Vorsicht Pflegenotstand: Experten warnen vor Versorgungskrise
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Personalmangel
Schweiz

Vorsicht Pflegenotstand: Experten warnen vor Versorgungskrise

23.02.2024 17:09 - update 23.02.2024 17:29

Baseljetzt

Die Schweiz wird immer älter. Die Bereitschaft, als Pflegefachperson zu arbeiten, schrumpft hingegen. Laut einer Studie könnte der Krise in der Langzeitpflege mit drei Lösungsansätzen begegnet werden.

Gemäss der Gewerkschaft Unia bestehen diese Lösungsansätze in einer fairen Pflegefinanzierung, einer gesellschaftlichen Debatte über die Ausgestaltung der Langzeitpflege sowie im Einbezug der Pflegenden in ihre Arbeitsorganisation.

Diese Vorschläge werden vom Forschungsprojekt der Fachhochschule der italienischen Schweiz (SUPSI) gemacht. Initiiert wurde das Projekt 2021 von der Gewerkschaft Unia. Vorgestellt wurde die Studie, die laut eigenen Angaben erstmals die Pflegenden in den Mittelpunkt der Forschung stellt, am Freitag in Bern.

Ausstieg wegen schwerer Arbeitsbedingungen

Beziehungsarbeit sei die Grundlage für eine qualitativ hochwertige Pflege. Das aktuelle Finanzierungsregime mache dies aber unmöglich und die Rationierung der Pflege schade der psychischen Gesundheit der Pflegenden. In Pflege und Betreuung betagter Menschen bahne sich daher eine Versorgungskrise an, wurde an der Medienkonferenz gewarnt.

Während sich die Zahl, der über 80-Jährigen in der Schweiz in den kommenden 15 Jahren beinahe verdoppeln werde, verschärfe sich die Personalsituation in der Langzeitpflege. Immer mehr Pflegende würden aufgrund der schwierigen Arbeitsbedingungen aus dem Beruf aussteigen. Das wiederum verunmögliche den dringend notwendigen Ausbau von Angeboten der Langzeitpflege.

Mehr finanzielle Mittel notwendig

Gefordert wurde daher eine kurzfristige Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um die Abbrecherquote zu senken. Es brauche zudem mehr erschwingliche Angebote, um einen zu frühen Eintritt in Pflegeheime zu verhindern. Die demografische Entwicklung erfordere zwingend mehr finanzielle Mittel.

Drei Lösungsansätze wurden vor den Medien skizziert. Migrant:innen spielten in der Langzeitpflege bereits heute eine wichtige Rolle und müssten diese weiterhin spielen. Es sei aber illusorisch zu denken, dass dies eine langfristige Lösung des Personalproblems sei.

Unbestritten sei zudem, dass mehr Pflegende ausgebildet werden müssten, um den steigenden Bedarf zu decken. Dass viele neuen Arbeitskräfte die Branche aber wieder schnell verliessen, zeige, dass Ausbildung allein nicht ausreiche. Propagiert wird der Einsatz neuer technologischer Möglichkeiten. Mit Robotern liessen sich aber bisher keine Arbeitskräfte einsparen, da sie wartungsintensiv seien. (sda/jes)

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24.02.2024 07:09

PJPM

Solange unser Pflegesystem von Politikern und Oekonomen geregelt wird, solange Pflegende als Laptopzombies durch die Gänge gehen statt die Patienten betreuen zu können, solange Stationsleitende mehr Absenzenmanagement statt Personaleinteilung machen müssen, solange wird sich nichts ändern. Bezahlt die Pflegenden gut, hämmert ihnen nicht Bürokratie um die Ohren, lasst sie pflegen.

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