Nordwestschweizer Fussballverband sucht 350 Schiedsrichter
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Nordwestschweizer Fussballverband sucht 350 Schiedsrichter

10.06.2023 07:27 - update 10.06.2023 17:27

Baseljetzt

Die Schiedsrichter sind im Schweizer Fussball derzeit ein heiss diskutiertes Thema. Stephan Fässler vom Nordwestschweizer Fussballverband sagt im Interview, was er von der Kritik an seinem Berufsstand hält.

Stephan Fässler ist beim Nordwestschweizer Fussballverband für die Rekrutierung der Schiedsrichter zuständig.

Baseljetzt: Herr Fässler, in den vergangenen Monaten haben wir immer wieder gesehen, wie FCB-Interimstrainer Heiko Vogel über die Schweizer Schiedsrichter hergezogen ist. Was ging Ihnen dabei durch den Kopf?

Stephan Fässler: Ich denke, wir nehmen die Worte auf und analysieren auch immer den Schiedsrichter, der den Match gepfiffen hat. Wir können die Reaktionen dann nicht immer ganz nachvollziehen. Aber ich denke, sie sind normal. Menschen haben Emotionen, und teils können sie sie besser unter Kontrolle halten, teils sind sie unter Druck. Es geht um viel. Andererseits: Man darf kritisieren, aber man sollte die Wortwahl schon einigermassen der Gegebenheit anpassen und entsprechend wählen.

Wäre es eine Lösung, dass man den Schiedsrichter gar nicht mehr kritisieren darf?

Wenn man ins Stadion geht in Basel oder auch sonst in der Region, ist jeder Zuschauer ein Trainer, jeder Zuschauer ist ein Schiedsrichter und jeder Zuschauer ist ein Stürmer. Sie machen alle das Goal, Sie pfeifen richtig und sie haben die richtigen Coaching-Massnahmen. Nein, Emotionen gehören dazu. Emotionen braucht der Sport, der Fussball braucht Emotionen. Und es darf auch kritisiert werden.

Gibt es in der Region in den unteren Ligen ebenfalls heftige Kritik an Schiedsrichtern oder sogar Zwischenfälle?

Wir haben keine Meldungen, dass es mal unter die Gürtellinie gegangen wäre. Unsere Schiedsrichter*innen sind so geschult, dass sie das absorbieren können, Kritik aufnehmen sollen, sich distanzieren sollen, wenn es eine Rudelbildung gibt. Sie sollen in der Mitte warten. Handshake. Und dann braucht es ein bis zwei Minuten. Dann gehen schon sehr viele Emotionen runter.

Wird der Schweizer Schiedsrichter in den letzten Jahren grundsätzlich eher mehr respektiert oder im Gegenteil, wird er mehr angegriffen?

Ich glaube, es kommt immer darauf an, wie der Match verläuft und welchen Teil der Saison wir bestreiten. Wenn es gegen Ende Saison geht, ist es einfach heftiger, denn es geht um einen ersten Platz, es geht um Qualifikationen, es geht um einen Abstieg. Dort ist einfach mehr Druck drin. Und ich denke, wir haben einen sehr guten Dialog mit den Vereinen in der Region. Wir als Verband arbeiten sehr stark mit den Vereinen. Und ich denke, wir haben es recht gut mit ihnen.

Was für ein Typ Mensch sollte ein Schiedsrichter sein?

Man muss die Menschen mögen. Und man muss sich selbst reflektieren können und sagen können: «Hey, ich hatte heute keinen guten Tag. Ich habe das Gefühl, der erste Pfiff war schon falsch.»

Sie haben unglaublich viele Spiele allein hier in der Nordwestschweiz. Sie haben 277 Schiedsrichter*innen und 250 Spiele. Es ist sehr knapp bemessen.

Ja, wir brauchen mehr Schiedsrichter. Und wir sind in einem Rekrutierungsprojekt, das wir als Pilot des Schweizerischen Fussballverbandes umsetzen. Und wir haben einen neuen Schweizer Richterverband. Wir konnten in den letzten zwei Jahren immerhin wirklich gute, qualifizierte Leute als Richter gewinnen. Und wir haben ja den Frauensport mit Richterinnen. Also wir sind dran. Das Projekt bringt uns sehr viele Freiheiten und diese Freiheiten nutzen wir, um vorwärts zu kommen. Immer weiter, immer schneller, immer besser. Ich denke, es ist unser Anspruch, dass wir in den nächsten 12 bis 24 Monaten zwischen 300 und 350 Schiedsrichter bekommen und die, die jetzt aktiv sind, halten können.

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