
Pro-Palästina-Protest erreicht Universität Bern
Baseljetzt
Der studentische Pro-Palästina-Protest hat die Universität Bern erreicht. Am Sonntagabend besetzten rund 60 Personen Räumlichkeiten der Hochschule an der Unitobler im Länggassquartier.
Bei den Besetzern handelt es sich laut einem Sprecher mehrheitlich um Studierende der Uni Bern. Zur Teilnahme am Protest eingeladen seien aber auch alle anderen Menschen.
Die Besetzer werfen der Leitung der Hochschule vor, im Nahost-Konflikt eine klare politische Position bezogen zu haben. Pro-palästinensische Mitarbeitende würden zensuriert. Zugleich pflege man akademische Beziehungen mit israelischen Institutionen. Diese Beziehungen müssten gekappt werden, denn israelische Unis seien am Besatzungsregime und an der Apartheid beteiligt.
«Wir fordern die Universität Bern auf, die friedliche Besetzung zu respektieren und mit uns in Dialog zu treten», hiess es in einer Mitteilung.
Uni weisst Vorwürfe zurück
Die Universität wies die Vorwürfe zurück. Hochschulen seien keine politische Akteure, erklärte ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Mit israelischen Universitäten bestehe keine grössere Forschungszusammenarbeit.
Eine Kooperation zwischen Forschenden aus Bern und Israel gebe es bei internationalen Grossprojekten. Das sei in der Wissenschaft üblich. Für die Uni Bern sei die Aufrechterhaltung des akademischen Diskurses von entscheidender Bedeutung.
«Zensur» angeprangert
Pro-Palästina-Proteste hatte es vergangene Woche auch in Genf, Lausanne und Zürich gegeben. In Bern hatte die Uni Anfang Jahr entschieden, das Nahost-Institut in der jetzigen Form aufzulösen. Sie reagierte damit auf die Resultate einer Administrativuntersuchung, nachdem sich ein Dozent des Instituts positiv zum Hamas-Angriff auf Israel geäussert hatte.
Die Besetzer sprachen am Sonntag von «Zensur, welche die akademische Freiheit von kritischen Mitarbeitenden in Solidarität mit Palästina angreift». Durch dieses repressive Klima erfülle die Uni Bern nicht die Rolle des «progressiven» Raums, den sie sein wolle.
Betrieb soll weitergehen
Mit der Universitätsleitung nahmen die Besetzer:innen nach eigenen Angaben unmittelbar nach Beginn der Aktion Kontakt auf. Gegenüber Medienschaffenden beteuerten sie, den Betrieb ab Montag nicht stören zu wollen.
«Wir nehmen uns bloss Raum, um auf unsere Anliegen aufmerksam machen zu können», sagte eine Aktivistin. «Wir werden so lange bleiben, wie es nötig ist.» Der Protest solle in jedem Fall friedlich bleiben.
Hausverbot in Genf
Als Reaktion auf die pro-palästinensischen Proteste und die Besetzung von Räumen verhängte die Universität Genf am Samstagabend ein Hausverbot für Aussenstehende. Die Massnahme erfolge aus Sicherheitsgründen und weil die Protestierenden ihre Besetzung ausserhalb der normalen Öffnungszeiten beibehalten wollten, begründete die Universitätsleitung den Schritt.
Der Zutritt sei ab sofort auf Mitglieder der Universitätsgemeinschaft, Studentinnen und Studenten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschränkt, welche ihre Karte vorweisen. (sda/jes)
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mil1977
Was würden wohl Muslime sagen, wenn Christen, Buddhisten und Juden für Israel in ihren Ländern protestieren würden?
Die wären bestimmt entsetzt, aber keine fünf Sekunden lang.