Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat im Baselbiet Folgen. In der vergangenen Woche sind an einem Tag so viele Menschen aus der Kirchgemeinde Liestal ausgetreten wie sonst in einem Monat.

Rund 900 Menschen in der Schweiz sind zwischen 1950 und 2022 Opfer von sexuellem Missbrauch durch die katholische Kirche geworden, die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Dies verdeutlicht eine Studie der Universität Zürich. Sie zeigt schockierende und systematische Probleme in der Kirche auf. Die Erkenntnisse haben auch Konsequenzen für die Region Basel, wie das «Regionaljournal Basel Baselland» am Montagmorgen berichtete.

Neun Austritte an einem Tag

Peter Messingschlager, Vorsteher der Kirchgemeinde Liestal, berichtet von neun Austritten an einem einzigen Tag. «Das ist ein absoluter Rekord.» So viele seien es sonst in einem Monat. Bei knapp 6’000 Kirchgemeindemitgliedern sind das beachtliche Zahlen. «Das wird sicher die nächsten Wochen so weitergehen und sich auf hohem Niveau einpendeln», sagt er gegenüber dem Regionaljournal. Auch andere Kirchgemeinden in der Region seien vom Mitgliederschwund betroffen, sagt Dominik Prétôt, Mediensprecher der römisch-katholischen Landeskirche Baselland.

In der ersten Woche nach der Veröffentlichung der Studie habe es kaum Reaktionen gegeben, danach seien immer mehr Austrittsschreiben in den Briefkästen der Kirchgemeinden gelandet. Da die Kirchgemeinden im Kanton Baselland aber unabhängig voneinander sind, gibt es keine offiziellen Zahlen über die Zahl der Kirchenaustritte im Baselbiet.

Anders in Basel-Stadt. Hier sind in den letzten Wochen 74 Personen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Auch diese Zahl liege deutlich über dem Durchschnitt, sagt Matthias Schmitz von der Römisch-katholischen Kirche Basel-Stadt. «Normalerweise sind es 50 Austritte pro Monat.»