Sexuelle Belästigung
Baselland

Vertrauenspersonen in der Verwaltung für Fälle von sexueller Belästigung

11.08.2024 09:02
Michael Kempf

Michael Kempf

Bei sexueller Belästigung in der Verwaltung können sich Betroffene an Vertrauenspersonen wenden. Die Leiterin der Fachstelle Gleichstellung für Frauen und Männer erklärt, weshalb es wichtig ist, dass es diese Personen gibt.

Im Juni 2024 wurde Daniel Rüdin vom Baselbieter Regierungsrat zur Vertrauensperson ernannt. Er gehört damit zu den sechs Vertrauenspersonen, an die sich die Kantonsangestellten der Baselbieter Verwaltung wenden können.

Seit mehr als 20 Jahren gibt es solche Vertrauenspersonen in der Verwaltung. Doch was ist ihre Aufgabe und wie werden sie ausgebildet? Iris Graf, Leiterin der Fachstelle Gleichstellung für Frauen und Männer Baselland, kennt die Antwort. Denn es ist ihre Fachstelle, die die Vertrauenspersonen schult. «Vertrauenspersonen beraten Personen im Zusammenhang mit sexueller Belästigung», erklärt Graf im Gespräch mit Baseljetzt.

So können sich Mitarbeitende des Kantons an die Vertrauenspersonen wenden, wenn sie von sexueller Belästigung betroffen sind oder solche Fälle mitbekommen. «Aber auch Vorgesetzte können sich an die Vertrauenspersonen wenden, wenn sie solche Belästigungen in ihrem Team mitbekommen und Beratung brauchen, wie sie am besten damit umgehen sollen», sagt Graf.

Vertrauliche Beratung

Im Gegensatz zu Vorgesetzten sind Vertrauenspersonen nicht verpflichtet, bei einem Fall von sexueller Belästigung zu handeln. «Es ist wichtig zu wissen, dass Vorgesetzte keine Vertrauenspersonen sind. Wenn ihnen ein Fall von sexueller Belästigung gemeldet wird, sind sie gesetzlich verpflichtet, Massnahmen zu ergreifen», sagt Iris Graf.

Da dies aber bei Vertrauenspersonen nicht der Fall ist, sei laut Iris Graf die Hemmschwelle in der Verwaltung viel geringer, sich bei einem Vorfall auch an eine Vertrauensperson zu wenden bzw. mit dieser ein Gespräch zu führen. «Sie bieten eine vertrauliche Beratung an und können den Betroffenen mögliche weitere Schritte aufzeigen. Auf Wunsch der betroffenen Person können sie sich aber auch direkt an HR oder Vorgesetzte wenden», sagt Graf.

Die Rückmeldungen innerhalb der Kantonsangestellten auf das Angebot der Vertrauenspersonen erlebt Iris Graf als durchwegs positiv. «Viele finden es wichtig, dass es solche Personen in der Verwaltung gibt. Deshalb denke ich, dass es ein wichtiges und akzeptiertes Instrument ist».

Anlaufstelle auch für Externe

Falls externe Personen von Mitarbeitenden der Kantonsverwaltung belästigt würden, können sie sich ebenfalls an die Vertrauenspersonen wenden. Iris Graf ist allerdings kein Fall bekannt. Externe können sich in einem solchen Fall an die Vertrauenspersonen oder direkt an die Fachstelle Gleichstellung für Männer und Frauen Baselland wenden. «Wir handeln da genau gleich wie die Vertrauenspersonen.»

Verschiedene Präventions-Tools

Die Vertrauenspersonen sind aber nur ein Angebot der kantonalen Verwaltung zur Prävention von sexualisierter Gewalt. Denn wie alle Arbeitgebenden, ist der Kanton gesetzlich verpflichtet, Präventionsmassnahmen zu ergreifen. Neben Informationen und einem Präventions-Kit sensibilisiert die Fachstelle auch regelmässig Vorgesetzte und Mitarbeitende.

Workshops für Unternehmen

Neben dem Engagement innerhalb der kantonalen Verwaltung und der Beratung von Personen und Betrieben im Baselbiet bietet die Fachstelle auch Präventionsworkshops für Baselbieter Unternehmen zum Thema «Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz» an. Zurzeit sind diese Workshops für die Unternehmen noch kostenlos. «Es ist zentral, dass Unternehmen Prävention betreiben und bereits im Vorfeld wissen, wie sie mit einem Fall von sexueller Belästigung in ihrem Betrieb umgehen können», sagt Graf.

Für Iris Graf ist die Sensibilisierung und Prävention etwas, das nie aufhören wird. «Es ist immer wichtig, die Leute zu sensibilisieren und zu informieren. Ich frage zum Beispiel immer wieder Leute, ob sie das Angebot der Vertrauenspersonen kennen. Ich treffe immer wieder auf Leute, die nicht wissen, dass es die Vertrauenspersonen gibt.» Deshalb sensibilisiert und informiert die Fachstelle immer wieder über die Angebote des Kantons und das Thema sexuelle Belästigung. Denn Iris Graf ist sich sicher: Ein Tabuthema wird enttabuisiert, je mehr darüber gesprochen wird.

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Kommentare

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12.08.2024 03:01

pserratore

👍👍👍

1 0
11.08.2024 10:13

Sonnenliebe

Sehr guter Ansatz

3 0

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