
Vor dem Luzern-Spiel: So reagiert Timo Schultz auf die Trainerfrage
Florian Vögeli
Nach mageren vier Punkten aus sechs Ligaspielen stellen einige Medien bereits die Trainerfrage. FCB-Coach Timo Schultz erklärt, wie er darauf reagiert und wie er mit den Spielern nach dem Yverdon-Spiel umgeht.
«Ja, den gibt es!» So lautet die Antwort des FCB-Trainers auf die Frage, ob es auch den bösen Timo Schultz gibt. Gründe, diesen herauszulassen, hätte er nach der Yverdon-Pleite genügend gehabt.
Seine Herangehensweise der Verarbeitung sei aber eher analytisch erfolgt. «Die Jungs mit dem Medizinball die Stufen hochzujagen, wäre kontraproduktiv. Wir müssen eine gemeinsame Richtung finden», sagt der Cheftrainer an der Medienkonferenz vor dem Heimspiel gegen den FC Luzern. «Letztendlich sitzen wir alle im selben Boot. Ich nehme mich da überhaupt nicht raus, sondern bin genauso in der Pflicht wie die Spieler. Kein Mensch macht alles richtig. Auch ich und die Spieler nicht.»
«Als Trainer muss ich eine klare Richtung vorgeben»
Ihm gehe es nicht darum, dass keine Fehler passieren. Im Gegenteil: «Ich habe überhaupt kein Problem, wenn Spieler Fehler machen. Sie sollen riskieren und mutig sein. Fast am meisten hat mich geärgert, dass uns gerade das gegen Yverdon abhanden gekommen ist.»
In seiner täglichen Arbeit mit den Spielern brauche es eine gesunde Mischung zwischen motivierenden Reden und klaren Ansprachen, so Schultz weiter. Schlussendlich komme es aber auf die Situation an. «Auf einen jungen und verunsicherten Spieler draufzuhauen, macht keinen Sinn. Da geht es dann eher darum, ihn aufzubauen. Aber die Mannschaft braucht auch mal eine klare Ansage. Als Trainer muss ich eine klare Richtung vorgeben.»
«In der Krise liegt auch eine Chance»
In dieser schwierigen Situation brauche es eine Mischung aus beidem. Wie bisher kann es nicht weitergehen, sagt der Cheftrainer deutlich: «Wir haben erst vier Punkte und stehen nun in der Pflicht. Wir als Mannschaft sind uns selbst einiges schuldig. Aber auch den Fans und dem Verein gegenüber.» Vor dem Luzern-Spiel sei es auch wichtig, dass eine gewisse Positivität in die Mannschaft einkehrt. «In jeder Krise liegt auch eine Chance. Mittlerweile haben wir einen Kader, der einige Optionen bietet.», so der Cheftrainer.
Der schlechte Saisonstart setzt die Spieler, aber auch den Trainer unter Druck. Gewisse Medien stellen bereits die Trainerfrage. Schultz kann das durchaus nachvollziehen: «Unter dem Strich steht doch, dass wir vier Punkte haben, oder? Das kann ich nicht wegdiskutieren. In meinen Augen ist das viel zu wenig!» Natürlich könne man auch über alle Ursachen sprechen, so der Deutsche weiter. Aber: «Egal wie der Kader am Anfang oder jetzt aussieht. Unser Anspruch ist deutlich höher gesetzt als vier Punkte.»
Die Trainerfrage wird bereits gestellt
Entsprechend müsse er auch damit leben, dass die Trainerfrage gestellt wird. «So ist das Geschäft! Für die sportliche Leistung und die bisherige Ausbeute bin ich natürlich verantwortlich. Und das ist bisher viel zu wenig. Dementsprechend ist Druck auf dem Kessel, da müssen wir nicht drum herumreden. Letztendlich mag ich aber solche Situationen. Als Trainer und als Spieler hatte ich die schon häufiger.»
Letztmals als Trainer bei St. Pauli. Die aktuelle Situation sei vergleichbar. Damals gab es auch beim Hamburger Club einen grossen Umbruch. Nach einer sportlich schwierigen Hinrunde konnte in der Rückrunde dann den Turnaround geschafft werden. Auch, weil der gesamte Verein stets die Ruhe bewahrt hat. Dasselbe erhofft sich wohl Schultz nun auch von der FCB-Führung.
Mit seinen Vorgesetzten gebe es in Anbetracht der Situation natürlich keine Umarmungen, so Schultz: «Natürlich setzen wir uns kritisch mit uns selbst auseinander. Alles andere wäre auch fatal. Wir müssen schauen, an welchen Stellschrauben wir noch drehen können. Da kann ich doch froh sein, dass ich jemand wie Heiko Vogel an meiner Seite habe. Er kennt das Geschäft in all seinen Facetten und kann mir sicherlich der eine oder andere Tipp geben.» Gemeinsam arbeite man an einer Lösung. «Als Trainer weiss ich selbst, dass wir schnellstmöglich Punkte brauchen. Ich bin kein Träumer.»
Offene Rechnungen mit Luzern
Jetzt gehe es darum, gute Leistungen abzurufen und Ergebnisse zu liefern. «Wir haben zwei Heimspiele vor der Brust und wissen, dass wir in der Bringschuld sind», blickt Schultz in die unmittelbare Zukunft. Besonders im Spiel heute gegen den FC Luzern dürfte es aber eine schwierige Aufgabe werden. «Es ist eine sehr stabile Mannschaft, die auch schon im Kern eine Klasse hat und individuell stark aufgestellt ist. Sie war in den letzten Spielen sehr erfolgreich und steht nicht zu unrecht da, wo sie jetzt steht. Und zwar da, wo wir eigentlich gerne stehen würden. Aber wir spielen zuhause vor unseren eigenen Fans und legen uns einen Plan zurecht, dass wir sie schlagen können. Diesen Anspruch haben wir».
Motivationsprobleme für dieses Spiel dürfte der FCB nicht haben. Auf der einen Seite steht der Fall Ardon Jashari. Im Sommer wollte er zum FCB wechseln. Die FCL-Verantwortlichen liessen ihn aber nicht zum Ligakonkurrenten ziehen. Auf der anderen Seite haben die Basler die beiden letzten Heimspiele gegen die Innerschweizer verloren. Der FCB hat also noch offene Rechnungen mit dem FC Luzern. Letztendlich muss auch eine Reaktion auf die Niederlage gegen Yverdon folgen.
Anpfiff für das Heimspiel gegen den FC Luzern erfolgt um 20:30 Uhr. Das Spiel gibt es im Liveticker auf baseljetzt.ch oder in der App.
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