Publikation zeigt, wie es Betroffenen von Menschenhandel in der Schweiz ergeht
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Asylsystem
Schweiz

Publikation zeigt, wie es Betroffenen von Menschenhandel in der Schweiz ergeht

20.06.2024 10:41 - update 20.06.2024 10:42
Larissa Bucher

Larissa Bucher

Eine neue FIZ-Publikation zeigt auf, mit welchen Hürden und Problemen Betroffene von Menschenhandel in der Schweiz zu kämpfen haben. Das Projekt will den betroffenen Personen damit eine Stimme geben.

Die Publikation erscheint im Rahmen des seit 2019 laufenden Projektes „umfassender Schutz und Unterstützung für Opfer von Menschenhandel im Asylbereich». Ziel davon ist es, verschiedene strukturelle Hürden und rechtliche Lücken für Betroffene von Menschenhandel im Asylbereich sichtbar zu machen und den betroffenen Personen damit eine Stimme zu geben, heisst es in einer Mitteilung.

Dominique ist eine von vielen

Im Rahmen des Projekts macht die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) auf verschiedene Personen und deren Geschichten aufmerksam. Einer davon ist Dominique. „Ich musste Drogen schmuggeln oder mein Leben lassen. Ich musste in andere Länder flüchten, musste mich verstecken, wurde entführt. Ich wurde gezwungen, gegen meinen Willen sexuelle Dienstleistungen zu erbringen. Ich wollte nicht mehr leben“, wird er in dem Bericht der FIZ zitiert.

Dominique habe einen Asylantrag in der Schweiz gestellt und erhielt zuerst einen Nichteintretens-Entscheid. Das, obwohl er stark traumatisiert gewesen sei, als Opfer von Menschenhandel identifiziert wurde und (auch) im zuständigen Dublin-Staat ausgebeutet worden sei, schreibt die FIZ. Die Geschichte von Dominique sei aber leider kein Einzelfall. Genau auf diese Tatsache will das Projekt aufmerksam machen.

«Ohne Schutz und Perspektive»

Eine Ausbeutung von Betroffenen habe demnach in 45 verschiedenen Ländern stattgefunden. Vor allem in Italien, Libyen, Griechenland, Frankreich und der Türkei. Gleichzeitig seien viele Betroffene, die im Projektrahmen beraten und betreut wurden, in einen (Dublin)-Staat zurückgeführt worden: hauptsächlich nach Italien, Griechenland und Spanien. «Opfer von Menschenhandel werden also oftmals in genau die Länder zurückgeführt, in denen sie ausgebeutet worden sind – ohne Schutz oder Perspektive», schreibt die FIZ.

Die nötige Opferhilfe

Dank dem Projekt der FIZ hat Dominique psychologische Unterstützung erhalten. Er konnte ein Netzwerk aufbauen und Hilfe beim Beschwerdeverfahren gegen den Nichteintretens-Entscheid in Anspruch nehmen. So habe er es schlussendlich geschafft, eine Aufenthaltsbewilligung zu erhalten. Dieses Glück haben jedoch nicht alle. Denn ohne spendenbasierte Projekte wie das der FIZ hätten viele Betroffene keinen Zugang zu Opferhilfe. «Das Opferhilfegesetz gilt nur für Personen, die in der Schweiz ausgebeutet worden sind», schreibt die FIZ.

Diese Lücke wolle man nun mit der parlamentarischen Initiative „Lücke im OHG schliessen. Opfer mit Tatort Ausland unterstützen (22.456)“ schliessen. Diese wurde in der Sommersession vom Nationalrat gutgeheissen und geht nun zurück in die Rechtskommission des Ständerats.

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