
Queens of the Stone Age: Aus den Pariser Katakomben auf die Basler Bühne
Jennifer Weber
Queens of the Stone Age können mehr als lauten Rock. Das hat die Band am Dienstagabend an der Baloise Session bewiesen und damit das Publikum in ihren Bann gezogen.
Es ist still. Dann verdunkelt sich die Halle. Ein leises Zirpen, ein fernes Brummen – eine Klangkulisse, wie aus einer anderen Welt. Aus dem Schatten tritt der Frontmann Josh Homme. Nicht auf die Bühne, sondern mitten in den Saal, zwischen den besetzen Clubtischen. Mit einer Laterne in der Hand als einzige Lichtquelle im ganzen Saal. Er holt Luft und beginnt zu singen.
Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, kündigte es kurz zuvor an: «Es wird ruhig, es wird still». Und sie hat recht behalten. Schon beim ersten Lied «Running Joke / Paper Machete (Alive in the Catacombs)» ist die Stimmung aufgeladen. Die Desert-Rock-Legenden präsentieren sich nicht laut und ungestüm, sondern minimalistisch. Ein kleines Orchester begleitet sie. Streicher und Hörner umspielen Hommes Stimme. Die Halle hält den Atem an.
Aus den Pariser Katakomben
Die Band tourt derzeit mit «The Catacombs Tour» – inspiriert von ihrem gleichnamigen Film, der in den Pariser Katakomben gedreht wurde. Nur sieben Konzerte spielen Queens of the Stone Age in diesem Setting in Europa. Basel ist eines davon – zum 40-Jahre-Jubiläum der Baloise Session.
Im ersten Teil ihres Sets interpretieren sie alle fünf Songs der neusten EP «Alive in the Catacombs» in stiller, intensiver Atmosphäre. Nach dem vierten Lied springt das Publikum von den Clubtischen auf. Die Band hat die Halle im Sack.
Zuvor eröffnete die Basler Band Moonpools den Abend mit ihrem sphärischen Indie-Rock. Die Lokalheld:innen waren von Queens of the Stone Age persönlich aus Vorschlägen der Baloise Session ausgewählt worden, wie Stirnimann zu Beginn erzählte.
Mit dem Hackbeil in der Hand
Im zweiten Teil des Sets steht die Band auf der klassischen Baloise-Session-Bühne. Sie ist in rotes Licht getaucht. Die Laterne tauscht Homme gegen ein Hackbeil. Elegant schwingt er es im Takt der Musik. Homme, im dunklen Anzug und weit aufgeknöpftem Leopardenhemd, sagt: «Thank you, Basel. It’s so wonderful to see you. How are you?» Er scherzt: «How are you from the insurance group?», in Anspielung auf die Hauptsponsorin, die Baloise Gruppe. «Don’t worry – no one’s gonna get hurt.» Das Publikum lacht.

Die Band entfesselt eine kraftvolle, orchestrierte Version ihres typischen Sounds. Nicht mehr ganz so reduziert wie noch im ersten Teil. Homme tanzt, raucht, durchquert die Menge. Immer mehr Menschen strömen an die Bühne.
Auf dieser Tour spielt Queens of the Stone Age auch zum ersten Mal «Spinning in Daffodils», ein Song von Them Crooked Vultures, der 2009 gegründeten Supergroup, zu der Homme als Sänger und Gitarrist, Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters) am Schlagzeug und John Paul Jones (Led Zeppelin) am Bass und Keyboard gehörten.
Rotwein und Rosen
Im dritten Teil setzt sich Josh Homme für das Lied «The Vampyre of Time and Memory» ans Piano. Kerzen brennen, daneben ein Strauss roter Rosen, ein Glas Rotwein. Nach dem Stück gönnt er sich einen Schluck.
Immer wieder übernimmt auch Michael Shuman, Bassist der Band, Gesangsparts. So auch im Song «Auto Pilot», bei dem er als Leadsänger fungiert. Homme begleitet ihn. Die beiden Stimmen verschmelzen zu einem harmonischen Duett.
Bei «Easy Street», einem neuen, noch unveröffentlichten Song, klatscht das Publikum im Takt. «So beautiful», sagt Homme nach dem letzten Ton. «Fortress» klingt in der orchestrierten Version wie ein opulenter Bond-Soundtrack.
Ein kleines Mädchen im Publikum erschrickt kurz vor Homme, der sich mehrfach entschuldigt. «I’m sorry I scared you. But that happens a lot to me», sagt der 52-Jährige. Wenig später bekommt er von der elfjährigen Emilia eine Zeichnung geschenkt. «Keep up the good work, Emilia», sagt er ins Mikrofon.
Ein leiser Abschied
Nach knapp zwei Stunden endet das Konzert mit einer Standing Ovation. Der Applaus verhallt nicht. Nach etwa zwei Minuten kehrt Homme mit Zigarette zurück auf die Bühne. Gemeinsam mit Michael Shuman singt er passenderweise «Long Slow Goodbye» in einer A-cappella-Version. Das Publikum klatscht, jubelt ein letztes Mal. Homme und Shuman verlassen die Bühne – während «Memories» von Elvis Presley erklingt.
Statt Rock-Exzess zeigte Josh Homme eine andere Seite: konzentriert, präsent, elegant und charmant. Ein Abend, der zeigte: Queens of the Stone Age sind mehr als eine laute Rockband – sie sind auf dieser Tour ein Erlebnis.
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