«Mit der Digicam meiner Mutter und der Gitarre meines Bruders ging alles los»
©Bild: Andrea Camen Photography
Musik
Basel-Stadt

«Mit der Digicam meiner Mutter und der Gitarre meines Bruders ging alles los»

04.03.2024 05:41 - update 04.03.2024 11:54
Jessica Schön

Jessica Schön

Schlagerstar Vincent Gross enthüllt, wie seine Musikkarriere begann, welches Vorurteil gegenüber dem Schlager am meisten nervt und darüber, warum er das Genre so sehr liebt.

Am 6. März startet auf 3+ die fünfte Staffel von «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert». Während insgesamt acht Folgen werden sieben Schweizer Künstlerinnen und Künstler die beliebtesten Songs ihrer Kolleginnen und Kollegen neu interpretieren. Unter den Teilnehmern befindet sich auch Schlagerstar Vincent Gross. Vor der Ausstrahlung der Staffel hatten wir die Gelegenheit, mit dem berühmten Basler zu schnacken.

Baseljetzt: Wie kamst du zur Musik und speziell zum Schlager?

Vincent Gross: Ich hatte das grosse Glück, dass meine Eltern mir und meinen beiden Geschwistern die Möglichkeit gegeben haben, ein Musikinstrument zu lernen. Damals hatte ich mich an der Musikakademie Basel für die Laute entschieden und war aber auch sonst im Kinder- und später im Schulchor. Liebe Grüsse übrigens an den Chor am Gymnasium Bäumlihof. Einige meiner besten Freunde, die ich bis heute habe, habe ich dort kennengelernt.

Der grösste Auslöser für den Schlager war 2015 die Sendung «Hello Again». Ich fand es total spannend, dass sie Newcomern eine Plattform geben wollten und hätte damals nie gedacht, dass ich durchkomme. Während und nach dieser Sendung bin ich dann endgültig beim Schlager angekommen, weil ich gemerkt habe, dass die Leute das feiern. Es ist keine pseudocoole Musik, sondern es geht bei meinen Konzerten darum, dass das Publikum für zwei Stunden abschalten und Spass haben kann. Es passiert auch immer wieder, dass sich Leute genau darum bei mir bedanken. Und das mag ich daran so.

Was hat dich dazu bewogen, deine Karriere auf YouTube zu starten?

Aus Interesse und weil es mir Spass gemacht hat, habe ich angefangen, unter einem anonymen Namen die neusten Songs aus allen möglichen Genres auf Youtube zu Covern. Ich dachte mir: falls es gut ankommt, kann ich weitermachen und ansonsten hats keiner gemerkt. Heute bin ich wahnsinnig froh um dieses Geheimprojekt. Ich habe also die Digicam meiner Mutter geschnappt und die Gitarre meines Bruders und als alle aus dem Haus waren, gings los.

Wie würdest du deine eigene Musik beschreiben und was macht sie in deinen Augen einzigartig?

Wenn ich meine Musik in wenigen Worten beschreiben müsste, würde ich sagen: «gepflegte Partymusik». Ich mag Beats und eingängige Melodien, zu denen man gut tanzen kann. Wie jede:r andere Künstler:in bin ich aber auch stetig auf der Suche nach neuen Klangwelten.

Welche Vorurteile über Schlager-Musik nerven dich am meisten?

Ein grosses Vorurteil gegenüber dem Schlager ist, dass Schlagersänger:innen musikalisch keine Ahnung haben. Dem Schlager wird gerne nachgesagt, dass er musikalisch «zu einfach» ist – gerade weil beispielsweise eingängige Melodien verwendet werden. Ich halte mich aber nicht gross mit solchen Vorurteilen auf. Es ist eine der ersten Lektionen, die man als Künstler:in lernt: Man kann sowieso nicht allen Leuten gefallen. Darum mache ich das, was mir Spass macht, und zwar für diejenigen, die daran Freude haben.

Wie hast du deinen eigenen Stil gefunden und hat er sich im Laufe der Jahre verändert?

Ich probiere gerne verschiedene Sachen aus. In den vergangenen Jahren habe ich mehrmals meinen sicheren Hafen, also grosse und bekannte Plattenlabels verlassen, und zusammen mit meinem Team mein eigenes kleines Label gegründet. Das erlaubt es mir, schneller eigene Entscheidungen zu treffen und flexibler auf gewisse Entwicklungen zu reagieren. Ingesamt kann ich sicher sagen, dass ich am liebsten Live performe. Durch das Jahr hindurch trete ich gut und gerne 80-100 mal auf. Bei diesen Konzerten merke ich dann auch immer schnell, bei welchen Liedern das Publikum besonders gerne mitsingt, und worauf die Leute Lust haben. Das ist mit Blick auf meinen Stil sicher ein grosser Faktor.

Wie gehst du damit um, dass dein Publikum im Allgemeinen vermutlich älter ist als du selbst? Oder ist das ein Vorurteil? Wie nimmst du das wahr?

70 Prozent der Menschen, die meine Lieder hören, sind zwischen 20 bis 45 Jahre alt. Ansonsten ist das Publikum sehr durchmischt. Besonders schön war die Erfahrung, die ich während einer Signierstunde machen durfte, und bei der das Kind, die Mutter und die Grossmutter jeweils ein Autogramm für sich haben wollten. Für mich ist es das beste Beispiel dafür, wie Musik verbindet.

Hast du einen Lieblingssong aus deinem Repertoire?

Das ist so ein bisschen wie die beliebte Frage nach dem Lieblingskind. Den Ouzo-Song liebe ich schon sehr, auch weil die Eigendynamik, die der Song entwickelt hat, riesig war. Das ist schon sehr motivierend, weil man ja auch weiss, wie viel Herzblut und Arbeit darin steckt. Aber insgesamt würde ich sagen, dass jeder Song sein eigenes Kapitel hat, und dass ich je nach Stimmung, die ein Konzert hat, diesen oder jenen Song lieber performe.

Wirst du in Basel oft auf der Strasse erkannt?

Ja schon. Meistens sind die Leute aber eher zurückhaltend: Man wird von der Seite angelächelt oder beim Einkaufen gefragt: «Sie sinds, oder?». In Deutschland ist es meistens direkter und die Leute fragen schneller mal nach einem Selfie oder einem Autogramm. Ich finde beides schön und bin da auch recht unkompliziert.

Du bist viel unterwegs. Wo fühlst du dich am meisten zuhause?

Egal, wohin ich unterwegs bin, Basel wird immer meine Heimat sein.

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