
Symposium in Allschwil möchte «Gender Health Gap» verkleinern
Janine Borghesi
Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut lud am Mittwoch zum Symposium «Women and Gender in Global Health» ein. Rund 160 Expert:innen diskutierten Lösungen zur Verbesserung der Gesundheit von Frauen und Mädchen weltweit.
Das Symposium hatte das Ziel, weibliche Perspektiven stärker in die globale Gesundheitsforschung, -politik und -praxis zu integrieren, wie das Tropeninstitut in einer Medienmitteilung schreibt.
Denn: Frauen sind weltweit mit ungleichen Gesundheitschancen konfrontiert. Soziokulturelle Barrieren wie ungleiche Machtverhältnisse und geschlechtsspezifische Gewalt verhindern oft den Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Zudem besteht in der Medizin eine grosse Forschungslücke: Viele Studien berücksichtigen den weiblichen Körper unzureichend. Als Folge sind medizinische Behandlungen für Frauen oft weniger wirksam als für Männer.
Stigmata abbauen: Vor allem bei der Menstruation muss aufgeholt werden
Pernille Fenger, Direktorin des Genfer Büros des United Nations Population Fund, eröffnete das Symposium in Allschwil mit einem klaren Appell: «Frauen und Mädchen verdienen eine Zukunft, in der ihre Stimmen gehört und ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung uneingeschränkt respektiert wird. Gemeinsam können wir Hindernisse überwinden, die Gleichstellung der Geschlechter voranbringen und eine Welt schaffen, in der niemand zurückgelassen wird», so die Direktorin laut Communiqué.
Ein grosses Problem in der Medizin: Lebensphasen wie Menstruation und Wechseljahre sind bei Frauen oft mit Stigmatisierung verbunden, was negative körperliche, soziale und psychische Folgen haben kann. Die Forschung zu diesen Themen sowie zu entsprechenden Gesundheitsprodukten ist bislang unzureichend. «Es ist entscheidend, das Bewusstsein zu stärken und die Unterstützung durch Gesundheitspersonal, Arbeitgeber und Männer zu fördern, um die Gesundheit von Frauen in diesen Lebensphasen zu verbessern», betonte Janet Michel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Swiss TPH.
Sterben an Gebärmutterhalskrebs – trotz Behandlungsmöglichkeiten
In Afrika ist der Gender Health Gap besonders stark ausgeprägt. Gemäss Medienmitteilung ist Gebärmutterhalskrebs die häufigste Ursache für Krebstodesfälle bei Frauen in Afrika südlich der Sahara – und das, obwohl die Krankheit durch Impfungen, Vorsorge und rechtzeitige Behandlungen vollständig vermeidbar wäre. «Jeder Todesfall durch Gebärmutterhalskrebs zeigt, dass unsere Gesundheitssysteme die Frauen nicht ausreichend schützen, obwohl wir die Lösungen kennen», erklärte Mazvita Muchengeti vom Nationalen Krebsregister Südafrikas an dem Symposium. Sie betonte die Dringlichkeit umfassender Präventions- und Versorgungsstrategien, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmt sind.
Ausserdem haben Gesundheitssysteme einen grossen Einfluss darauf, ob Geschlechterungleichheiten bestehen bleiben oder abgebaut werden. Beim Symposium diskutierten die Teilnehmenden, wie diese Systeme oft gesellschaftliche Normen unterstützen, die geschlechtsspezifische Gewalt begünstigen. Um Gesundheitssysteme zu Orten der Sicherheit und Gleichberechtigung zu machen, brauche es einen ganzheitlichen Ansatz. Dieser müsse sicherstellen, dass Opfer von Gewalt die notwendige Unterstützung erhalten und das Gesundheitspersonal in einem fairen, geschützten Arbeitsumfeld tätig ist.
Am Nachmittag arbeiteten die Expert:innen an Lösungen, um den Gender Health Gap zu bekämpfen. Wie diese genau aussehen, wurde noch nicht bekanntgegeben.
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