Sponsoring:
Baumann CIEEuro Airport
Schrummeli: Selbstgebasteltes, Schräges und Schnitzelbängg gegen Faschos
©Bild: zVg
Vorfasnacht
Fasnacht

Schrummeli: Selbstgebasteltes, Schräges und Schnitzelbängg gegen Faschos

05.02.2024 12:03 - update 05.02.2024 16:48
Michel Schultheiss

Michel Schultheiss

Unter dem Titel «der offizielle subversive Fasnachtsauftakt» geht eine Woche vor dem Morgestraich das Schrummeli über die Bühne. Frau Fasnacht ist hier ganz Do-it-yourself und ein bisschen alternative Szene.

Es begann mit einer «Schnapsidee» an der Fasnacht. Aleks, die seit mehreren Jahren als Schnitzelbangg unterwegs ist, erinnert sich: In einem Gespräch mitten im närrischen Treiben kam die Frage auf, warum es denn keine Freestyle-Bängg gibt. «Machen wir doch selbst welche», so ihre Antwort. «Und nennen wir den Anlass dazu nicht etwa Drummeli, sondern Schrummeli», so die Bängglerin Aleks.

Die Freestyle-Verse gibt es zwar noch nicht. Wohl aber die Vorfasnachtsveranstaltung dazu und dies schon seit fünf Jahren. Sie startete buchstäblich im Untergrund, in einem Keller einer privaten Liegenschaft. Während der Pandemie tauchte das Schrummeli als Film auf. Dann wagte sich das Schrummeli an die Erdoberfläche – zunächst ins Quarterdeck am Klybeckquai und seit dem letzten Jahr ins Sudhaus.

Seit Jahren macht sich das Schrummeli für eine «antifaschistische Fasnacht» stark. Entsprechende Kleber mit einem rotschwarzen Räppli gingen jeweils weg wie heisse Weggli. Hintergrund dieses Stickers waren mehrere Rassismus-Vorfälle im Dunstkreis der Fasnacht. So sorgten im Jahr 2020 Hitlergrüsse und Neonazi-Symbole bei einer Gugge für Schlagzeilen.

Zeichen gegen rechtsextreme Vereinnahmungen

Schon in den Jahren zuvor versuchten Rechtsextreme als Trittbrettfahrer auf den Fasnachtszug aufzuspringen. Einmal schlich sich eine solche Gruppe in den Cortège, einmal machte ein falscher Zeedel die Runde. Auch bei der Kontroverse um gewisse Gugge-Embleme wollten rechte Kreise mitmischen, etwa an einem Marsch durch die Stadt. Zudem sorgte vor fünf Jahren ein Sujet mit ausländerfeindlichen Motiven für Aufsehen – was allerdings auch innerhalb der betreffenden Clique für ordentlich Kritik sorgte.

Schrummeli: Selbstgebasteltes, Schräges und Schnitzelbängg gegen Faschos
Bild: zVg

Das Schrummeli ist nicht etwa als Reaktion auf all diese Vorfälle entstanden, wie die Initiantin Aleks betont. Es sei aber wichtig, solche Dinge nicht unkommentiert stehen zu lassen. Keineswegs dürften die «drey scheenschte Dääg» Rechtsaussen überlassen werden. Tauchen rassistische Sprüche auf, sei es daher keine Lösung, deswegen einen Bogen um die Fasnacht zu machen.

Explizit keine Anti-Fasnacht

«Das Schrummeli ist somit explizit keine Anti-Fasnacht», sagt Aleks. Es gehe auch nicht darum, die Basler Tradition ins Lächerliche zu ziehen. Ganz im Gegenteil. «Fasnacht ist Vielfalt, Fasnacht ist bunt – und wir stehen für das», sagt Aleks. Somit wird gerade die «wilde Fasnacht», die schon immer im Brauch steckte, gewürdigt.

Rassismus, Sexismus und diskriminierendes Verhalten entsprechen nicht dem Geist der Basler Fasnacht – zu diesem Schluss kommt auch das Comité, das dieses Jahr entsprechende Verhaltensregeln auf seiner Webseite veröffentlichte. Beim Schrummeli würde man mit dieser Empfehlung wohl offene Türen einrennen. Viele aus der «Szene» kämen wohl gar nicht auf solche Ideen, sagt Aleks. Sie selbst halte nicht viel von Zensur und vertraue lieber den Leuten, die dort auftreten.

Auch wenn der eine oder andere Schnitzelbangg-Vers gegen Rechts zu hören ist, möchte die Initiantin das Schrummeli nicht als politische Kampfveranstaltung verstanden wissen. «Antifaschistische Fasnacht» sei eher eine Frage der Haltung als des Programms. Zudem sei eine «Demo im Goschdym» noch keine Fasnacht. Unterhaltung müsse eben schon dabei sein.

Handgestrickt statt hochglanzpoliert

Gewiss lässt sich das Schrummeli nicht vergleichen mit Charivari & Co. Es sind dort (wie halt auch an der Fasnacht) Bängg von ganz unterschiedlicher Qualität zu hören und manches mag auch gewöhnungsbedürftig sein. Dass alles selbstgemacht und nicht hochglanzpoliert ist, macht aber gerade das Besondere aus.

Schrummeli: Selbstgebasteltes, Schräges und Schnitzelbängg gegen Faschos
Bild: zVg

Wie Aleks sagt, sei hier eben nicht alles durchorchestriert und auch nur wenig Geld im Spiel. Am ehesten sei es noch mit dem Anlass «Bööteeterli» der Muttenzerkurve vergleichbar. So wurde das Schrummeli auch schon als «Punk-Fasnacht» (Radio X) oder «Schyssdräggziigli unter den Vorfasnachtsveranstaltungen» bezeichnet.

Kurioses hat’s schon dabei gehabt, etwa die «Schoofseggel» mit einer Drehorgel oder eine stumme Nummer. Mit der Kunstfigur der esoterisch-alternativen Regula aus dem Neubad gab’s früher eine Prise Selbstironie. Auch bekannte Bängg wie Spyyrhind und Dintelimpli waren schon zu Besuch. Nicht immer sind alle Gäste erkennbar. Speziell beim Schrummeli ist nämlich, dass bisweilen  gestandene Bängg aufkreuzen, jedoch unter einem anderen Namen und mit anderen Larven. Der fasnächtliche Grundsatz «Gäll, de kennsch mi nit» wird hier also gleich verdoppelt.

Das Schrummeli 2024 findet am Samstag, 10. Februar im Sudhaus statt. Türöffnung um 19.30 Uhr. Eintrittskollekte mit Preisempfehlung um die 15 oder 20 Franken.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.