollen wir zusammenhalten.»

Der Sportdirektor und die Sportkommission sind von der aktuellen Mannschaft überzeugt. «Wir sind mit dem aktuellen Kader in der Rückrunde bereits Vierter geworden. Es gibt also keine akuten Baustellen. Marwin Hitz bleibt die Nummer eins im Tor. Thierno Barry wollen wir halten und natürlich suchen wir einen Backup für unseren einzigen Linksverteidiger Dominik Schmid», so Stucki.

Als einziger definitiver Abgang steht Yusuf Demir fest, dessen Leihe ausläuft, ergänzt Stucki: «Bei den anderen Spielern, die zuletzt nicht im Kader standen, ist noch nichts fix. Wir haben eine Idee, müssen das aber noch einmal mit dem Trainer und dem Vorstand besprechen.» Auch der Verbleib von Renato Veiga ist noch unklar. «Was mit Veiga passiert, hängt von Angebot und Nachfrage ab. Momentan planen wir mit ihm.»

Kein Sprachrohr von Degen

Das Ziel für die kommende Saison ist klar. Der FCB will in die Championship Group. Stucki wird die sechsköpfige Sportkommission leiten, die Abläufe organisieren und nahe bei der Mannschaft sein. «Ich bin ein Typ, der sich selber ein Bild machen will. Deshalb werde ich sehr eng mit Trainer Fabio Celestini zusammenarbeiten. Aber ich beobachte die Spiele lieber aus der Vogelperspektive als von der Bank aus.»

FCB-Präsident David Degen wird oft nachgesagt, auch im sportlichen Bereich viel zu entscheiden. Über die Zusammenarbeit mit ihm sagte Stucki: «Ich bin nicht sein Sprachrohr. Er ist Präsident und Besitzer des FC Basel. Meine Funktion ist eine andere. Ich bin zusammen mit der Sportkommission für den operativen sportlichen Erfolg verantwortlich. Leute, die sagen, am Schluss entscheidet sowieso David Degen, haben ein völlig falsches Bild.»

Seit der Übernahme der neuen Vereinsführung unter Degen ist der Club auf der Suche nach geeigneten Strukturen. In der Vergangenheit wurden einige Möglichkeiten ausprobiert und wieder verworfen. Es bleibt abzuwarten, ob die neuen Strukturen längerfristig beibehalten werden. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre wäre dies wohl der wichtigste Punkt für Kontinuität und damit auch für sportlichen Erfolg.

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Kommentare

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22.05.2024 14:02

Maxli

Es bräuchte definitiv einen Kreativspieler und einen Goalgetter. Aber welcher gute Fussballer möchte wohl zum FCB kommen, der nicht europäisch spielt und kein Geld hat.

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